Kurt H. Biedenkopf

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Lebenslauf

Kurt Biedenkopf wurde 1930 in Ludwigshafen am Rhein geboren. Er war Jurist und Wirtschaftswissenschaftler. In den sechziger Jahren war er Rektor der Universität Bochum, von 1973 bis 1977 Generalsekretär der CDU, in den achtziger Jahren Landesvorsitzender der CDU in Nordrhein-Westfalen. Von 1990 bis 2002 war er Ministerpräsident der Freistaates Sachsen. Kurt Biedenkopf starb 2021.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Kurt H. Biedenkopf

erste Zeichen vom Amtsmüdigkeit. Heimweh nach dem Westen - oder trotz allem heimisch im Osten geworden?

Kurt Biedenkopfs größte Schwäche, zugleich die größte Stärke, trotz aller wirtschaftlicher, parteipolitischer und zugegebenermaßen auch emotionaler Kompetenz? Die Naivität, mit wirtschaftlichem Aufbau, sozialpolitischer Abfederung und Identitätsstiftung und als Landesvater könne sich in Ostdeutschland, das auf 40 Jahre SED-Diktatur und zuvor 12 Jahre NS-Diktatur zurückblickt, eine Art von Demokratie aufbauen, die zumindest halbwegs kompatibel sei mir jener durch die Westalliierten verordneten demokratischen Struktur, wie sie sich in der alten BRD entwickelt hat.

Faszinierend auch in dieser Teil der dreibändigen Ausgabe, wie sehr das Zusammenwachsen beider deutscher Staaten durch Machtstrukturen in den USA und Russland bestimmt werden - Kurz Biedenkopf reist wie schon die Jahre zuvor ständig in der Welt herum, ist beispielsweise in Washington bei der Weltbank, bahnt wirtschaftliche Kontakte zwischen Sachsen in der ehemaligen Sowjetunion, in Frankreich, Großbritannien und Japan an. In Ostdeutschland steht er in regem Austausch mit Bürgerrechtlern wie Bärbel Bohley und Rudolf 'Bahro. versuch gleichzeitig, ehemalige "Blockflöten" in die neue, vereinigte CDU Sachsens zu integrieren.

Kurt Biederkopf gibt dem Bürgerrechtler Heinz Eggert sogar Raum um als Innenminister für Recht und Ordnung zu sorgen - dass Eggert, der als Zittauer Landrat unter Stasi-Seilschaften radikal aufgeräumt hat, wird letztendlich der Grund sein, warum der geschasst. Wie mächtig die Staatssicherheit auch Jahre und Jahrzehnte nach der Wende immer noch ist, ahnt der Sächsische Ministerpräsident, als er mit Grausen realisieren muss, dass jene Personenschützer, die ihn umgebenw, größtenteils aus ehemaligen Stasi-Mitarbeitern besteht.  

W,eitergehende Literaturhinweise:

https://www.lovelybooks.de/autor/J%C3%BCrgen-G.-H.-Hoppmann/Rudolf-Bahro-Vorlesungen-und-Diskussionen-1990-1993-Humboldt-Universit%C3%A4t-Berlin-Audio-Transkriptionen-des-Rudolf-Bahro-Archivs-Integralis-e-V-im-LebensGut-Pommritz-15486130651-w/

https://www.lovelybooks.de/autor/J%C3%BCrgen-G.-H.-Hoppmann/Rudolf-Bahro-Vorlesungen-und-Diskussionen1994-1997-Humboldt-Universit%C3%A4t-Berlin-Audio-Transkriptionen-des-Rudolf-Bahro-Archivs-Integralis-e-V-im-LebensGut-Pommritz-15486105144-w/

https://www.lovelybooks.de/autor/Michael-Prochnow/R%C3%BCckblick-Die-G%C3%B6rlitzer-Kirche-und-das-MfS-Die-evangelische-Kirche-des-G%C3%B6rlitzer-Kirchengebietes-die-Einflussnahme-des-MfS-und-der-DDR-Staat-1970-1994-Neuauflage-J%C3%BCrgen-G-H-Hoppmann-15456743114-w/

https://www.lovelybooks.de/autor/J%C3%BCrgen-G.-H.-Hoppmann/Neues-Forum-1989-90-in-G%C3%B6rlitz-Tatsachen-Erinnerungen-Meinungen-Ehemaliger-Sprecherrat-des-Neuen-Forums-G%C3%B6rlitz-Peter-Stosiek-und-andere-Neuauflage-der-erstmals-2009-erschienenen-Publikation-11288697740-w/

https://www.lovelybooks.de/autor/J%C3%BCrgen-G.-H.-Hoppmann/Stasi-im-G%C3%B6rlitzer-Justizapparat-1982-2024-Wie-das-MfS-die-B%C3%BCrgerrechtsbewegung-zersetzt-das-Neue-Forum-unterwandert-und-die-Erst%C3%BCrmung-der-und-Dokumente-des-Bundesarchivs-15440630255-w/








packende Zeitgeschichte!

