Ich traue mich kaum, es zu sagen: Trotz der emotional belastenden Themen Alkoholsucht und Depression machte es über weite Strecken richtig Spaß, das Buch zu lesen. Dies lag daran, dass Krömer nichts beschönigt, aber sein Leiden zugleich mit seiner humorvollen Art, wie er eben als Kurt Krömer ist, schildert. Absolut glaubhaft beschreibt Krömer hier sein Leben und beim Lesen wird einem schon klar, so wie Krömer in einer fortwährenden Überforderung lebte, konnte das nicht gutgehen. Dazu gibt er einen Einblick, wie es ist als Kurt Krömer auf der Bühne zu stehen und gefeiert zu werden, um danach wieder in ein tiefes Loch zu fallen – ein fast fatales Doppelleben.
Was mich von der Vergabe der Bestbewertung abhält, sind zwei Kleinigkeiten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es darum ging, das Buch auf knapp 190 Seiten zu strecken. Zum einen gab es inhaltlich einige Wiederholungen, zum anderen gab es Passagen, die wenig mit seiner Erkrankung zu tun hatten und eher in Richtung Weltanschauung gehen.
Krömer, der sein Buch nicht als Ratgeber sondern als persönliche Erfahrungsgeschichte verstanden haben will, schildert zudem ein Leben, von dem die meisten Erkrankten nur träumen können. Privatversichert, finanziell unabhängig, eine Kinderfrau, die sich während des Klinikaufenthalts um seine Kinder kümmert und ihn abends bekocht. Dies alles half natürlich beim Genesungsprozess und darauf müssen viele andere verzichten.
Kurt Krömer
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Kurt Krömer
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
Heute stimmt alles
Na du alte Kackbratze
Neue Rezensionen zu Kurt Krömer
Ich schätze Alexander Bojcan alias Kurt Krömer als Künstler sehr und habe großen Respekt davor, wie offen er sich hier zeigt, weshalb es sich fast falsch anfühlt, ein so persönliches Buch wie dieses zu bewerten. Statt einer klassischen Rezension möchte ich daher lediglich ein paar Eindrücke teilen, die meine persönliche Erfahrung mit diesem Werk beschreiben. Denn auch wenn „Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ ein mutiges und wichtiges Buch ist, das den LeserInnen einen ungeschönten Einblick in die Abgründe und Herausforderungen des Lebens mit Depressionen gibt, mit dem Ziel, das Thema zu enttabuisieren, konnte mich das Erzählformat der Autobiografie nicht ganz überzeugen.
Der Autor hat sich für einen sehr nahbaren, autobiografischen Bericht in verschiedenen Unterkapiteln entschieden, der sich stellenweise wie ein persönliches Therapietagebuch lesen. Diese große Nähe macht die Erzählung authentisch und berührend, doch zugleich wirkt sie oft sprunghaft und etwas ungeordnet. Es fehlt ganz klar ein roter Faden, eine zeitliche Chronologie oder ein inhaltlicher Schwerpunkt in den Berichten, sodass sich manche Passagen wiederholen und das Buch als Ganzes etwas dünn wirkt. Persönlich hätte ich mir eine stärker chronologisch aufgebaute und gestraffte Darstellung gewünscht.
Allerdings war es wohl kaum das Ziel des Autors, hier einen perfekt durchstrukturierten Roman hinzulegen und damit eine zweite Karriere als Schriftsteller zu starten. Stattdessen beeindruckt das Buch vor allem durch seine Offenheit, Direktheit und Menschlichkeit. Alexander Bojcan alias Kurt Krömer erzählt schonungslos offen, ehrlich und mit einer Prise Humor, die für ihn typisch ist, aus seinem Leben. Manche Passagen sind bewusst provokant formuliert, während andere durch eine einfühlsame und reflektierte Perspektive bestechen und hervorheben, dass es sich hier um seinen ganz individuellen Weg handelt, der natürlich nicht auf alle anderen Menschen mit Depressionen übertragbar ist. Er hat nicht den Anspruch, als Ratgeber zu fungieren oder als Schablone für andere Menschen zu gelten und reflektiert auch immer wieder seine Privilegien, die er als vermögender, privatversicherter Deutscher mit vielen Kontakten genießt, sondern möchte einfach von seinen Erfahrungen erzählen.
"Ich war dreißig Jahre depressiv. Ich muss damit leben. Und ich habe keinen Bock, das zu verheimlichen."
Das Urteil
„Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ ist ein mutiges und wichtiges Buch, das den LeserInnen Einblicke in die Abgründe und Herausforderungen des Lebens mit Depressionen gibt – ungeschönt, ehrlich und mit der typischen Prise Humor. Trotz der teils sprunghaften Erzählweise und den Wiederholungen bietet der autobiografische Bericht wertvolle Denkanstöße und schafft es, ein Thema zu enttabuisieren, über das viel zu oft geschwiegen wird.
Rezension zu "Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression" von Kurt Krömer
Anni_68Das Hörbuch war wirklich gut! Besonders interessant fand ich den langen Weg zur Diagnose. Kurt Krömer betont in seinem Buch immer wieder, dass es sich um einen persönlichen Weg handelt und nicht die Lösung für alle ist. Ich fand es spannend, den ganzen Weg eines Depressiven bis hin zur Heilung mitzuverfolgen. Depressionen können viele verschiedene Facetten haben und sich ganz unterschiedlich auswirken. Kurt Krömer berichtet dabei auch, dass es sogar körperliche Begleitsymptome gibt wie Panikattacken. Depressionen sind für andere nicht immer sichtbar, aber die Betroffenen funktionieren nur noch, spielen eine Rolle. Er berichtet schonungslos und ganz persönlich über seinen Weg in die Depressionen und den schwierigen Weg wieder heraus.
Das er sich selbst als geheilt sieht, gibt Mut, dass es einen Weg aus den Depressionen gibt, was dem Buch eine positive Message gibt.
Das Hörbuch wird von ihm selbst gesprochen, was der Hörerin oder den Hörer das Gefühl gibt, noch näher dran zu sein.
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