Gemeinsam mit ihren Eltern verlässt Lilah ihr Zuhause und macht sich auf eine lange Reise zu ihrem „Baba“. Bald bemerkt sie, dass sie ihre Puppe vergessen hat. Doch zum Umkehren ist es nun zu spät. Zu Fuß und auf dem Schiff geht es immer weiter und weiter. Die Sehnsucht nach der Puppe ist groß, doch Lilahs Eltern können ihr immer wieder Geborgenheit schenken.
Meine Meinung:
Ich fand das Buch sehr berührend. Für mich symbolisiert es den Abschied von etwas Vertrautem – und wie der Zusammenhalt in der Familie dabei hilft, mit dem Verlust umzugehen. Besonders stark fand ich die Rolle von Mamas Tuch, das sich in den verschiedenen Situationen wandelt: mal als Polster, mal als Decke, zum Füße abwischen – und am Ende sogar als neue Puppe. Dieses Detail spricht auf eine stille, poetische Weise von Fürsorge, Wandel und innerer Stärke.
Das Buch funktioniert wunderbar als liebevoll erzählte Geschichte – und lädt gleichzeitig zu einer tieferen, beinahe philosophischen Auseinandersetzung mit Verlust, Erinnerung und Geborgenheit ein.
Kristien Dieltiens
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Neue Rezensionen zu Kristien Dieltiens
Das "Kellerkind" von Kristien Dieltiens erzählt die Lebensgeschichte Kaspar Hausers.
Leseprobe:
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"Du bist am Leben geblieben, Michael", sagte sie, "auf dich wartet noch eine wichtige Aufgabe."
Nach sieben Tagen war das Schlimmste überstanden, und ich erhielt Besuch von meinem Retter. Er war in meinem Alter, vielleicht etwas jünger, und diesmal blickte er fröhlich drein. Wieder meinte ich, ihm früher schon einmal begegnet zu sein. ...
Jedes Kapitel beginnt mit einer schwarz hinterlegten Seite, die mit einem Zitat eines berühmten Menschen versehen ist. Wir steigen mit dem Prolog in die Handlung ein und endet mit einer Liste von Worterklärungen.
Kurze Inhaltsangabe: um was geht es im Buch - neben dem biografischen Aspekt wird aufgedeckt, wer diese Junge Kaspar Hauser wirklich war.
In Nürnberg wird ein Junge gefunden. Er kann weder richtig sprechen noch gehen - ist 16 Jahre und führt lediglich zwei Briefe mit sich. Es klappt gerade mal so, dass er seinen Namen schreiben kann. Kaspar Hauser !!!
Ich muss sagen, dass ich den Schreibstil der Autorin echt passend fand zum Inhalt und der Zeit, in der die Handlung spielt. Nicht immer ganz leicht zu lesen, aber authentisch, das fand ich sehr wichtig. Ob das, was die Autorin zur Geschichte Kaspar Hausers macht, alles komplett real und wirklich war, ist nicht belegt, es ranken sich bekanntlich zahlreiche Legenden um diese Person, aber dennoch fand ich die Lektüre, ob nun zu 100 Prozent wahr oder nicht, kurzweilig, spannend und lesenswert, erfrischend.
Die Schwierigkeiten Kaspar Hausers, bezogen auf sein Anderssein, seine Behinderung .... werden gut herausgearbeitet und außerdem das damalige Leben in der Stadt Nürnberg. Mir hat die Handlung rundherum gut gefallen. Ich war bestens unterhalten und konnte mich sehr gut in die Charaktere hinein versetzen.
Die Geschichte hatte mich aufgrund des Klappentext sehr interessiert und ich war gespannt, was da auf mich zukommt. Als ich mit dem Buch begann war ich ein wenig verwirrt. Der Prolog zeigt eine Szene die uns ziemlich am Ende erneut begegnet und dann kommt eine Szene, die ich nicht so recht zuordnen konnte. Daher fiel mir der Einstieg ins Buch gar nicht so leicht. Auch benötigte ich eine ganze Weile (ca. 150 Seiten) bis das Buch mich dann gefangen nahm. Bis dahin plätscherte die Handlung vor sich hin und war für mich eigentlich nicht so mitreißend. Doch dann fügte sich so langsam das Puzzle, ich hatte Zusammenhänge erkannt und Parallelen gezogen und konnte von da an nicht mehr mit dem lesen aufhören. Der Schreibstil der Autorin ist nicht weiter kompliziert und lässt sich gut lesen. Die Handlung wird uns aus verschiedenen Sichtweisen geschildert, sie ist in zwei Abschnitte unterteilt. Hierbei erleben wir die Geschichte aus der Sicht von Michael und aus der von Kaspar Hauser. Kaspar Hausers Sicht war für mich ein wenig ungelenk und sehr kindlich, so wie Kasper Hauser selbst, und für mich manchmal anstrengend zu lesen.
Das es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt merkte man dabei nicht. Sicher ist es für ältere Jugendliche gut geeignet, aber für mich hat es mehr den Flair einer Schulpflichtlektüre. Da ich schon eine Weile brauchte bis mich das Buch völlig für sich vereinnahmen konnte bestehen bei mir kleine Zweifel, dass Jugendliche sich davon fesseln lassen würden.
Die Handlung spielt in den Jahren ab 1812 und birgt auch viele lehrreiche geschichtliche Elemente. Man erfährt einiges über das Großherzogtum und die Geschichte von Baden. Die Autorin lässt diese Informationen sehr geschickt einfließen und das fand ich sehr angenehm.
Die Hauptcharaktere wurden gut dargestellt und es zeichnete sich recht schnell ein klares Bild von ihnen ab. Aber auch alle anderen Charaktere konnte ich mir gut vorstellen. Nur in den Schilderungen von Kasper Hauser verlor ich manchmal den Überblick über die Protagonisten.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen und es ist wirklich eine schöne Geschichte über Kasper Hauser. Besonders gut fand ich, dass jeder Abschnitt mit einem Zitat/Spruch eingeleitet wurde. Die Autorin hat nicht umsonst den Literaturpreis "Woutertje Pieterse Prijs" für das beste niederländische Jugendbuch bekommen. Aber auch Erwachsene, die etwas über Kasper Hauser erfahren möchten sollten zu diesem Buch greifen.
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