Rezension zu "Die Seele im 20. Jahrhundert: Eine Kulturgeschichte" von Kocku von Stuckrad
Ein weitgehend vergessenes Thema der Wissenschaften und doch den Menschen vertrautes sowie fremdes Thema erzählt Kocku von Stuckrad als eine faszinierende Geschichte der Seele aus kulturwissenschaftlicher Sicht. Von Stuckrad analysiert die Debatten zum Begriff der Seele beginnend am Ende des 19. Jahrhunderts aus psychologischer, philosophischer und kulturwissenschaftlicher Sicht. Er bietet dabei nicht weniger als einen Diskurs durch Naturforschung, Anfänge bis heutige Grenzlinien der Psychologie, Okkultismus und eine Rundreise zu Religion, Kunst, Philosophie und Wissenschaft sowie im heutigen populären Diskurs u.a. in Politik, Literatur und Film. Bis heute landet er dann mit dem Leser in der Transpersonalen Psychologie, Naturphilosophie, spirituellen Praktiken und ökologischen Bewegungen.
Das Buch ist daher sowohl für den Laien als auch den Experten, der sich vertiefen mag, ein sehr guter und tiefer Überblick zum Thema Seele. Für den Laien sei klar gesagt, dass es sich hier um eine tiefe wissenschaftliche Analyse handelt, welche jedoch durch die vielen Zitatwiedergaben im Seelendiskurs Inspiration und Motivation für das eigene innere Seelendenken ist. Von Kuckrad hat hier einen riesigen Überblick des Seelendiskurses in der westlichen Kultur v.a. im deutsch- und englischsprachigen Raum geschaffen. Leider lässt er eine Lücke zwischen 1930 und 1950 offen. Es ist zu vermuten, dass sowohl die Nationalsozialisten als auch die im Exil Lebenden sowie die Menschen zwischen diesen Polen die Seele und den Diskurs nicht völlig ausgeblendet haben.
Die Stärke des Buches liegt darin, dass hier auf 279 Seiten tiefe Analysen mit vielen bekannten Namen der Fächer stattfinden. 24 Seiten Literaturverzeichnis zum Thema Seele geben fast schon eine Bibliographie zum Begriff her und stehen für sich. Es ist von Stuckrad zu wünschen, dass er öfter Freisemester hat.
Das Buch sei aus akademischen und privaten Aspekten jedem empfohlen, der eine Reise ins Seelenerleben wagt.