Cover des Buches Zehntausend Augen (ISBN: 9783897059139)
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Rezension zu Zehntausend Augen von Klaus Seibel

Rezension zu "Zehntausend Augen" von Klaus Seibel

von Synapse11 vor 12 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch, welches Fragen an den Leser stellt: Wie wichtig sind dir deine Werte? Wovon läßt du dich beeinflussen? Bleibst du dir selbst treu?

Rezension

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Synapse11vor 12 Jahren
*Schaf unter Wölfen* Inhalt: Die Berliner Polizei erhält ein Paket mit Überwachungskameras, die im Revier verteilt aufgestellt werden sollen. Der Täter droht mit Sprengstoffanschlägen. Er will der Polizei bei den Ermittlungen zusehen. Dabei hat er es besonders auf Kriminalhauptkommissarin Ellen Faber abgesehen. Sie soll die Verhandlungen führen und die Forderungen des Täters erfüllen, sonst seien Menschenleben durch Sprengstoffanschläge in Gefahr. Dem Täter reichen seine Computerspielchen nicht mehr, er will Action, will mit Ellen spielen als lebendigen Gegner. Ellen gerät unter Druck und zwischen alle Fronten. Meine Meinung: Klaus Seibel baut schon auf den ersten Seiten Spannung auf. Warum läßt sich sogar die Polizei unter Druck setzten und sich “auf die Finger schauen”? Schnell erhält der Leser die Antwort. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Über einigePolizeidialoge läßt sich auch mal schmunzeln. Ab der Mitte des Buches erfährt der Leser wer der Täter ist und seine Beweggründe. Jetzt weiß der Leser scheinbar mehr als die Protagonisten. Dadurch wird die Spannung aber nicht verringert, im Gegenteil. Der Leser gelangt auf die Stufe des Beobachters. Ich habe das Buch mit nur kleinen Pausen an einen Tag durchgelesen. Mann möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht und wann Ellen dem Erpresser endlich die Stirn bietet. Der Autor läßt den Leser in die Seele des Täters blicken, seine Handlungen verfolgen und seine Gedanken kennen. Wie es in der Realität bei einigen spielsüchtigen Personen vorkommt, kann auch hier der Täter nicht mehr zwischen realer und virtueller Welt unterscheiden. Sein Tun ist für ihn nur ein Spiel. Doch PC Spiele ohne lebende Opfer genügen ihn nicht. Er will Rache an der Polizei und an Ellen. Klaus Seibel setzt die Protagonistin Ellen wie ein “Schaf unter Wölfen” ein. Der Leser lernt ihre Beweggründe kennen und kann selbst entscheiden, wie er an ihrer Stelle gehandelt hätte. Zunächst scheint das Buch psychologisch gut durchdacht, zumal Ellen auch noch eine Polizeipsychologin an ihre Seite gestellt bekam. Aber war diese ihr wirklich eine Hilfe? Ellen war eine Frau mit Charakter und Werten und hat diese ziemlich schnell über Bord geworfen. Sie legt plötzlich mehr Wert auf andere Stimmen als auf die ihres Herzens. Okay, sie hatte ihre Gründe und auch da standen Werte dahinter. Meines Erachtens hat sie sich zu schnell auf die Seite des Täters ziehen lassen - hier hätte ich im Buch mehr Unterstützung durch die Polizeipsychologin erwartet. Letztendlich blieb Ellen jedoch bei den Ermittlungen sich selbst treu - das hat mir gut gefallen. Ein Buch, welches Fragen an den Leser stellt: Wie wichtig sind dir deine Werte? Wovon läßt du dich beeinflussen? Bleibst du dir selbst treu? Welchen Stimmen folgst du? Dadurch ein Buch, was nicht nur durchgehend spannend ist, sondern auch eine Message enthält, ohne dass diese dem Leser vorgeschrieben wird. Dennoch frage ich mich - Ist ein Krimi nur dann ein guter Krimi, wenn Frauen darin gedemütigt und bloßgestellt werden? Haben Männer nichts anderes im Sinn als nackte Frauen? Auch der Schluss hat mich nicht zufriedengestellt. Das Ende schreit nach einer Fortsetzung, in der der Täter gefasst wird. Für das moderne Thema Medien, den fließenden Schreibstil und die im Buch versteckte Message vergebe ich 3 Sterne. Für die Fortsetzung bleibt zu wünschen, dass Ellen dem Täter das Handwerk legt und ihre Ehre zurückgewinnt. Meine Lieblingstextstelle: “Auch eine Woche, die ein Leben radikal verändert, beginnt mit einem Montag.” (S.7) Fazit: Ein moderner Kriminalroman, spannend, mit kleinen Überraschungen, einer versteckten Message und offenem Ende.
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