Rezension zu "Der Zopf" von Laetitia Colombani
"Der Zopf" von Laetitia Colombani entführt uns auf eine faszinierende Reise durch die Schicksale dreier Frauen auf drei Kontinenten. Als Hörbuch erlebte ich die facettenreiche Erzählung dank der mitreißenden Stimmen von Andrea Sawatzki, Valery Tscheplanowa und Eva Gosciejewicz besonders intensiv. Die Autorin, bekannt für ihre einfühlsamen Erzählungen, schafft es, in ihrem 2019 erschienenen Roman eine Verbindung zwischen verschiedenen Kulturen und Lebensrealitäten herzustellen. Der gleichnamige Film zum Buch "Der Zopf" kam im März 2024 in die Kinos. Weitere empfehlenswerte Romane der Autorin: »Das Haus der Frauen« und »Das Mädchen mit dem Drachen«.
ZUM BUCHINHALT
Smita, Giulia und Sarah – drei Frauen, deren Lebenswege unterschiedlicher nicht sein könnten, vereint durch ihre Sehnsucht nach Freiheit. In Indien, Italien und Kanada kämpfen sie mutig gegen die Widerstände des Lebens. Smita opfert in Indien ihr Haar für die Zukunft ihrer Tochter, während Giulia in Palermo die Perückenfabrik ihres Vaters rettet. Die erfolgreiche Anwältin Sarah in Montreal schöpft mit einer Perücke neuen Lebensmut, als sie erkrankt. Ihre Geschichten, einfühlsam und packend erzählt, verweben sich zu einem beeindruckenden Gesamtbild weiblicher Stärke und Durchhaltevermögen.
MEINUNG
Die Geschichte der drei Frauen, die mit unterschiedlichen Lebensrealitäten und individuellen Problemen kämpfen, hat mich von Anfang an gefesselt. Obwohl das Buch ernste Themen wie Tod, gesellschaftliche Missstände und persönliche Krisen behandelt, liest es sich eher wie leichte Ferien- oder Feierabendslektüre. Früh im Roman wurde mir die Richtung der Handlung klar, was jedoch keineswegs meinen Lesegenuss minderte. So fand ich es besonders beeindruckend, wie sich dieLebensgeschichten am Ende zu einem stimmigen Gesamtbild vereinen und damit auf die universellen Gemeinsamkeiten hinweisen, die uns trotz verschiedener Lebenssituationen und Herkunft verbinden. Die intensiven Zeilen und die klaren Worte der Autorin regen zum Nachdenken und Mitdenken an, ohne dabei zu blumig oder unnötig brutal zu werden. Das Buch ist weniger eine Suche nach Spannung oder Geheimnissen, sondern vielmehr eine Einladung zum Nachdenken und Umdenken über gesellschaftliche Zwänge und den Kampf um Freiheit und Gleichberechtigung.
Insgesamt hat mir der Roman sprachlich und inhaltlich sehr gut gefallen. Der leichte Ton der Erzählung steht im Kontrast zu den schwerwiegenden Themen, was die Stärke der Frauen umso beeindruckender macht. Die zahlreichen interessanten Fakten und die Vielschichtigkeit der behandelten Themen werden mich noch lange beschäftigen. Auch das Cover des Buches hat mich angesprochen, besonders die Mischung aus Blau, Schwarz/Weiß-Kontrasten und dem edlen Gold.
Ein paar kleinere Kritikpunkte hab ich allerdings: In Bezug auf die Sprache muss ich leider anmerken, dass sie nicht immer sensibel gegenüber rassistischen oder diskriminierenden Begriffen ist. Beispielsweise wird das I-Wort verwendet - jedoch ist das Buch auch schon wieder 5 Jahre alt und der Diskurs hat sich in der Zeit weiterentwickelt. Auch die sehr offensichtliche Vorhersehbarkeit der Handlung hätte man etwas abmildern können, indem der Klappentext nicht so eindeutig wäre. Was die Sprecherinnenstimmen betrifft, so gefielen mir nicht alle gleichermaßen, jedoch sorgte die Abwechslung für eine angenehme Hörerfahrung.
"Der Zopf" von Laetitia Colombani erhält von mir eine Bewertung von vier von fünf Sternen.
Bei dem Hörbuch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Bewertung/Rezension jedoch in keiner Weise beeinflusst.