Rezension zu "Adrian" von Kurt Jahn-Nottebohm
Wenn ein Autor einen Roman nach seinem Protagonisten benennt, dann muss es sich um eine außergewöhnliche Figur handeln. Eine Figur, die dem Roman ihren Stempel aufdrückt; einen Roman, den man sich ohne diesen Protagonisten gar nicht vorstellen könnte. Genau das gelingt Kurt Jahn-Nottebohm in "Adrian" ganz ausgezeichnet.
"Adrian" ist der fünfte Fall einer Serie um den Ermittler Frank Wallert. Ich kenne bislang keinen anderen Roman dieser Serie und kann deshalb nicht beurteilen, ob "Adrian" gut in diese Reihe passt. Fest steht, dass ich auch ohne Hintergrundwissen um Frank Wallert und seine (vergangene) Karriere bei der Polizei einen berührenden und spannenden Mix aus Sozialdrama und Krimi lesen durfte.
Adrian ist zu Beginn des Romans neun Jahre alt und lebt meistens auf einer Müllkippe am Stadtrand von Cluj. Er gehört der Minderheit der Roma an - eine Minderheit, die in der rumänischen Gesellschaft ganz unten angesiedelt ist und sich mit Vorurteilen und Ausgrenzungen konfrontiert sieht. Auch zu Hause hat Adrian es schwer. Sein Vater trinkt und lässt seine Gewalt und Hoffnungslosigkeit häufig an seinem jüngsten Kind aus. Über den dubiosen Dorin gelangt Adrian gemeinsam mit seiner gleichaltrigen Freundin Tereza nach Deutschland ins Ruhrgebiet - um dort an einer Schule zu einem Mitglied einer Kinderdiebesbande "ausgebildet" zu werden...
Mit der Hauptfigur ist Kurt Jahn-Nottebohm ein wirklich außergewöhnlich liebenswerter Charakter gelungen. Ich fieberte mit Adrian, litt und freute mich mit ihm. Frank Wallert ist in diesem fünften Teil zwar eher eine Nebenfigur, nimmt aber im Verlaufe des Romans - und auch hinsichtlich Adrians Schicksal - eine immer größere Rolle ein. Wallert wird damit beauftragt, in einem Mülheimer Einkaufszentrum eine Diebstahlserie aufzuklären, an der die "Klaukids" natürlich nicht unbeteiligt sind.
Generell zeigt sich der Autor sehr empathisch gegenüber seinen Figuren. Man merkt, dass ihm diese ans Herz gewachsen sind - insbesondere natürlich Adrian, aber auch Tereza. Trotz der ernsten Thematik gibt es auch immer mal wieder was zum Schmunzeln, und die Spannungskurve nimmt im letzten Drittel des Buches einen steilen Verlauf.
Für mich ist "Adrian" eine wirkliche Überraschung gewesen, da ich bislang nichts von dem Autoren gehört hatte. Ein spannender Krimi und ein bewegendes Sozialdrama in einem Buch.