Kristina Kallert

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Lebenslauf

Kristina Kallert studierte Germanistik und Ostslavistik in Regensburg und St.Petersburg, später Bohemistik an der Masaryk-Universität in Brno. Sie wurde u.a. mit dem Leipziger Fähre-Preis für Literaturübersetzung und der Paul-Celan-Fellowship ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches 370m über NN (ISBN: 9783792002858)

370m über NN

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Neu erschienen am 26.03.2025 als Gebundenes Buch bei Karl Rauch Verlag GmbH & Co. KG.

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Neue Rezensionen zu Kristina Kallert

Cover des Buches 370m über NN (ISBN: 9783792002858)
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Rezension zu "370m über NN" von Jiří Hájícek

Hyperikum
Zeiten des Eisernen Vorhangs

Hana und Frederik sind seit vier Jahren ein Paar. Sie unterhalten ein Hostel in Holland, das ganz gut läuft. Hana ist Frederik schon seit einer Weile mit ihren Familiengeschichten auf die Nerven gegangen. Jetzt ist er sie für die nächsten vier Wochen los. Sie ist auf dem Weg in ihr Heimatdorf, um Fragen zu klären, die sich ihr aufdrängen. Als erstes besucht sie ihren Vater, bei dem sie auch wohnen wird. Er war gerade erst an der Hüfte operiert worden. 

Sie erkennt die Siedlung nicht wieder. Die grauen zehnstöckigen Plattenbauten sind Fassaden in gelb-grün-blauen Pastelltönen gewichen. In seiner Wohnung angekommen, hat sich allerdings gar nichts verändert. Der selbe abgestoßene Schuhschrank im Flur, die verblichenen Vorhänge im Wohnzimmer, die sie noch mit ihrer Mutter aufgehängt hat. Beim Abendessen spricht sie ihren Vater auf Honza an, den dritten auf ihrer Liste, den sie treffen will. Der Vater sitzt da wie versteinert. Er braucht eine Weile, bis er sie wissen lässt, dass er darüber auf keinen Fall reden wird. 

Als erste trifft sie Milada, die sich freut, sie nach fünfzehn Jahren wiederzusehen. Milada redet ohne Unterlass und leiht ihr am Ende ihr Auto. Hana fährt zum alten Friedhof, ganz in der Nähe ihres Dorfes. Die zwei Kühltürme thronen über der Landschaft und strahlen Präsenz aus. Der Staudamm hat das Haus ihrer Familie verschluckt, ebenso die Schule, an der sie nach dem Referendariat unterrichten wollte und die Mühle. Auf dem Rückweg zum Auto trifft sie auf Konopka, der sie mit unverhohlener Feindlichkeit übergießt. Sie solle verschwinden, weil sie seinen Sohn an der Nase herumgeführt habe, nie in der Kirche war und sich Gott weiß wo herumgetrieben habe. 

Fazit: Jirí Hájícek hat eine Geschichte erzählt, die tief in die sozialistische Vergangenheit der Tschechoslowakei blickt. Er verhandelt das Thema Verlust und Entwurzelung. Er spricht die Zwangsumsiedelung in den 50er-Jahren an und zeigt die daran zerbrochenen Menschen. Wie schwer die Männer darunter litten, verbitterten und diese Verbitterung auf die Söhne übertrugen. Der Autor zeigt, wie ganze Dörfer kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe dem Bau eines Atomkraftwerkes weichen mussten. Die Demonstrationen, die weitergingen, als der Eiserne Vorhang schon gefallen war. Politiker versprachen, was sie nicht halten konnten. Im Vordergrund steht die Protagonistin und ihre Familie. Ihr wortkarger Vater, der nicht der Vater ihres Bruders ist und den Stiefsohn deutlich heftiger behandelt als die Tochter. Während die Eltern den Umzug in den Plattenbau hinnehmen und der Sohn längst verschwunden ist, kämpft die Tochter erbittert bis zum Schluss, ähnlich wie Don Quichotte gegen die Windmühlen. Eine fein ziselierte, aufwühlende Familiengeschichte, die mich in die Zeit des Kalten Krieges und der atomaren Aufrüstung entführt hat. 

