Ein Freund
Nein, hab ich wohl damals gedacht, beim Erscheinen des Buches 'Warum spielst du Imagine nicht auf dem weißen Klavier, John?' von Klaus Voormann, nicht schon wieder ein Beatles–Buch lesen. Obwohl Klaus Voormann, den ich als Musiker schon mein ganzes Leben lang kenne, in meiner persönlichen Werteskala recht weit oben ist.
„Ein anständiger Mensch“ denk ich von ihm, kanns nicht genau begründen natürlich, kenn ihn ja von Bildern, aus Zeitungen und von der Musik, an der er beteiligt war.
Und wo war der überall! Grandiose Bands, Ereignisse, als Grafiker erfolgreich, als Musiker geschätzt – und trotzdem hab ich das Buch erst jetzt gelesen, nachdem ich Eric Clapton „Mein Leben“ und den Artikel von Voormann in der Süddeutschen Zeitung dazu gelesen hatte, in dem er sich ein wenig enttäuscht über Clapton und seinen Egoismus geäußert hat, allerdings zurückhaltend, freundlich, fast verständnisvoll.
Diese Zurückhaltung ist in seinen Buch auf jeder Seite zu spüren. Er ist kein geschickter Schreiber, manchmal hats fast etwas Aufsatzhaftes, aber das stört nicht, macht eher den Inhalt wichtiger, deutlicher, ohne Ablenkung durch literarische Feinheiten.
Er beginnt damit, dass George Harrison anruft und sagt, er wär in Golling beim Stanglwirt und ob er nicht vorbeikommen könne.
Damit ist das Hauptthema der Geschichte da: The Beatles, seine Freundschaft mit allen vieren, am meisten mit Harrison vielleicht, ihr Treffen Anfang der Sechzigerjahre in Hamburg, ihre Geschichte, seine Geschichte, es ist seine Geschichte der verpassten Gelegenheiten, jemand der mit John Lennon, Yoko Ono, Eric Clapton zum Auftritt nach Toronto reist, kriegt viel Aufmerksamkeit, Anerkennung, seine Schüchternheit, das fehlende Selbstvertrauen haben vielleicht eine große Musikerkarriere verhindert, obwohl sie auf eine unauffällige Art sicher groß war.
Nachdem er zurück in Deutschland war, hat er produziert, Trio unter anderem, das Feinste, das die „Neue Deutsche Welle“ hervorgebracht hat, hat wieder als Grafiker gearbeitet und hat immer den Kontakt mit den Beatles gehalten, bis hin zum letzten Besuch bei George Harrison in England, kurz vor dessen Tod.
Paul McCartney hat ein Vorwort, eine Vorbemerkung beigesteuert zum Buch und ich denk, es ist eines der lesenswertesten Bücher über einen Musiker oder eine Musikerzeit, die man finden kann. Voormann widersteht jeder Versuchung schlagzeilenträchtige Details auszubreiten, er ist ein echter Freund der Beatles und schaffts wirklich mit großer Zuneigung und großem Respekt zu erzählen. Er lässt nicht die Enttäuschungen aus, die Fehlschläge, aber ist nicht voyeuristisch – er ist ein liebenswerter anständiger Mensch.
Danke fürs Buch Herr Voormann.