Die erste Hälfte als Ministerpräsident 'Sachsens überfordert den Pragmatiker Kurt Biedenkopf - nicht intellektuell, sondern körperlich. 'Ganz nebenbei vermerkt er in eine Tagebucheintrag, dass er sich von der Operation an einem Geschwür, das er schon lange mit sich herumträgt, erholen muss. 

Geschwüre, alte Wunden, Traumata, Verletzungen: Das ist es was die Sachsen als Resultat des wirtschaftlichen, militärischen und sozialen Wettrüstens zwischen Ost und West mit sich herumtragen. Den gebeutelten Ostdeutschen,die von Massenarbeitslosigkeit und Abwanderung (brain drain) gebeutelt sind, will er - und dies ist durchaus glaubwürdig - auf pragmatische Weise helfen. 

Wie sehr die Blindheit und Unfänigkeit Helmut Kohls und die Intrigen des CSU-Finanzministers Theo Waigel dem Aufbau Ost Knüppel zwischen die Beine werfen, schildert der Autor auf sachlich-kühle Weise.

Cover des Buches Von Bonn nach Dresden (ISBN: 9783827500779)
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Rezension zu "Von Bonn nach Dresden" von Kurt H. Biedenkopf

ArsAstrologica
Aufwühlende Wendejahre

Über 300.000 Euro flossen 2015 aus Sachsens Staatskassen, um einem hochkarätigen Team von Politikwissenschaftlern zu ermöglichen, aus über mehr als 12.000 Seiten aus Kurt Biedenkopfs Tagebüchern drei dicke Bände von jeweils etwa einem halben Tausend Seiten in den Druck zu geben.
Die Verkaufszahlen blieben weit hinter den Erwartungen zurück – ganz abgesehen davon, dass es Kritik hagelte: einerseits wegen der Finanzierung einer privaten Publikation mithilfe von Staatsgeldern, andererseits wegen der Schönfärberei, die sich der nicht uneitle ehemalige sächsische Ministerpräsident geleistet hatte.

»Schuld« an allem war letztlich die »Landesmutter«, wie sich Biedenkopfs zweite Ehefrau nennen ließ, seine Jugendliebe, die er zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus den Augen verloren hatte.
Als Sohn eines Direktors der IG-Farben, als NSDAP-Mitglied in führender Position, hatte er in frühester Jugend den Zusammenbruch erlebt, bei Leunawerken im ostdeutschen Merseburg, war mit den Eltern in den Westen geflüchtet.
Er ging auf die 60 zu, hatte Frau und Kinder, als er seine inzwischen ebenfalls verheiratete Ingrid traf. Beide ließen sich scheiden und verheirateten sich, infolge eines lagen Briefwechsels, den Kurt zum Anlass nahm, Tagebuch zu führen – bis in seine Zeit als Landesvater Sachsens.

Beide sind im westdeutschen Geld- und Finanzadel groß geworden, er hatte in der CDU Karriere gemacht, war im parteiinternen Machtgerangel an Helmut Kohl gescheitert, hatte sich als Rektor der Ruhr-Universität in den Wissenschaftsbereich zurückgezogen, als im Sommer 1989 die ersten Signale kamen, dass die Bürgerproteste in der DDR die deutsch-deutsche Wiedervereinigung möglich machen könnte.

Biedenkopf beschreibt in diesem Buch auf packende Weise, welch Widersprüche und Konflikte es innerhalb der West-Parteien gab, mit der Wende umzugehen. Emotional traumatisiert durch die Kindheitserlebnisse in Sachsen-Anhalt machte sich Biedenkopf früh auf, Land und Leute der untergehenden DDR kennenzulernen, wirtschaftliche Hilfe zu organisieren, mit Bürgerrechtlern und Politikern zu sprechen. An der Universität Leipzig hielt er Vorträge über Marktwirtschaft und stellte Kontakte zu Wirtschaftskreisen im Westen her, um die katastrophale ökonomische Situation im Endzeit-Sozialismus zu lindern, Joint-Ventures zu ermöglichen.

Biedenkopf führt den Leser hautnah durch die Zeit der Wende, wobei er hinter die Kulissen westdeutscher und US-Amerikanischer Politik blicken lässt und mit Kritik nicht spart. Zugleich entwickelt er große Empathie speziell für Sachsen und wird quasi vor Toresschluss DDR-Bürger, um als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten einsteigen zu können.

Die drei Bände der Bidenkopf-Autobiografie sind – trotz aller Schönfärberei, wenn es um die eigene Person geht – eine faszinierende Lektüre.

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