Cover des Buches Das Gewicht des Schattens (ISBN: 9783990295731)

Rezension zu "Das Gewicht des Schattens" von Stanislav Struhar

Ein LovelyBooks-Nutzer
Schatten und Licht in Lissabon

„Er trat an die Kommode und es war das erste Mal, dass er seine Großeltern sah. Auf einer Fotografie waren sie jung, auf der anderen alt, und auf beiden lächelten sie, Wange an Wange, zärtlich einander berührend.“ (Zitat Seite 5, 6)

 

Inhalt

Elias, dreißig Jahre alt, hat nach seinem Publizistik-Studium in einem Fachbuchverlag gearbeitet. Da der Verlag in finanzielle Schwierigkeiten geriet, ist Elias jetzt arbeitslos. Er reist aus seiner Heimatstadt Wien nach Lissabon. Es sind warme Tage im Juni, und Lissabon ist noch viel schöner, als auf den Fotografien, die Elias kannte, die Stadt strahlt in diesem besonderen Licht, das man so nur in Lissabon findet. Es ist das erste Mal, dass er seine Großeltern sieht, aber nur auf den Fotografien in der Wohnung, die er von ihnen geerbt hat. Seine ebenfalls schon verstorbene Mutter hat es ihrer Mutter nie verziehen, dass sie in zweiter Ehe einen Portugiesen geheiratet hat und nach Lissabon gezogen ist, hat alle Einladungen abgelehnt, den Kontakt völlig abgebrochen. Schon am Tag seiner Ankunft lernt Elias Diego kennen, den besten Freund seiner Großeltern, dessen Tochter Beatriz, deren Freundin Raquel, die Buchhändlerin und durch sie die Schriftstellerin Leonor. Sie alle zeigen ihm ihr besonderes Lissabon, dennoch kann sich Elias nicht vorstellen, hier zu leben. „Ob er wirklich nicht darüber nachgedacht habe, hierzubleiben, fragte Diego ihn plötzlich auf der Terrasse, als sie am Geländer standen, beide in die Ferne sahen.“ (Zitat Seite 101)

 

Thema und Genre

In diesem poetischen Roman geht es um Familie, Verlust, neue Chancen, Freundschaft und Liebe, das gelungene Zusammenleben vieler unterschiedlicher Menschen, wenn sie miteinander reden. Es geht um das Schreiben, Literatur, Bücher und um die bunte, lebendige, strahlende Vielfalt der Stadt Lissabon, die alle diese Themen vereint.

 

Charaktere

Drei unterschiedliche Frauen begleiten Elias durch die Parkanlagen und Gassen Lissabons, durch das bunte Nachtleben, an den Strand. Beatriz arbeitet als Tuk-Tuk-Fahrerin, nimmt ihn mit ans Meer, nach Costa da Caparica. Leonor ist eine junge Schriftstellerin aus Porto, stellt in Raquels Buchhandlung ihren Gedichtband vor und schreibt gerade Erzählungen. Raquel will die Menschen für das Lesen begeistern, sie liebt Bücher und den Fado. Jede der Figuren ist durch frühere Erfahrungen geprägt.

 

Handlung und Schreibstil

Stanislav Struhar schreibt diese Geschichte aus der personalen Sichtweise von Elias. Es ist Elias, der an diesen warmen, sonnigen Tagen durch die Parks, Gassen und Lokale Lissabons streift und alles beobachtet, die Menschen, die lebhafte, bunte Vielfalt an alltäglichen Situationen, die sich ergeben. Er lässt uns daran teilhaben, wir erleben alles unmittelbar mit und haben sofort die Bilder, Eindrücke, Gerüche und Gefühle in unseren Gedanken. Der Autor hat den Mut, Lücken im detaillierten Tagesablauf zu lassen. Er reiht die einzelnen Episoden chronologisch aneinander, verzichtet aber auf verbindende Übergänge, dennoch bleibt die Handlung strukturiert und nachvollziehbar. Auch die Sprache erzählt klar und schnörkellos, schildert Alltagssituationen und spontane Eindrücke, in Verbindung mit Gesprächen über Erinnerungen, welche die Gegenwart ergänzen.

 

Fazit

Im Mittelpunkt dieses Romans stehen neben den Hauptfiguren eine Buchhandlung, Literatur, Bücher und viele unterschiedliche Menschen. Wir beobachten ihr Leben, ihren Alltag, und streifen dabei durch die einzigartige Stadt Lissabon. Wer, wie ich, die Stadt und das besondere Licht dort kennt, wird sofort in Erinnerungen schwelgen, wer noch nicht in Lissabon war, wird vielleicht nach dieser Lektüre eine Reise planen. Ein eindrückliches, poetisches Leseerlebnis.

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