Kuno Kruse

 4 Sterne bei 5 Bewertungen

Lebenslauf

Kuno Kruse ist Redakteur beim Stern. Er studierte Romanistik und Germanistik an der Freien Universität Berlin und der Université de Nantes. Der Journalist gehörte zum Gründerkreis der Tageszeitung taz, war viele Jahre Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit, arbeitete beim Spiegel und schrieb die Biographie des jüdischen Tänzers und Widerstandskämpfers Sylvin Rubinstein. Kuno Kruse wurde mit dem Theodor-Wolff-Preis, dem Klagenfurter Joseph-Roth-Preis und dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Kuno Kruse

Neue Rezensionen zu Kuno Kruse

Cover des Buches Dolores & Imperio (ISBN: 9783462033359)
Jorokas avatar

Rezension zu "Dolores & Imperio" von Kuno Kruse

Joroka
Fesselnde Geschichte eines außergewöhnlichen Menschen

Sylvin Rubinstein erzählte um die Jahrtausendwende als 87jähriger Kuno Kruse seine Geschichte. Eine Geschichte, die so unglaublich ist, wie sie nur das Leben selbst schreiben kann.


Geboren wurde er und seine Zwillingsschwester Marie 1914 in Galizien, als uneheliche Kinder einer jüdischen Tänzerin und eines russischen Fürsten, der in den Revolutionswirren im 1. Weltkrieg umgekommen ist. Gemeinsam mit Marie wendete er sein Leben dem Flamenco zu und trat europaweit in den großen Varietés auf, bis der Beginn des 2. Weltkrieges dem ein jähes Ende setzte. Es folgte eine Zeit des Grauens, der Angst und des Verstellens und Versteckens. 1941 sah er Maria zum letzten Mal. Den Verlust seiner über alles geliebten Zwillingsschwester hat Sylvin Rubinstein nie überwunden. Nur dank des deutschen Wehrmachtsoffizier Kurt Werner, der ihn unter seine Fittiche nahm, konnte er mit falschen Papieren überleben. Er agierte im Widerstand und erlebte das Kriegsende schließlich in Berlin.


Nach dem Krieg trat Rubinstein wieder mit Flamenco auf, doch alleine und in Frauenkleidern. So tanzte seine Schwester, die nicht zurück gekehrt ist, doch wieder ein Stück mit ihm auf der Bühne mit.


Ich habe mich nur ausgesprochen schwer an den Erzählstil von Kruse gewöhnen können, doch ich blieb bei der Stange, da die Geschichte dieses Mannes so faszinierend ist, dass man einfach nicht aufhören kann zu lesen und immer wieder verwundert den Kopf schüttelt, über solch ein Schicksal.


Nach ca. 100 Seiten hatte ich mich dann soweit eingefunden und mir gedacht, dass Kruse vielleicht sein Buch so gestaltet hat, wie die Erinnerung in Sylvin Rubinsteins Kopf aussehen könnten: nicht geradlinig, nicht anhand einer klaren, chronologischen Zeitlinie, sondern unsortiert, überlappend und immer wieder im Heute gedeutet. Immer wieder fließt auch das damals aktuelle Leben von Sylvin Rubinstein ein, der mit 87 Jahren noch jeden Tag tanzte.


So halte ich letztendlich den Stil zwar schwer lesbar, aber auch – nach nochmaligen Nachdenken – authentischer. Erinnerung funktioniert nicht wie ein Roman. Gut sind so auch die wörtlichen Zitate von Rubinstein in seiner eigenen und eigenwilligen Sprache.


Konsequenterweise sind die Kapitel nur nummeriert und nicht betitelt. In der Mitte des Buches sind einige, wenige Fotos vereint: aus der Vergangenheit und der Gegenwart.


Im April 2011 ist Sylvin Rubinstein im stolzen Alter von 97 Jahren in St. Pauli verstorben. Es wäre ihm zu wünschen, dass er bis zum letzten Atemzug habe tanzen können.


Fazit: Ergreifender Schicksalsbericht, trotz holprigem Schreibstil unbedingt lesenswert.



Cover des Buches Der Mann, der sein Gedächtnis verlor (ISBN: 9783442156696)
WildRoses avatar

Rezension zu "Der Mann, der sein Gedächtnis verlor" von Kuno Kruse

WildRose
Interessanter Erfahrungsbericht

"Der Mann, der sein Gedächtnis verlor" erzählt die wahre Geschichte des Jonathan Overfeld. Dieser wusste eines Tages überhaupt nicht mehr wo er war, wer er war, und was in seinem bisherigen Leben passiert war. Nach und nach kamen dann Erinnerungen wieder, auch durch andere erfuhr Jonathan mehr über seine Vergangenheit. Und diese war einfach nur grauenhaft, ja unvorstellbar schrecklich: Jonathan wurde in Heimen missbraucht, eingesperrt, gequält und zusammengeschlagen. Und das jahrelang.
Das Schicksal, von dem dieses Buch erzählt, ist wirklich interessant und äußerst ergreifend, ebenso aufrüttelnd wie "Vater unser in der Hölle" von Ulla Fröhling.
Allerdings bin ich der Meinung, die Umsetzung hätte besser sein können. Kuno Kruse hat zwar gute Arbeit geleistet, doch leider scheint er manchmal von einem Punkt in Jonathans Leben gleich zu etwas völlig Anderem zu springen, sodass es schwierig wird, selbst den Überblick zu behalten. Über Jonathans Gefühle erfährt man leider auch relativ wenig. Es ist zwar verständlich, dass bei einem solchen Buch ein paar Fragen offen bleiben, doch hier hätte man dem Leser einfach noch mehr Informationen geben können.
Irritierend fand ich auch, dass Kruse eher am Ende des Buches das "False Memory Snydrome" erwähnt und das nicht einmal kritisch. Das finde ich schade, denn gerade durch jenes "Syndrom", das es so gar nicht gibt (siehe z.B. "Rotkäppchens Schweigen"), wurde und wird Missbrauchsopfern in etlichen Fällen nicht geglaubt, ihre Erinnerungen werden als "falsch" abgestempelt.
Insgesamt aber ist dieses Buch genau das Richtige für jeden, der auf der Suche nach einem berührenden und interessanten Erfahrungsbericht ist und sich für die in den letzten Jahren ans Licht gekommenen Heimskandale interessiert.

Gespräche aus der Community

Bisher gibt es noch keine Gespräche aus der Community zum Buch. Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Community-Statistik

in 13 Bibliotheken

auf 1 Merkzettel

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks