Geschildert wird eine Etappe im Leben des 10jährigen Schwarzen James "Sandy" Rogers und seiner Familie in einer Kleinstadt im Kansas der 1930er Jahre. Obwohl die schwarz/weiß-Problematiken dieser Zeit natürlich stets präsent sind, gelingt Hughes der schwierige Spagat zwischen dem Abbilden eines rassistisch geprägten Gesellschaftsbildes einerseits, dem Zeichnen eines Familienportraits andererseits perfekt, indem er ersteres lediglich skizziert und es fast ausschließlich als "Bühnenbild" verwendet. Der Unterschied mag in der Theorie nicht so groß scheinen, dem Leser aber schlägt so keine vorhersehbare Moralkeule entgegen, sondern er nimmt Teil am normalen, alltäglichen Widerspiel zwischen Zerrissenheit und Zusammenhalt vor ganz und gar nicht alltäglichem, aus heutiger Sicht unfassbarem, Hintergrund. So trifft die Szene, in der Annjee, Sandys Mutter, freudestrahlend nach Hause kommt, weil sie ihrem Sohn eine Orange (!) zu Weihnachten schenken kann, tiefer, als es jeder erhobene Zeigefinger hätte tun können.
Man könnte eine Zusammenfassung dieses Buches auch gänzlich ohne Berücksichtigung des kulturellen und gesellschaftlichen Hintergrundes verfassen. Dann bliebe eine sensible Geschichte über´s Älterwerden, das dazugehörende Auseinanderdriften der Familie, Generationenkonflikte, Verluste, Ängste, Hoffnungen. Das alles unter widrigen Umständen und mit facettenreichen Figuren, die aber hier nicht skizziert werden sollen, da sonst das Lesen keinen Spaß mehr macht.
Ich weiß nicht, ob´s eine deutsche Übersetzung gibt. Liest man es auf Englisch, ist etwas Geduld gefragt, da die direkte Rede im schwarzen Slang gehalten ist. Am Anfang dauert´s etwas, bis man sich da durchklamüsert, aber danach versteht man wenigstens auch den alten Jazz :)