Cover des Buches Tage des Monsuns (ISBN: 9783426638200)
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Rezension zu Tage des Monsuns von Laila El Omari

Gegen das Schicksal aufbegehren

von Günter-ChristianMöller vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Märchenwelt mit Schattenseiten

Rezension

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Günter-ChristianMöllervor 9 Jahren

1875 Ootacamund, Südindien. Katrina Alardyce lebt seit ihrer Scheidung zurückgezogen bei ihrem Bruder in einem hochgelegenen Teeanbaugebiet Südindiens. Als ihr Exmann Stephen versucht, das Sorgerecht für ihren Sohn Caleb zu bekommen, entschließt sie sich, den undurchsichtigen Aidan Landor zu heiraten, der zwar Offizier der Britischen Armee ist, jedoch mit seiner Familie zerstritten ist, nahezu mittellos und den Ruf eines Herumtreibers hat. Denn sie hat Aussicht, eine große Mitgift von ihrem Bruder zu bekommen, wegen ihres geschädigten Rufes.

Was dieses Buch aus den anderen Romanen des gleichen Zeitraums heraushebt, ist die feinfühlige Darstellung der sozialen Beziehungen in der damaligen Gesellschaft. Jede Person ist in erster Linie ein Gefangener seiner Herkunft. Eine Witwe ist sozial eine Außenseiterin. Eine geschiedene Ehefrau ist sozial geächtet und kaum noch vorzeigbar oder gesellschaftsfähig. Aber am schlimmsten ist es, gar keine Familie vorweisen zu können, oder womöglich von einer Hure abzustammen, selbst wenn man als Kind adoptiert worden wäre. Laila el Omari entwickelt die Konflikte zwischen den einzelnen Personen entsprechend der damaligen ungeschriebenen Regeln. Eltern müssen ihre Kinder verstoßen wenn die Gesellschaftsregeln es verlangen. Kinder wagen selbst in verzweifelten Lebenssituationen nicht mehr ihre Eltern um Hilfe zu bitten.

Es ist eine Zeit, in der die Menschen nicht ihrem Herzen folgen dürfen. Die Älteren haben sich mit ihrem Schicksal längst abgefunden und nur die Jüngeren versuchen hin und wieder, aus ihrem Leben auszubrechen und machen sich auf die Suche nach ein bißchen Lebensglück.

Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, ist, dass die Schwachen stark werden können und die Starken sich erschöpfen können. Sie können sich gegenseitig retten oder auch untergehen, wenn sie ihren Weg alleine gehen. Überleben kann man nicht mit Forderungen, sondern nur mit Kompromissen, und dafür muss man miteinander reden. Selbst in dieser ungemein starren Gesellschaft.

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