Hana und Frederik sind seit vier Jahren ein Paar. Sie unterhalten ein Hostel in Holland, das ganz gut läuft. Hana ist Frederik schon seit einer Weile mit ihren Familiengeschichten auf die Nerven gegangen. Jetzt ist er sie für die nächsten vier Wochen los. Sie ist auf dem Weg in ihr Heimatdorf, um Fragen zu klären, die sich ihr aufdrängen. Als erstes besucht sie ihren Vater, bei dem sie auch wohnen wird. Er war gerade erst an der Hüfte operiert worden.
Sie erkennt die Siedlung nicht wieder. Die grauen zehnstöckigen Plattenbauten sind Fassaden in gelb-grün-blauen Pastelltönen gewichen. In seiner Wohnung angekommen, hat sich allerdings gar nichts verändert. Der selbe abgestoßene Schuhschrank im Flur, die verblichenen Vorhänge im Wohnzimmer, die sie noch mit ihrer Mutter aufgehängt hat. Beim Abendessen spricht sie ihren Vater auf Honza an, den dritten auf ihrer Liste, den sie treffen will. Der Vater sitzt da wie versteinert. Er braucht eine Weile, bis er sie wissen lässt, dass er darüber auf keinen Fall reden wird.
Als erste trifft sie Milada, die sich freut, sie nach fünfzehn Jahren wiederzusehen. Milada redet ohne Unterlass und leiht ihr am Ende ihr Auto. Hana fährt zum alten Friedhof, ganz in der Nähe ihres Dorfes. Die zwei Kühltürme thronen über der Landschaft und strahlen Präsenz aus. Der Staudamm hat das Haus ihrer Familie verschluckt, ebenso die Schule, an der sie nach dem Referendariat unterrichten wollte und die Mühle. Auf dem Rückweg zum Auto trifft sie auf Konopka, der sie mit unverhohlener Feindlichkeit übergießt. Sie solle verschwinden, weil sie seinen Sohn an der Nase herumgeführt habe, nie in der Kirche war und sich Gott weiß wo herumgetrieben habe.
Fazit: Jirí Hájícek hat eine Geschichte erzählt, die tief in die sozialistische Vergangenheit der Tschechoslowakei blickt. Er verhandelt das Thema Verlust und Entwurzelung. Er spricht die Zwangsumsiedelung in den 50er-Jahren an und zeigt die daran zerbrochenen Menschen. Wie schwer die Männer darunter litten, verbitterten und diese Verbitterung auf die Söhne übertrugen. Der Autor zeigt, wie ganze Dörfer kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe dem Bau eines Atomkraftwerkes weichen mussten. Die Demonstrationen, die weitergingen, als der Eiserne Vorhang schon gefallen war. Politiker versprachen, was sie nicht halten konnten. Im Vordergrund steht die Protagonistin und ihre Familie. Ihr wortkarger Vater, der nicht der Vater ihres Bruders ist und den Stiefsohn deutlich heftiger behandelt als die Tochter. Während die Eltern den Umzug in den Plattenbau hinnehmen und der Sohn längst verschwunden ist, kämpft die Tochter erbittert bis zum Schluss, ähnlich wie Don Quichotte gegen die Windmühlen. Eine fein ziselierte, aufwühlende Familiengeschichte, die mich in die Zeit des Kalten Krieges und der atomaren Aufrüstung entführt hat.