Rezension zu "Ringen um die innere Einheit: Aus meinem Tagebuch August 1992 - September 1994" von Kurt H. Biedenkopf
ArsAstrologicaKurt Biedenkopfs größte Schwäche, zugleich die größte Stärke, trotz aller wirtschaftlicher, parteipolitischer und zugegebenermaßen auch emotionaler Kompetenz? Die Naivität, mit wirtschaftlichem Aufbau, sozialpolitischer Abfederung und Identitätsstiftung und als Landesvater könne sich in Ostdeutschland, das auf 40 Jahre SED-Diktatur und zuvor 12 Jahre NS-Diktatur zurückblickt, eine Art von Demokratie aufbauen, die zumindest halbwegs kompatibel sei mir jener durch die Westalliierten verordneten demokratischen Struktur, wie sie sich in der alten BRD entwickelt hat.
Faszinierend auch in dieser Teil der dreibändigen Ausgabe, wie sehr das Zusammenwachsen beider deutscher Staaten durch Machtstrukturen in den USA und Russland bestimmt werden - Kurz Biedenkopf reist wie schon die Jahre zuvor ständig in der Welt herum, ist beispielsweise in Washington bei der Weltbank, bahnt wirtschaftliche Kontakte zwischen Sachsen in der ehemaligen Sowjetunion, in Frankreich, Großbritannien und Japan an. In Ostdeutschland steht er in regem Austausch mit Bürgerrechtlern wie Bärbel Bohley und Rudolf 'Bahro. versuch gleichzeitig, ehemalige "Blockflöten" in die neue, vereinigte CDU Sachsens zu integrieren.
Kurt Biederkopf gibt dem Bürgerrechtler Heinz Eggert sogar Raum um als Innenminister für Recht und Ordnung zu sorgen - dass Eggert, der als Zittauer Landrat unter Stasi-Seilschaften radikal aufgeräumt hat, wird letztendlich der Grund sein, warum der geschasst. Wie mächtig die Staatssicherheit auch Jahre und Jahrzehnte nach der Wende immer noch ist, ahnt der Sächsische Ministerpräsident, als er mit Grausen realisieren muss, dass jene Personenschützer, die ihn umgebenw, größtenteils aus ehemaligen Stasi-Mitarbeitern besteht.
W,eitergehende Literaturhinweise: