Cover des Buches Nur das Böse (ISBN: 9783742404152)
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Rezension zu Nur das Böse von Koethi Zan

Gefangen (Hörbuchrezension)

von Starbks vor 6 Jahren

Rezension

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Starbksvor 6 Jahren
Ich habe Koethi Zans „Nur das Böse“ als Hörbuchlesung, gelesen von Nina Petri, Julia Nachtmann und Sascha Rotermund, gehört. Das Hörbuch ist erschienen im DAV-Verlag (der Audio-Verlag) als ungekürzte Lesung mit einer Gesamtlaufzeit von fast 12½ Stunden. Es liegt mir vor als mp3-CD.

Zum Inhalt: Julie, eine Studentin aus gutem Haus, wird von einem mysteriösen Paar gekidnappt und in einem fensterlosen Raum gefangen gehalten. Die Gründe für ihre Gefangenschaft liegen wohl darin begründet, dass sie religiösen Fanatikern ins Netz gegangen ist, entbehren aber ein wenig jeder Logik. Während Julie ums Überleben kämpft, dass das Böse nicht nur in ihrem Kidnapper, sondern vor allem auch in dessen Frau steckt...

Wieder einmal ist der Originaltitel „The Follower“ so viel aussagekräftiger als der deutsche Titel, denn im Mittelpunkt der Geschichte steht einzig und allein Cora, die Frau des Täters. Ihre Vergangenheit wird beleuchtet, und es wird nach Erklärungen gesucht, wie diese zu dem wurde, was sie ist: kalt, hilflos, dem Täter quasi willenlos ergeben.

Der Thriller arbeitet mit vielen Rückblicken in denen der Leser das Leben Coras mit ihrem alkoholkranken Vater und den wenigen Lichtblicken in ihrem Leben beleuchtet. Da waren die ersten richtigen Freunde, die dann doch keine waren, ein Mann, der sie vor ihrem Vater gerettet hat, eine Mutter, von deren Verbleib sie nichts weiß. Ähnlich wie in Jeannette Walls „Schloss aus Glas“ befinden sich Cora und ihr Vater auf einem ständigen Road Trip durch die USA – immer, wenn es brenzlig wird, hauen sie ab. So wird dann auch der Rand McNally Road Atlas Coras bester Begleiter.

Dieser Thriller muss als Psychogramm einer zerstörten Kindheit und zerstörten Seele gelesen werden. So gefällt es mir auch gut, dass er mit wenig geschilderter Gewalt auskommt. Julie, die zwar oft im Mittelpunkt steht, ist eigentlich eine Nebenfigur. Dennoch wird auch hier gut geschildert, wie sie, die zuvor wirklich alles hatte, ihr Leben und ihre Freunde als selbstverständlich hingenommen hat.

Am Ende baut die Autorin noch ein paar geschickte Schachzüge ein, die ich hier leider nicht verraten kann. Und so kann man sich dann fragen, was eigentlich Gerechtigkeit ist – ist das Ende hier gerecht und gerechtfertigt?

Es gibt auch noch wenige Unstimmigkeiten, die eigentlich nicht passieren sollten, wenn sie einem Hörer schon beim ersten Hören auffallen. Aber man kann darüber hinwegsehen.

Als Hörbuch eignet sich dieser Thriller besonders gut, weil der Personenkreis stark eingeschränkt ist. So kommt man immer gut mit, auch, wenn man mal ein paar Zeilen nicht gehört hat, was mir bei Hörbüchern immer mal passiert.

Fazit: Mindestens 4,5 Sterne für ein Hörbuch, das mich zwar nicht komplett gefesselt, aber perfekt unterhalten hat. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass viele Leser etwas vollkommen anderes erwartet haben. Koethi Zan dürfte auf jeden Fall auch in Zukunft wieder ihren Weg in meinen CD-Player finden.
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