Leider hält das Buch bisher, was das sehr gestellte Cover betrifft. Wobei das natürlich immer Geschmackssache ist. Nahezu Groschenromanniveau.
Sprachlich in ständig wechselnden Zeitformen aus dem Französischen übersetzt und mitunter eigenartigen Satzstellungen. Dazwischen wieder sprachlich - inhaltlich sehr kompetente Abschnitte.
Was mich durchgehend gestört hat, ist die unangemessene Weise, in der die Protagonistin immer und immer wieder auf ihre Coolness, lang anhaltende Angstlosigkeit in Gefangenschaft und - in einem Regime wie Gaddafi's Libyen seltsam anmutenden - Ahnungslosigkeit/Naivität. So wird immer wieder betont, wie sie unter der Woche scheinbar problemlos in der Dialyse tätig war und das offenbar in einer eklatanten Mangelsituation im gesamten Gesundheitssystem, während sie die Wochenenden an traumhaften Stränden feiernd mit Ehemann und Freunden verbrachte. Das erscheint mir als Kennerin der ausgefeilten hygienischen und technischen Anforderungen im Bereich der Hämodialyse bereits in den späteren 1980er Jahren als sehr unwahrscheinlich im von ihr beschriebenen prekären Kontext der gesundheitlichen Versorgung im Lande während ihres Aufenthalts dort.
Das passt überhaupt nicht zusammen. Faktisch wie die Art der emotionalen Beschreibung. Zumindest aus meiner westlich geprägten Sicht heraus. Ich habe keine Kenntnisse bezüglich der psychischen Verfasstheit einer damals jungen Frau, die in Bulgarien unter sehr schwierigen Voraussetzungen aufwuchs und sich durchschlagen musste als alleinerziehende Mutter in einem ebenfalls prekären Staatswesen. Vielleicht ist die eigenartige Verfasstheit, die beschrieben wird darin begründet.
Als Fazit kann ich das Buch nur eingeschränkt unter diesen Prämissen zur Lektüre empfehlen, wenn jemand sich für die Geschehnisse der damaligen Zeiten in den bekannten politischen Kontexten Libyens und auch Bulgariens interessiert. Mir war zumindest nicht bewusst gewesen, dass es solch regen Austausch zwischen Osteuropa und Libyen gegeben hatte zu Gaddafi's Zeiten.