Kulturstiftung des Hauses Hessen

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Fürstenmaler - Malerfürsten

Die sogenannten "akademischen" Maler des 19. Jahrhunderts fristen seit langem ein Schattendasein in der kunstgeschichtlichen Forschung und im musealen Ausstellungsbetrieb. Besonders groß ist die Vernachlässigung im Falle jener Maler, die sich ganz auf die Porträtmalerei konzentrierten und bevorzugt für den europäischen Adel und die Herrscherhäuser Europas tätig waren. Zeitgenössische Kritiker und spätere Kunsthistoriker wollten in diesen Malern keine "richtigen" Künstler sehen. Geringschätzig sprachen sie von "Fürstenmalern". Viele der im 19. Jahrhundert so berühmten und erfolgreichen Porträtmaler sind einem breiten Publikum heute gar nicht mehr bekannt. Deshalb ist es verdienstvoll, dass die Kulturstiftung des Hauses Hessen in diesem Jahr eine Ausstellung veranstaltet hat, in der Werke von vier "Fürstenmalern" gezeigt wurden: Franz Xaver Winterhalter (1805-1873), Franz von Lenbach (1836-1904), Heinrich von Angeli (1840-1925) und Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Die Ausstellung versammelte Porträtarbeiten, die auf verschiedenen Wegen in den Besitz des Hauses Hessen gelangt sind, sei es durch Aufträge an die vier Künstler, sei es durch spätere Erbschaften. In den Ölgemälden und Pastellen, Vorstudien und Zeichnungen spiegeln sich die verwandtschaftlichen Verflechtungen zwischen dem Haus Hessen und den Herrscherhäusern Großbritanniens, Preußens und Russlands. Viele der Porträts zeigen Königin Viktoria und etliche ihrer Kinder und Enkelkinder.

Jedem der vier Maler ist ein Kapitel gewidmet. Die beiden Autoren, Andreas Dobler und Christine Klössel, präsentieren in knapper Form Angaben zum künstlerischen Werdegang der Maler und zur Entstehungsgeschichte der in der Ausstellung gezeigten Porträts. Alle vier Künstler wandten sich schon früh der Porträtmalerei zu, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den lukrativsten Bildgattungen gehörte. Dank großer technischer Meisterschaft wurden Winterhalter, Lenbach, Angeli und Kaulbach rasch weithin bekannt. Sie erlangten Zugang zu Europas Herrscherhäusern, die einen hohen Bedarf an privaten, aber auch repräsentativen Bildnissen hatten. Besonders Winterhalter und Angeli konnten sich vor Aufträgen kaum retten. Der schmale Katalogband besticht vor allem durch die hohe Qualität der Abbildungen. Weniger zufriedenstellend sind die Texte. Ein gründliches Korrektorat hätte dem Buch nur gut getan. In allen Kapiteln fallen störende sprachliche Unebenheiten, sachliche Fehler und Zahlendreher bei den Lebensdaten diverser Personen auf. Der Maler Hans Makart kann nicht 1890 zum Professor an der Wiener Kunstakademie ernannt worden sein (S. 49), da er schon 1884 verstorben war (die Ernennung erfolgte 1879). Abgesehen von solchen Fehlern bietet der Katalog einen brauchbaren und interessanten Einblick in die Tätigkeit der vier Maler im erweiterten Verwandtschaftskreis Königin Viktorias und des Hauses Hessen. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Oktober 2014 bei Amazon gepostet)

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