Cover des Buches Die Nachtigall (ISBN: 9783352008856)
Rezension zu Die Nachtigall von Kristin Hannah

Eine gut recherchierte Geschichte mit beeindruckenden Frauenfiguren vor der Kulisse des 2. WK

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine gut recherchierte, emotionale, starke Geschichte, mit beeindruckenden Frauenfiguren, vor der Kulisse des zweiten Weltkriegs. - 5 Sterne

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Inhalt:

"Noch ein Jahr zuvor hätte Vianne diese Antwort nicht verstanden. Sie hätte nicht verstanden, was für eine dunkle Seite die Liebe haben konnte und dass man manchmal nichts Fürsorglicheres für jemanden tun konnte, als ihm die Liebe nicht zu zeigen, die man für ihn empfand. " [S. 416]

Die beiden Schwestern Vianne und Isabelle könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Vianne sich ihr Leben "gut bürgerlich" mit ihrem Mann Antoine und ihrer kleinen Tochter Sophie auf dem Land eingerichtet hat, wird die wesentlich jüngere Isabelle, zum Leidwesen ihres stets abweisenden Vaters Julien, von einer Schule nach der anderen verwiesen.

Als Gerüchte laut werden, es würde zum Krieg mit Deutschland kommen, wird Isabelle von ihrem Vater gezwungen, sich den Flüchtlingen - die hoffen, im Süden Frankreichs vor dem Krieg sicher zu sein - anzuschließen, um zu ihrer Schwester Vianne zu gelangen. Der Weg dorthin ist beschwerlich und vom Beginn des Krieges gezeichnet.
Viannes Mann wurde mittlerweile einberufen und Vianne sieht sich nun mit der Aufgabe konfrontiert, alleine für das Wohlergehen ihrer kleinen Tochter zu sorgen.

Kurz nach der Ankunft ihrer Schwester Isabelle kapituliert Frankreich und wird zum Großteil von deutschen Soldaten besetzt. Als dann auch noch ein deutscher Hauptmann bei Vianne und ihrer Familie einquartiert wird, beginnt eine nervliche Zerreißprobe. Denn während Vianne, aus Sorge um ihre Tochter Sophie alles tut, um sich mit dem Soldaten gut zu stellen, lässt Isabelle in ihrer Wut keine Gelegenheit aus, zu demonstrieren, was sie von den Deutschen hält. Ihr innerer Drang, sich allen Regeln und Konventionen zu widersetzen, macht es ihr schließlich unmöglich, sich mit der Situation abzufinden und als ihr plötzlich die Gelegenheit geboten wird, sich der Résistance anzuschließen, überlegt sie nicht lange und lässt ihre Familie mit dem deutschen Hauptmann zurück.

"Sie konnten mein Herz nicht berühren. Sie konnten nichts an dem Menschen ändern, der ich im Innersten war. Meinen Körper...haben sie in den ersten Tagen zugrunde gerichtet, nicht aber mein Herz." [S. 580]

Meine Meinung:

Mit der ersten Hälfte des Buches habe ich mich schwer getan. Es wirkte zum Teil argst konstruiert, fast schon unglaubwürdig. Wie das Strickmuster eines Pullovers, dass man schon zigmal in den unterschiedlichsten Variationen in den Zeitschriften gesehen hat. Es fehlte das Unerwartete. Im Nachhinein macht das alles irgendwie Sinn, denn die Autorin hat ihre Geschichte gut durchdacht. Trotzdem hätte ich es spannender gefunden, zu erfahren, wie die beiden Schwestern mit Dingen umgegangen wären, die so gar nicht ihrem Wesen entsprechen; Möglichkeiten hätte es viele gegeben. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es dem Buch insgesamt nicht vielleicht geschadet hätte, denn die zweite Hälfte hat mich sosehr überzeugt, dass ich dem Buch letztendlich 5 von 5 Sternen geben musste. Die Autorin zeigt hier jede furchtbare Facette des Krieges auf und die beiden Schwestern machen eine enorme Entwicklung durch. Jede von ihnen sieht sich ihrem ganz persönlichen Schrecken ausgesetzt und jede von ihnen stellt sich diesem auf ihre ganz eigene und trotzdem beeindruckende Art.

Es ist gut möglich, dass sich die Autorin in der ersten Hälfte des Buches absichtlich zurückgehalten hat, damit die zweite Hälfte des Buches den Leser dann umso härter trifft; ähnlich wie ein Bombeneinschlag. Die Autorin schreibt hier so eindringlich, dass man als Leser das Gefühl hat, man wäre mit dabei. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft ich während des Lesens Tränen in den Augen hatte. Jedenfalls hat es mich die erste Hälfte des Buches komplett vergessen lassen. Und wenn sie nötig war, damit die Geschichte sich so entwickeln kann, kann ich gut und gerne damit leben.
Denn am Ende, als das Buch mit den Worten: "Wunden heilen. Die Liebe bleibt. Wir bleiben." schließt, habe ich gedanklich eine riesige Flagge für all die starken Frauen geschwungen, die dem Krieg auf ihre ganz eigene Art die Stirn geboten haben. Ihr seid meine Heldinnen!

Fazit:

Eine gut recherchierte, hoch emotionale, starke Geschichte, mit beeindruckenden Frauenfiguren, vor der Kulisse des zweiten Weltkriegs.

Bewertung: 5/5
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