Ich habe schon viel von dem Fernsehkoch Kolja Kleeberg gehört, gesehen und gelesen, aber noch nie eines seiner Rezepte erprobt, obwohl mich seine Tipps und Kniffe, sowie die zahlreichen Ideen in seinen TV Sendungen sehr angesprochen haben. Nun wollte ich mir doch selbst ein eigenes Bild von Kolja Kleebergs Künsten, Ideen und Inspirationen machen. Und wie sein Titel des Buches bereits andeutet „Kolja kocht – Raffiniert. Kreativ. Köstlich“, geht es viel um seine eigenen Vorlieben, Erfahrungen und Lieblingsrezepte. Er gilt inzwischen als ein Meister seines Fachs. Hier steht nicht nur die regionale und lokalbezogene Küche im Vordergrund, sondern auch das Lebensgefühl beim Kochen, die Präsentation, die regionalen Köstlichkeiten, einfache und auch gerne exquisite Verarbeitung und maximaler Genuss für Gaumen und Seele. Zudem dürfen wir den sympathischen Buchautor durch sein kulinarisches Berlin begleiten, was dem Buch eine besondere Note verleiht.
Erschienen im Südwest Verlag (http://www.randomhouse.de/Verlag/Suedwest/32000.rhd)
Inhalt / Beschreibung:
"»Gerade wenn ich unterwegs bin, werde ich oft angesprochen und nach meinen Kochtipps gefragt – und da geht es immer um ganz grundsätzliche Fragen, wie etwa die nach den perfekten Bratkartoffeln oder dem saftig-knusprigen Steak. So bin ich auf die Idee zu diesem Buch gekommen.«
Nun stellt Kolja Kleeberg also seine Lieblingsrezepte vor und verrät dazu allerlei Küchengeheimnisse. Nebenbei führt er uns durch sein Berlin – vom Wochenmarkt in Charlottenburg bis zum Gendarmenmarkt, wo das VAU ist."
Meinung:
Ich bin leidenschaftliche Köchin, aber bei mir geht es im Alltag oft schnell und einfach zu. Meine Gerichte sind wegen meiner Kinder immer selbstgemacht und ich verzichte soweit es geht auf Tüten, Packungen und Convenience Food und Co. Manchmal mag ich es aber auch gerne edel, ausgefallen, exquisit und überraschend. Gerade wenn wir am Wochenende gemeinsam kochen, oder Gäste geladen haben. Hier tritt dann „Kolja kocht“ mit seinen Geheimtipps vom Sternekoch in Aktion und bietet mir viele neue Anregungen und Konstellationen der Geschmackswelt. Kolja Kleeberg bringt mit seinem ersten Kochbuch nicht nur das Gericht auf den Tisch, er bringt Hintergründe, Erfahrung, Erlebtes, Vorlieben und Variation.
Mit einer Art Einleitung als Vorwort meldet sich der passionierte und überzeugte Fernsehkoch und nun Buchautor zu Wort, hier gibt Kolja Kleeberg kurze Einblicke in seine Arbeit, in sein Denken und dem Wunsch, nachhaltige, kulturelle und bodenständige Küche a la Hausmannskost mit dem gewissen Pfiff und edlem Extra an die Leser und Köche zu bringen. Ein solches Vorwort finde ich immer sehr wichtig, damit der Leser einschätzen kann, wohin die Reise geht. Es gibt nichts Wertvolleres als saisonal und regional und lokal den Jahreszeiten und Vorlieben und Traditionen aus allen Ecken Deutschlands gerecht zu kochen und zu schlemmen. Aber es darf auch ausgefallen sein, besonders, exquisit und herausstechend. Hier schafft Kolja Kleeberg in seinem Buch eine Basis, die diese Innovationen und diese Noblesse auch im Alltag umsetzen lässt. Ich habe für mich jedoch festgestellt, dass ich die meisten seiner Rezepte und Ideen eher für besondere Anlässe und Begebenheiten auswählen werde. Für meinen Alltag sind einige Zutaten dann doch zu speziell und nicht in meiner Kochroutine etabliert. Da die Gerichte sehr sorgfältig und mit jeweils einer ganz besonderen Note erscheinen, üppig und umfangreich sind, gelingen sie zwar relativ schnell und unkompliziert, rauben aber doch etwas mehr Zeit als eine fundierte bodenständige Küche mit Altbewährtem. Aber bitte nicht abschrecken lassen, denn es werden auch „Quick & easy“- Rezepte beschrieben, mit speziellen Tipps und Tricks, der Ideale Pfannkuchenkniff zum Beispiel, oder ultimativen Bratkartoffeln. Hier gibt es interessantes Wissen und spezielle Tricks zum perfekten Gelingen. Hier und da habe ich mich jedoch auch für meinen Alltag inspirieren lassen und einige Ideen und Abwandlungen beherzigt, die in meiner Familie schon regen Anklang gefunden haben. Zum ersten Mal habe ich ein Ei poschiert. Es ist gelungen, der Autor hat hier eine gute Arbeit in seiner Anleitung geleistet. Die Gerichte und vor allem auch die einfachen Grundrezepte gliedern sich nach Vorspeisen, Zwischengerichte, Hauptgerichte, Desserts und Grundrezepte. Da der Koch sehr auf saisonale Produkte achtet, sind seine Gerichte fair für die Umwelt, das Klima, dem Portemonnaie und dem Geschmack. Ein Streifzug durch Berlin und seinen Märkten zeigt Orte an denen der sympathische Koch selbst einkauft und Zutaten ordert. Also, ran an die Töpfe und Möglichkeiten, die die eigene Heimat zu bieten hat. Egal ob Berlin oder anderswo… gibt es immer wieder tolle Tipps, Anekdoten, Assoziationen und Erlebtes von Land und Leute und von Kolja Kleeberg selbst.
