Cover des Buches Kukolka (ISBN: 9783841214232)
S
Rezension zu Kukolka von Lana Lux

Schlimm

von StefanieFreigericht vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ukraine: Kinderheim, Ausreißen, Betteln, Klauen, Missbrauch. Deutschland: Zwangsprostitution. Hart, aber das ist auch alles.

Rezension

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StefanieFreigerichtvor 6 Jahren

Samira wächst in einem ukrainischen Kinderheim auf, immer schon. Es gibt wenig, vor allem wenig Liebe, bis Marina in ihr Leben tritt. Doch die Freundin wird von Deutschen adoptiert und beide versprechen einander, dass Samira nachkommen wird. Doch bald flüchtet Samira, lebt bei Rocky, dem „väterlichen Freund“: Betteln, Diebestouren, alles wird abgeliefert an Rocky, sonst setzt’s was. Bald will Rocky die zarten Hände Samiras auch an seinem Körper. Als Samir Dima kennenlernt und sich verliebt, wird alles besser. Endlich ist sie erwachsen, endlich. Und Dima hat für die jetzt 13jährige sogar Kleidung, einen String-Tanga. Jetzt geht es nach Deutschland.


Autorin Lana Lux schafft es, einen meist passenden Tonfall zu finden für das als Ich-Erzählerin auftretende Kind: „Rocky schob mit einem Fuß ein wenig von dem Zeug beiseite und bildete für mich einen Pfad in die Küche. Die Dielen waren mal rot gestrichen gewesen und vorher blau und davor gelb. Das konnte man sehen, wenn man sich die abgeblätterte Farbe genau ansah. Und ich sah mir so was immer genau an. …“ S. 44f Das Kind beobachtet, geht naiv an alles heran, wirkt aber teils auch recht altklug. Den eigentlichen Schrecken erkennt zunächst nur der erwachsene Leser, nicht das Kind, so, dass nur Lydia zu Rocky ins Zimmer „darf“. Und wieder ein Buch, in dem die Völker der ehemaligen Sowjetunion sich besonders durch ihr Verhältnis zu Minderheiten auszeichnen „Was hast du hier zu suchen, Samira? Was seid ihr Zigeuner nur für unerziehbare Viecher?“ S. 13 (mein voriges Buch „Außer sich von Sasha Marianna Salzmann berichtete vom Antisemitismus), sinnlose Vorurteile gibt es andernorts anscheinend nicht.


Vorab: ja, das ist das letzte, Zwangsprostitution, Frauenhandel, Kindesmissbrauch. Das Buch ist hart. Aber was soll das jetzt? Ein Sachbuch könnte mir Zahlen liefern, wie hart es wirklich ist und vielleicht Lösungen diskutieren. Ein autobiographischer Roman könnte einer Betroffenen vielleicht wenigstens einen finanziellen Ausgleich verschaffen, aufklären. Ein literarischer Roman hätte über die offensichtliche Botschaft hinaus noch irgendetwas anderes vermittelt, eine tolle Sprache, was auch immer. So ist das für mich einfach nur Kitsch, vor allem durch ein Ende, wie es leider die wenigsten in dieser Hölle erleben dürften. Betroffenheitsschreibe.

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