Karla erbt von ihren Eltern ein Haus, irgendwo im Bayerischen Wald. Die Ortschaft ist überschaubar, man kennt sich in der Nachbarschaft, hilft untereinander, wenn und wo und wie es geht. Soweit nichts Spektakuläres. Karla hat das Haus so übernommen, wie sie es von ihren verstorbenen Eltern vorgefunden hatte. Die alten Möbel, Nippes und sonstiges Zeug belässt sie zunächst, so wie es ist. Zuerst einmal einleben, nur nicht zu viel auf den Kopf stellen. Apropos Kopfstellen: ein Zimmer im Obergeschoß des Hauses ist so gut wie leer, bis auf eine alte Kommode. Allerdings scheinen die Naturgesetze dort außer Kraft zu sein, zumindest was die Schwerkraft anbelangt. Denn jedes lebende Wesen, das den Raum betritt, schwebt unweigerlich zur Zimmerdecke. Egal ob Mensch oder Maus. Gegenstände lassen sich davon nicht beeindrucken.
Die Autorin erzählt uns in elf Kapitel von Zwischenmenschlichem, vom Leben miteinander, oder auch nebeneinander, von den Alltagsproblemen, mit denen die Menschen so zu kämpfen haben. Sie führt schriftstellerisch mit zarter Feder durch mehrere Genres, ohne es zu übertreiben (bisweilen hätte es für meinen Geschmack ruhig intensiver werden können). Manchmal steht die Liebe im Vordergrund, dann eine kleine Gruselstory. Karla ist der Anknüpfungspunkt in den Kapiteln. Ihr sonderbares Zimmer taucht auch immer wieder auf, mal mehr, mal weniger. Und ob wir das Geheimnis am Ende lüften können? Oder ist es eine Metapher – eine Art Ausflucht von einem sorgenbereitenden Leben, eine kleine schwerelose Auszeit, die wir alle ab und an benötigen?
Das komplexe Thema Leben in all seinen Facetten (also auch dessen Ende) wird auf eine zugängliche und auch einfühlsame Weise zu behandelt, die Charaktere haben „Hand und Fuß“ – wirken authentisch.
Es sind gerne gelesene Episoden, die in einer leichten, lockeren Erzählweise uns nähergebracht werden, und zum Nachdenken anregen, gepaart mit magischem Realismus.