Cover des Buches Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt (ISBN: 9783736304659)
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Rezension zu Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt von Kristina Günak

Ein weiterer, toller Lyx-Roman

von Nyansha vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Empfehlenswert!

Rezension

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Nyanshavor 7 Jahren

Der Roman „Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ von Kristina Günak erschien am 24. April 2017 im Lyx Verlag in Köln. Das Buch umfasst 287 Seiten, davon gehören 267 Seiten – aufgeteilt in 37 Kapitel - der Hauptgeschichte. Im Anschluss findet sich eine Leseprobe zu Benne Schröders Roman „In der Liebe ist die Hölle los“.

Klappentext

Bea Weidemann liebt nichts so sehr wie ihren Job in der Marketing – und Presseabteilung des kleinen Königstein-Verlags in Brauschweig. Wenn es darum geht, im Chaos den Überblick zu behalten, kann ihr gewöhnlich niemand das Wasser reichen. Doch jetzt steckt der Verlag in finanziellen Schwierigkeiten und steht kurz vor dem Aus – und selbst Bea kommt an ihre Grenzen. Denn alle Hoffnung liegt auf dem Bestseller-Autor Tim Bergmann. Um den Verlag zu retten, muss Tim einen wichtigen Leserpreis gewinnen – einziges Problem: Tim hält nichts von Plänen und macht nur das, was er will. Er hasst Lesungen vor großem Publikum, Literaturkritiker sind ihm egal, und dumme Fragen von Journalisten beantwortet er gern auf die grobe Tour – wenn er überhaupt zum Interview auftaucht. Bea wird für die anstehende Lesereise als Tims persönliche Anstandsdame abgestellt und soll den schwierigen Autor in verkaufsfördernde Bahnen lenken. Keine leichte Aufgabe, denn um Männer, für die ausgereifte Nahkampftechniken von Vorteil sind, macht Bea für gewöhnlich einen weiten Bogen – und wenn sie noch so gut aussehend sind! Doch während sie versucht, das Chaos von Tim – und sich – abzuwenden, merkt sie bald, dass auch die Liebe absolut nichts von ihren Plänen hält …

Gestaltung

Das Cover ist schlicht, aber gleichzeitig verspielt gehalten, nach der Lektüre muss ich schmunzelnd feststellen, dass das leichte Chaos sehr gut auf das Gefühlsleben der Protagonisten übertragen werden kann. Die goldenen Punkte, die sich plastisch vom Cover abheben, sind ebenfalls sehr gut gewählt für Menschen, die mit mehreren Sinnen lesen. Auf der Innenseite des Umschlags finden sich ein Zitat der Protagonistin, sowie der Klappentext. Für den hinteren Bereich wurden ein Zitat des Protagonisten und eine kurze Vita der Autorin gewählt. Die einzelnen Kapitel sind durchnummeriert und haben eigene, knappe Überschriften. Der Text ist gut leserlich und im Blocksatz gehalten, Zeitsprünge werden durch Absätze markiert.

Die Charaktere

Bea ist die autodiegetische Erzählerin der Geschichte. Bei ihr handelt es sich um eine Frau mit schwieriger Kindheit, die sich letztendlich zu einem sehr arbeitseifrigen Menschen entwickelt hat. Sie arbeitet für den Königstein Verlag in Braunschweig und wird beauftragt, sich um den schwierigen Autor Tim Bergmann zu kümmern, durch dessen Dystopie der finanziell in Schwierigkeiten geratene Verlag gerettet werden kann. Dazu muss Tim allerdings einen wichtigen Preis gewinnen und Bea ist von nun an seine Babysitterin. Denn nur so kann man es wohl bezeichnen, wenn eine Frau neben der Planung einer vierwöchigen Lesereise auch noch aufpassen muss, dass der Autor nicht die Flucht ergreift, oder gar nicht erst bei den Lesungen auftaucht. Bea zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie nicht nein sagen und auch schlecht einschätzen kann, wie viel sie letztendlich erträgt. Es zeigt sich, dass sie aufgrund ihrer Vergangenheit für alle da und ihnen behilflich sein möchte, wodurch sie sich selbst sehr vernachlässigt. Sie hat nach wie vor eine enge Bindung zu dem Haus, in dem sie aufgewachsen ist. Ihre Adoptiveltern nehmen immer wieder Pflegekinder auf, die sie aus schwierigen Verhältnissen bekommen und denen sie alles geben, was diese zuvor vermissen mussten. Auch hier will Bea unbedingt für alle da sein und übernimmt sich nicht selten. Während des Verlaufs der Geschichte zeigt sich, dass Bea eine deutliche Entwicklung durchmacht. Anfangs glaubt sie nicht an die große Liebe und hat einen „Freund mit Vorzügen“, während sie sich halb zu Tode arbeitet, weil sie keine Aufgabe ablehnen kann. Tim Bergmann raubt ihr letztendlich fast den Verstand, bringt sie aber auch dazu, ernsthaft ihr Leben zu reflektieren und den Spagat zwischen Herz und Verstand ins richtige Maß zu bringen.


