Rezension zu "Vom Ausbleiben der Schönheit" von Leda Forgo
Schönheit ist ausgegangen, geblieben sind Tristesse, Schweigen, schlechtes Essen und Unzufriedenheit. Und Lále und Nathan, das Ersatzkind im Ersatzleben. Mit Ersatzmann und einem Sack voll begrabener Träume.
Láles Leben beginnt vielversprechend. Auch wenn die Mutter abweisend und der Vater abwesend sind, so findet Lále doch Liebe und Zuflucht bei ihrer geliebten Großmutter. Nach ihrer Kindheit in Ungarn strandet sie in Berlin. Studiert, lernt Pawel kennen. Doch die große Liebe zerbricht, das Kind der Liebe darf nicht sein.
Lále stürzt sich blindlings in ein neues Leben, kompromisslos, mit fatalen Folgen. Sie nimmt den Drittbesten, ignoriert alle Warnzeichen. Sie will ein glückliches Leben, dafür opfert sie ihr eigenes Glück. Pit soll Pawel ersetzen, Nathan das Kind, dass sie mit Pawel nicht haben durfte. Sie träumt vom perfekten Heim, zieht mit Mann und Kind nach Cottbus, in die Nähe der Schwiegereltern. Doch Lále wird nicht glücklich, sie bleibt ein Fremdkörper in der eingeschworenen Gemeinschaft der feindseligen Familie ihres Mannes. Auch dieser entfernt sich immer mehr von ihr, blüht nur auf, wenn die verhasste Familie einfällt.
Die Ehe zerbricht. Trotz allem. Lále flüchtet nach Berlin, versuch, sich ein neues Leben aufzubauen. Ein erbarmungsloser Kampf um das Kind, um Nathan bricht los.
Was will uns Léda Forgó mit dieser Geschichte sagen? Dass Notlösungen erst recht keine Lösung sind? Dass Glück nicht planbar, nicht machbar, nicht erzwingbar ist? Dass du auf dein Gefühl, auf deine inneren Alarmglocken, hören solltest? Dass du niemals aufgeben solltest, auch oder gerade dann, wenn die Schönheit in deinem Leben ausgeblieben ist und keine Alternative in Sicht ist?
Was hier nicht ausgeblieben ist, ist die Schönheit eines klaren, puren Schreibstils. Dieses Buch geht tief. Macht nachdenklich. Beschäftigt den Leser, die Leserin. Auf eine leise, stille Art.
Weil das Leben für Normalsterbliche nun mal nicht Hollywood, Ponyhof oder Rosengarten ist, sondern eben Bruchbude in Cottbus, blöde Verwandte und auch mal Hartz4. Scheidungskampf und Kindergebrüll. Weil wir Menschen uns nicht immer nur voller Elan durchs Leben kämpfen, sondern auch mal den einfachen Weg wählen oder faule Kompromisse eingehen. Und weitermachen.
Meine Leseempfehlung für Menschen, die realistische Bücher mit Tiefgang mögen.