Rezension zu Ich wollte Hosen von Lara Cardella
Rezension zu "Ich wollte Hosen" von Lara Cardella
von erdbeerliebe.
Rezension
erdbeerliebe.vor 12 Jahren
Die sizilianische Anetta hatte eine schreckliche Kindheit - und von dieser erzählt sie uns, in Retroperspektive in der Ich-Form. Im Grunde genommen bedient sie sich aus einem Katalog der Unterdrückung: Schläge, sexuelle Belästigung bis hin zu Missbrauch, ja sogar Kindesmissbrauch und Vergewaltigung, Zwangsheirat und Inszest. Im Hinterkopf hatte ich da stänig ein paar Rezensionen über das Buch, in denen andere sizilianische Frauen schrieben, die Autorin würde heftig übertreiben und das Buch sei nur deshalb so erfolgreich. Ich weiß es nicht. Falls die Autorin (und ihre Tante, und überhaupt alle Frauen in dem kleinen sizilianischen Dorf in dem die Handlung spielt) wirklich derartiges erleben mussten, haben sie mein tiefstes Mitleid - das sie dann auch noch den Mut zu besitzen ein Buch herauszubringen und nicht verrückt werden oder Selbstmord begehen, verdient Respekt. Falls die Schilderungen des Buches jedoch dramatisiert oder lediglich ausgedacht wurden, macht mich das traurig. Da ich mir über derartiges im Zwiespalt bin, bekommt das Buch nur 3 Sterne. Der Schreibstil ist flüssig, fast hatte ich das Gefühl einer echten Italienerin gegenüber zu sitzen, so schnell hintereinander und hastig sind die Worte in diesem Buch. Dennoch nimmt sich die Erzählung keine Zeit, die Handlung stürzt nur so vor sich hin und das Buch selbst ist nur knapp 130 Seiten lang. Eine halbe Empfehlung, dank angezweifelter Wahrhaftigkeit.