Tim ist auf den ersten Blick schon ein ziemlich mürrischer Kerl. Als „Bad Boy“ konnte ich ihn während des Lesens nicht sehen, denn persönlich verbinde ich mit diesem Begriff etwas anderes als nur eine kriminelle Vergangenheit, gutes Aussehen und eine mürrische Art. Im Grunde ist er in den ersten Zügen ein ziemlicher Fiesling, mit dem man es wohl keine Minute aushält – wenn man nicht gerade muss. So ist es natürlich umso interessanter, dass Bea und er schlichtweg keine andere Wahl haben, als Zeit miteinander zu verbringen. Während sie ihn zu Beginn einfach nur nervt, lernt Tim, hinter die Fassade zu schauen und erkennt nach und nach auch die Parallelen zu sich selbst. Im Grunde kam er mir recht gefestigt vor, obwohl er natürlich auch wirklich üble Geschehnisse in seinem Leben zu verbuchen hat. Insgesamt hat er mir richtig gut gefallen, er war ein Charakter zum Schmunzeln und stellte eine erfrischend ehrliche Seite eines Autors dar.

Es gibt diverse Nebencharaktere, die vornehmlich aus Beas Umfeld stammen, wie etwa ihre Adoptiveltern und –geschwister, ihre KollegInnen und Freundinnen, ihr „Bettfreund“ Norman und seine Freundin Melanie, sowie viele andere, die Tim und Bea auf ihrem Weg kennenlernen. Tims Bruder wird nur erwähnt.

Bewertung

Bisher haben alle Lyx Romane, die ich gelesen habe, dasselbe „Feeling“ hinterlassen. Es sind Bücher zum Wohlfühlen, man findet schnell in sie hinein und kann beim Lesen den Alltag ausblenden, egal, wo man auch ist. Bisher habe ich nie danebengegriffen, auch deswegen bleibe ich dem Verlag gerne treu.


Es muss erwähnt werden, dass mit vielen Klischees gearbeitet wird, die es so natürlich schon in sehr vielen anderen Liebesromanen gab. Ob nun die Tatsache, dass Autor und persönliche Aufpasserin sich ineinander verlieben, oder so unglaubliche Zufälle wie der, dass sie sich aufgrund eines Fehlers ein Hotelzimmer teilen müssen – die Klischees sind da. Dennoch wurden diese sehr charmant eingeflochten, sodass man dennoch an vielen Stellen herzlich lachen konnte, oder doch schon mal einen Kloß im Hals hatte. An Gefühlen mangelt es sicher nicht, während man den Roman genießt. Auch der Beziehungsaufbau zwischen Bea und Tim ist im Grunde absehbar. Dennoch ist es letzten Endes in meinen Augen nicht Bea, die ihn „rettet“, eher ist es anders herum. Das wirkte auf mich ziemlich erfrischend, denn ich habe damit gerechnet, dass es nach dem Schema ablaufen würde, dass sie den muffeligen Autor zu einem netten Mann umerzieht. In meinen Augen sollte man den anderen so lieben, wie er ist und ihn nicht umkrempeln. Genau das tut Bea auch nicht. Ebenso hat Tim Respekt vor ihr und reagiert richtig, wann immer er etwas zu weit gegangen ist. Man merkt zwar, dass beide sich anfangs wirklich nicht leiden können, dennoch empfinde ich es nach wie vor so, dass sie sich auf Augenhöhe begegnet sind und das ist ein Unterton, den ich in unseren Zeiten als sehr wichtig empfinde.

Das Paar baut die Zuneigung langsam auf und selbst, als sie sich näher kommen, ist nicht sofort alles perfekt. Denn der Alltag geht weiter und sie müssen erst in diese Gefühle hineinwachsen. Die Darstellung der Beziehung finde ich recht realistisch, vor allem, wenn man bedenkt, dass die beiden unter einer gehörigen Portion Stress stehen. Sie haben ihre Differenzen und es geht auch mal einer von beiden zu weit. Sie sind ehrlich zueinander und sagen sich auch Dinge, über die man nachdenken und schlucken muss.

