»Ganz gleich, wie es nun werden möge - so wie es kommt, so wird es mein Schicksal sein, und so will ich es nehmen, stumm und bereit, ich habe es nicht anders gekonnt, ich habe es auch nicht anders gewollt.«
Konrad Merz, eigentlich Kurt Lehmann, überlässt in seinem wohl bekanntesten und nun glücklicherweise neu aufgelegten Roman seinem Protagonisten, dem jungen Winter, das Wort. Durch Briefe und Tagebucheinträge erlebt man die Erlebnisse ab Ende 1933 bis Dezember 1934 hautnah aus seiner Sicht:
Sein bester Freund Heini wird von der Geheimen Staatspolizei gesucht und Winter hilft ihm. Nachdem sich dieser jedoch erschossen hat, fällt das Schicksal auf den Protagonisten und ihm bleibt nichts anderes als die Flucht. Er entscheidet sich für Holland. Dort angekommen, schlägt er sich – so gut er kann – durch, hungert, trauert, vermisst und sucht nach Arbeit.
Seiner in Berlin zurückgebliebene Ilse schenkt er jeglichen Gedanken und wünscht sich nichts mehr, als dass sie bei ihm wäre.
So vergehen die Tage und nichts ist mehr, wie es zuvor war, selbst als Ilse ihn besuchen kommt…
Der Anfang dieses Buchs ist nicht ganz einfach. Der Einstieg folgt abrupt mitten ins Geschehen und man muss sich erstmal in der Szenerie und sogleich mit der besonderen Form zurechtfinden.
Gibt man aber dem ersten Roman der Exilliteratur, der leider völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist, eine Chance – und das sollte man(!) –, wird man es nicht bereuen. So nah wie dieser Text – durch Tagebucheinträge und Briefe –, die Lesenden am Alltag Winters teilhaben lässt, dadurch Sehnsüchte, Wünsche und das Leid schildernd, ist einzigartig. Somit ist das bereits 1936 im Amsterdamer Querido Verlag erschiene Buch für mich persönlich ein großartiger Roman und noch viel mehr – ein beachtenswertes Zeitdokument, besonders im Hinblick auf die darauffolgenden Jahre.
Zwischen all dem Leid und der Tragik, finden sich auch ironische und humorvolle Anspielungen. Je mehr man von diesem Buch liest, desto mehr wird auch Merz‘ rhetorisches Können deutlich.