Was ist nicht schon alles über das Wiener Caféhaus fabuliert worden. Wenn man sich aber ansieht, woher das Image kommt, dann wird man feststellen, dass die Hochzeit um die Jahrhundertwende bis zum ersten Weltkrieg reichte. Da allerdings waren die Caféhäuser die Wohnzimmer der Künstler, Literaten und Musiker, genauso wie die des kleinen Mannes oder des Ministerialdirektors. Das Caféhaus war keine Restauration, es war ein Lebensgefühl, eine Notwendigkeit, um das Grauen des täglichen Lebens ertragen zu können.
Diese Anthologie enthält Beiträge der Hauptfiguren der Szene, ohne die der Ruf des Caféhauses nicht zustande gekommen wäre und die nicht nur mit ihrem Namen, sondern auch mit ihrem Korpsgeist für eine lebhafte Caféhauskultur gesorgt haben. Arbeit, Entspannung, intellektuelle Fehden, alles wurde hier ausgetragen und so finden sich Beiträge von u.a. Karl Kraus, Alfred Polgar, Peter Altenberg und Anton Kuh und ein jeder hat etwas dazu beigetragen, dass Wien unzertrennbar mit dem Caféhauszauber verbunden ist.
Ein wunderschönes kleines Buch, liebevoll zusammengestellt mit einigen Fotos, genauen Quellenangaben und einigen Schwarz-Weißfotos. Der Insel-Verlag, der für diese Art von kleinen Breviers berühmt ist, hat auch hier wieder ein schönes Stück Literaturgeschichte dokumentiert.
Betrachtungen über ein wienerisches Phänomen