„Und wenn er es nicht tut, wird es ein anderer tun. Das Ergebnis wird dasselbe sein.“
Aber wird es das wirklich sein oder hat man ihn nur ausgewählt, um mit ihm stellvertretend die Gesellschaft zu testen?
Martin Pietsch, 43 Jahre und hoffnungslos arbeitssuchend, immer redlich und bemüht, fährt sein Leben an die Wand. Seinen Frust lässt er zuerst an seiner Freundin aus, dann am Alkohol. Der nächste Tag ist ernüchternd. Ein Posting - wie er es nüchtern nicht einmal ansatzweise gedacht, geschweige denn geschrieben hätte. Interessant sind allerdings die Kommentare darauf. Denkt die ganze Gesellschaft wirklich so wie er? Wollen wirklich alle einen Mörder für seine Taten bluten sehen? Auge um Auge, Zahn um Zahn?
Es scheint erst, dass ihm seine Kommentare in den sozialen Medien ihm zum Verhängnis werden. Die Einstellung konnte er – wenn auch aus einem anderen Grund – vergessen. Aber jetzt wird er gerade wegen seiner Postings zu einem Einstellungsgespräch gebeten. Oder ist es eine Falle? Werden sie ihn gleich an Ort und Stelle festnehmen? Verhetzung, Wiederbetätigung oder was es sonst noch alles sein könnte… Warum hat er diese Sätze nur stehen lassen?
Aber da war ja noch ein Hoffnungsschimmer. Man könnte seine Worte auch anders deuten. Als Aufruf gegen verbale Gewalt im Netz. Daran wird er sich halten – so hat er das wirklich gemeint. Nur braucht er es nicht anders gemeint zu haben als er es geschrieben hat. Der Vertrag liegt genau deshalb vor ihm – weil er es so gemeint hat. Wenn auch unter erheblicher Alkoholeinwirkung.
Klaus Oppitz gelingt es innerhalb weniger Seiten eine Spannung zu erzeugen, die subtil im Leser aufkeimt und sich breit macht ohne dem Leser eine Chance zu geben, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
Mit jedem Absatz, mit jedem Wort wird der Leser einem Ereignis entgegengeschleudert um letztendlich mit einer unglaublichen Wucht regelrecht überrollt zu werden.
„Pietsch will sein altes Leben zurück. Jetzt hat er eine Gelegenheit. Auch wenn es eine grausame Gelegenheit ist.“
Der Autor zeichnet hier nicht nur eine klassische Dilemmadiskussion und bietet einiges an Stoff für Debatten rund um die Todesstrafe, vielmehr noch zeigt er eine Seite unserer Gesellschaft, die an Grausamkeit kaum zu überbieten ist.
Was das Netzt oftmals aufzeigt, stellt jede noch so schreckliche Diskussion über die Todesstrafe in den Schatten.
Und Klaus Oppitz wirft mit seinem Buch Licht auf diese Schatten…
5 Sterne