Rezension zu "Anaïs Nin" von Léonie Bischoff
Kennt ihr die Schriftstellerin Anaïs Nin? Ich muss sagen, dass mir der Name nichts gesagt hat, obwohl ich von ihrem wohl bekanntesten Werk, „Das Delta der Venus“, durchaus schon gehört hatte. Umso mehr freue ich mich, dass mir Léonie Bischoff mit ihrer Graphic Novel das Leben und Werk dieser außergewöhnlichen Frau und Autorin etwas nähergebracht hat. „Anaïs Nin. Im Meer der Lügen“ ist eine wundervoll gezeichnete Graphic Bio, die die Weiblichkeit in den Fokus stellt und auf faszinierende Weise die Besonderheit des literarischen Werks Anaïs Nins herausarbeitet.
Einfühlsam und unverblümt ehrlich zeichnet Bischoff die Verwandlung der jungen Anaïs Nin von der braven Ehefrau zur emanzipierten, selbstbewussten Liebhaberin mit eigenen sexuellen Wünschen und Vorlieben nach. Es ist ein beeindruckender Weg hin zur Unabhängigkeit vom männlichen Geschlecht, hin zu ihrer eigenen Ausdrucksweise – weg von den Schranken, die die Männerwelt Nin zeit ihres Lebens aufzuerlegen versucht hat.
Ein wirklich kraftvolles Leben voller Hoffnung und Erotik, das Bischoff auf absolut eindringliche Weise auf circa 190 Seiten gebannt hat. Besonders die Zeichnungen, die ebenso weiblich, erotisch und irgendwie magisch wie Nins Leben selbst sind, haben es mir dabei angetan. Sie sind voller Leben und dabei zärtlich und berauschend – sodass man sich ganz wunderbar in ihnen verlieren kann.
Natürlich können in einer Graphic Bio nicht alle Details aus dem Leben der betreffenden Person Platz finden – darauf kommt es aber bei „Anaïs Nin. Im Meer der Lügen“ gar nicht an. Vielmehr geht es um die Botschaft zwischen den Seiten und um die Gefühle, die die Geschichte beim Lesen auslöst. Und das sind eine Menge! Ich kann euch dieses ganz besondere Buch über eine ganz besondere Frau nur ans Herz legen!