Als die Polizei Göttingen zum Brand eines Bauernhofs gerufen wird, bei dem der Besitzer verbrannt ist, entdecken die Ermittler im Keller einen geheimen Folterkeller und ein schwer verstümmeltes Opfer. Das Schlimmste: der Mann ist noch am Leben, kann aber aufgrund seines desolaten Zustandes nicht aussagen. Als die Identität des Opfers bekannt wird, entsteht eine Parallele zu einem alten Fall, bei dem einer der Täter seit Jahren flüchtig war – bis jetzt! Die Grenzen zwischen Täter und Opfer verschwinden und Kommissar Lambach verstrickt sich immer mehr in eine scheinbare Verschwörung. Wieder einmal ist er kurz davor, sein Privatleben wegen eines Falls komplett zu vernachlässigen und so steht er bald ziemlich alleine da. Dieser letzte Fall vor seinem vorgezogenen Ruhestand lässt ihn nicht los.
„Lambachs letzter Fall“ ist ein Thriller mit Elementen eines Kriminalromans. Es gibt Ermittlungen, die aber nicht zu einem Großteil im Vordergrund stehen. Fokussiert wird sich hier auf die Hintergründe des Falls und auf ein wahrhaft grausames Verbrechen, über dem die Frage schwebt: Ist ein Opfer noch ein Opfer, wenn es eigentlich ein Täter ist? Was ist Recht und was Gerechtigkeit? Dieser Konflikt und die Verbissenheit des Kommissars erzeugen eine durchgehende Spannung. Es gibt brutale Szenen (Achtung, Triggerwarnung), die in die dunkelsten Abgründe des menschlichen Handelns blicken lassen, aber auch ruhige und psychologisch tiefgründige. Eine sehr gelungene Mischung. Einzelne Kapiteleinschübe spielen in der Zukunft und werden aus Sicht einer bis zum Schluss unbekannten Person erzählt - tolles Stilmittel. Die Handlung ist sehr komplex aufgebaut und hat mich bis zum Ende gefesselt und immer wieder an meinen Überlegungen zweifeln lassen. Der Protagonist Lambach ist verbissen und getrieben von seinem Gerechtigkeitssinn. Er könnte es sich einfach machen, den Fall abschließen und in den Ruhestand gehen. Dennoch will er den wahren Opfern Gerechtigkeit verschaffen und bringt sich dadurch selbst in große Gefahr.