Trotz der Vielseitigkeit der verschiedenen Gerichte und Verarbeitung und Zubereitung der Lebensmittel, ist dieses Buch nicht gänzlich als Grundkochbuch oder Standardwerk zu betrachten, denn die Gerichte sind schon etwas spezieller und feiner. Das zeigt sich auch an den Mengenangaben. Es werden bekannte und beliebte Rezepte vorgestellt und angeleitet, und jedes dieser Gaumenfreuden hat das gewisse Etwas und die besondere Note des Kochs. Kolja kocht, so hat das Buch seinen Namen verdient.
Ein nennenswerter Minuspunkt, für die Menschen, die darauf achten wollen oder gar achten müssen: Es gibt keine Nährwertangaben zu den Gerichten. Kalorien pro Portion werden nicht ermittelt und einzelne Nährwertangaben zu Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße werden nicht explizit angeführt. Mich stört es nicht, aber ich weiß, dass viele Menschen darauf achten müssen und eventuell hier ein Hindernis sehen könnten.
eigene Erfahrung:
Vom Gucken und Anschauen wird man nicht satt, und kann sich auch keine eigene Meinung bilden. Also habe ich in schnell das erste Rezept erprobt und nebenbei mein erstes Ei poschiert. Ein schmackhafter Kartoffel-Senfgurkensalat mit frischer Makrele vom Wochenmarkt kam gestern bei uns auf den Tisch. Da hat das Einkaufen auf unserem hiesigen Wochenmarkt am Donnerstag besondere Freude bereitet. Ich habe alle Zutaten bekommen und das Rezept bot Gelinggarantie. Fein. Dazu gab es meine experimentellen poschierten Eier. Dieses Buch setzt eine gewisse Kenntnis voraus, ganz ohne Kocherfahrungen lässt sich hier leider wenig zaubern. Oder es würde tatsächlich an Zauberei grenzen. Einige Begriffe und Methoden werden vorausgesetzt, das ist in dieser Liga aber sicherlich kein Manko, da es eben ein spezielleres Kochbuch ist. Neuere Methoden wie beispielsweise das „Rückwärtsgaren“ haben mich interessiert und wurden genau erläutert. Leider braucht man solche Methoden im Alltag eher selten. Suppen, Soßen, Desserts, Getränke, Häppchen, Beilagen, Überbackenes, Gratiniertes, Geschmortes, Gebratenes, gedünstetes, Herzhaftes, Süßes, Flüssiges oder Festes, Basis oder Grundlage oder schon verfeinert und abgewandelt.....Hier gibt es alles, was der Gaumen liebt und was die Regionen Deutschlands hergeben und mögen. Im Sommer eher leicht und frisch, im Winter nahrhaft und wärmend.
Bis auf das genannte Manko (fehlende Nährwerte und kompliziertere Zutaten) im Buch, bin ich ganz wohlgesonnen, obwohl ich in Zukunft doch wieder eher bei meinen Standards bleibe.
Illustrationen / Angaben / Präsentationen:
Zu jedem Gericht finden wir eine detaillierte Schritt-für Schritt-Anleitung und einige Illustrationen in Großansicht. Großer Pluspunkt sind die grandiosen Fotoaufnahmen der Gerichte. Da läuft einem schon das Wasser im Munde zusammen.
Auffällig ist, dass sich der Koch und Autor aber auch gerne selbst in Szene setzt und sich durch sein Buch in ein gewisses Rampenlicht stellt. Es sei ihm gegönnt!
Die Aufnahmen sind von guter und anschaulicher Qualität, kräftige Farben und klare Bilder. Die fotografierten Speisen machen Appetit und Lust aufs Kochen. Eine schöne Auswahl, die noch Raum für eigene Phantasie und Vorstellungen lässt, da die eigenen Werke und Kreationen nicht immer das dargestellte Bild zeigen werden.
Die Mengenangaben sind klar und treffend. Hier gibt es auch eine kurze Erklärung und auch einige mögliche Varianten oder Tipps. Die Gerichte sind in der Regel für 2 Personen (was ich eher ungewöhnlich finde) bemessen, jedoch nicht für üppige Mahlzeiten kalkuliert. Es ist ein Genuss, bei dem Weniger einfach auch mal Mehr ist.
Der Fernsehkoch und Autor:
"Eigentlich wollte Kolja Kleeberg (geboren 1964 in Köln) Schauspieler werden. Am Stadttheater Koblenz arbeitete er sich zum Regieassistenten, Inspizienten und Nebendarsteller hoch – und beschloss dann, lieber eine Kochlehre zu beginnen. Nach mehreren Stationen in Bonn, Köln und der Schweiz kam er 1996 nach Berlin, wo er ein Jahr später im Restaurant VAU anheuerte. 1997 übernahm er das VAU als Inhaber und erkochte sich einen Michelin-Stern, den er seither hält. Zudem ist er bekannt aus zahlreichen TV-Kochsendungen, darunter "Lanz kocht", "Kocharena" und "Die Küchenschlacht"."
Fazit:
Ein schönes und inspirierendes Kochbuch für besondere und edle Anlässe. Nicht immer ganz alltäglich, aber dennoch bodenständig und regional. Wer nicht auf Nährwertangaben achtet, der wird hier einen exquisiten und innovativen Küchenbegleiter mit besonderen Tricks und Kniffen und neuartigen Garmethoden finden und darf sich über viele Inspirationen und Variationen freuen. Ein Kochbuch für den besonderen Anlass oder als Inspirationsquelle für den Alltag. 3,5 Sterne!