Schreibstil

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Bea geschildert. Der Schreibstil ist für mich auch typisch Lyx. Locker und leicht, aber mit einer großen Portion Intelligenz und Humor gespickt. Es ist schon faszinierend, wie die Bücher des Verlages sich vom Schreibstil her ähneln, obwohl ja unterschiedliche Autoren am Werk sind. Allerdings ist es schon erfrischend, dass man bei diesem Verlag eigentlich nie daneben greift. Hier muss auch der Einsatz von unterschiedlichen Stilmitteln erwähnt werden. An erster Stelle steht dabei, dass Tim anfangs noch ausnahmslos „Tim Bergmann“ genannt wird. Je näher die beiden sich kommen, desto häufiger liest man ausschließlich „Tim“, bis es bei diesem alleinig genannten Vornamen bleibt. Der Grad der Zuneigung wird hier sehr anschaulich vermittelt.

Kritik

Es gab nun einige Szenen, in denen ich mir ein bisschen mehr Prickeln gewünscht hätte. Das Potential war stets da, wie etwa während der Lesung, bei der das Licht ausgefallen ist und Bea und Tim gemeinsam vorgelesen haben. Die Szene wurde recht nüchtern geschildert, dabei hätte genau hier eine deutliche Portion Herzklopfen auf beiden Seiten beschrieben werden können.


Die Nebencharaktere aus Beas Umfeld blieben letzten Endes ein bisschen blass, dies ist aber auch kein Wunder, da der Fokus auf Bea und Tim gelegt wird, die sich nun einmal die meiste Zeit über weit weg von den anderen Charakteren aufhalten und somit nur telefonischen Kontakt zu ihnen haben können. Ein paar Szenen wurden auch mittels Rückblicke eingeflochten, insgesamt fehlte mir aber die Tiefe der Nebencharaktere.

Ebenso war mir die Reaktion der Nebencharaktere, plötzlich ganz für Bea da zu sein, etwas zu unrealistisch. Es passte nicht zu dem vorherigen Verhalten und auch, wenn jeder, der sich schon mal so aufgeopfert hat, sich so etwas wünscht, sieht die Realität meist anders aus. Das wirkte auf mich persönlich doch etwas zu sehr „alles ist am Ende gut“-klischeehaft.

Auch das Ende selbst war für mich nicht zufriedenstellend. Tim hat einige, sehr rührende Dinge gesagt und getan, aber insgesamt wirkte das Ende gehetzt und abrupt abgebrochen, fast so, als wären der Autorin keine Zeit oder Seitenzahlen mehr übrig geblieben. Ich war ziemlich perplex, als auf einmal mittendrin Schluss war und stattdessen eine recht lange Leseprobe die letzten Buchseiten eingenommen hat. Das ist reichlich schade, denn in meinen Augen fehlen einige, wichtige Szenen (etwa eine deutliche Bekennung der beiden zueinander, ein Treffen mit Tims Bruder oder eine Art Vorschau auf ihr Leben in einigen Jahren) und ich bleibe mit dem Gefühl zurück, dass an einer der wichtigen Stellen abgebrochen wurde.

Fazit

Insgesamt werden einige, wichtige Werte vermittelt. Von außen mag es vielleicht nach einem Liebesroman aussehen, wie es natürlich viele gibt, dennoch hat mir der soziale Aspekt ziemlich gut gefallen. Bea und Tim kommen beide aus sehr schwierigen Verhältnissen und haben somit viel durchgemacht. Doch sie haben es aus eigener Kraft geschafft, dennoch etwas aus ihrem Leben zu machen und dabei auch Rückschläge erlitten. Obwohl sie Karriere machen, haben ihre Laufbahnen Schwächen. Tim ist Bestsellerautor, dennoch hat er Schreibblockaden, eine Abneigung gegen Arroganz und Unverschämtheit und hasst Events. Dass einige Unsicherheiten dazukommen, lässt ihn ebenfalls sehr authentisch wirken. Bea hat ihre Karriere zurückgeschraubt, weil sie erkannt hat, dass die seelische Gesundheit mehr zählt, als Ansehen und ein gut gefülltes Bankkonto. Beide setzen sich für Kinder und Jugendliche ein, denen es genauso ergeht, wie es ihnen ergangen ist und versuchen, andere aus ihren Erfahrungen lernen zu lassen. Auch der Aspekt der Unsicherheit bezüglich der eigenen Zukunft, wenn im Raum steht, dass die Firma pleitegeht, wird anschaulich dargelegt. In Zeiten von Firmenauflösungen, Zeitverträgen und plötzlichen Kündigungen ist dieses Thema ebenfalls sehr brisant. Mir gefielen die vielen Moralansätze, die eingeflochten wurden, jedenfalls sehr. Aufgrund meiner oben genannten Kritik muss ich einen Stern abziehen, sodass ich mit 4/5 Sternen bewerte.

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