Kurt Eichenwald gelingt es mit diesem Buch, die Geschehnisse bei Enron ebenso verständlich wie spannend darzustellen. Dabei beginnt er mit der Entstehung des Unternehmens aus der Fusion zweier Firmen und beendet seinen Bericht ca. 20 Jahre später mit dem totalen Zusammenbruch und dem Ausblick auf die Gerichtsverhandlungen der Führungskräfte.
Was er dazwischen berichtet, lässt den Leser stellenweise sowohl am Verstand der Manager als auch an den Regeln für Buchführung und Finanzgeschäfte in den USA zweifeln. Die detailierte Darstellung der teilweise absichtlich kriminellen sowie der schlicht leichtsinnigen Vorgänge ist jedes Thrillers würdig - eher würde man diesen noch für übertrieben halten. Entsprechend habe ich die Schilderung des Jahres 2000 teilweise als zu genau empfunden, die vorgänge schienen sich zu wiederholen - die neuen Versuche, Zweck- und Scheingesellschaften zu gründen ebenso wie die wenigen Versuche einiger Mitarbeiter, die Fehler in den Vorgängen aufzudecken. Dennoch ist in einem Sachbuch dieser Art die genaue Wiedergabe jedes betrügerischen Vorgangs selbstverständlich wichtig und Eichenwald ist es auch gelungen, seine Quellen in einer Reihe von Fußnoten darzulegen.
Der untertitel "Verschwörung der Narren" scheint mir sehr treffend, denn bei Enron ebenso wie bei Arthur Andersen, der zuständigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, ist kriminelle Energie so oft auf Leichtsinn und auch schlichte Dummheit und Ignoranz getroffen, dass man in vielen Fällen schlicht am Verstand der Manager zweifeln muss.
Rezension zu "Verschwörung der Narren" von Kurt Eichenwald