‚Durch das Aufschreiben meiner Gedanken in einer akuten Psychose werden diese ungefiltert in diesem Buch übermittelt, und Leserinnen und Leser können sich ein genaues Bild von der Erkrankung machen.‘ (Seite 7)
Lara Jänsch hat während ihrer psychotischen Episoden ihre Gedanken, Gefühle und Symptome niedergeschrieben, so dass sie mit ihrem Buch ‚Macht. Wahn. Sinn‘ sehr seltene, wertvolle und hilfreiche Einblicke in akute Krankheitsphasen der Schizophrenie bietet.
In ‚Macht. Wahn. Sinn‘ erzählt Jänsch u.a. von Beziehungsideen und Beeinträchtigungs-/Verfolgungswahn, Angst und Gedankenkreisen, Psychiatrieaufenthalten und richterlicher Unterbringung, Stigmatisierung und Ausgrenzung, Auslösern und Rückfällen, Gedankeneingebung und Minussymptomatik, sozialer Unterstützung und Arbeitsleben, Psychopharmaka und Rebound-Psychosen, Eigengefährdung und freiem Willen.
Ich habe mich schon sehr viel mit der Schizophrenie beschäftigt, doch dieses Buch bietet einen echten Mehrwert gegenüber anderen Büchern, denn hier ist man teilweise live dabei, erlebt hautnah, was Jänsch in ihren psychotischen Episoden denkt, fühlt und wahrnimmt. Das Ganze kann für Laien verstörend sein, und es kann verwirren, aber es bildet sehr genau ab, was ‚Psychose‘ überhaupt bedeutet.
Ich fand diese Einblicke sehr hilfreich und sehr spannend, und am Ende war ich sehr beeindruckt von Jänschs Umgang mit ihrer Erkrankung, ihrer Offenheit, ihrem Kampf um Arbeit, Familie und Erfolg sowie wie zielstrebig sie ihren Träumen und Sehnsüchten folgt. Damit ist das Buch auch ein echter Hoffnungsmacher und zeigt, dass die Diagnose einer Schizophrenie eben nicht zu Chronifizierung, lebenslanger Beeinträchtigung, Hoffnungslosigkeit, Aufgeben von Wünschen und Plänen etc. führen muss, was ich auch in meiner psychotherapeutischen Arbeit mit Menschen mit Psychose eine der wichtigsten Botschaften überhaupt finde.
Mein einziger kleiner Kritikpunkt am Buch ist der starke Fokus auf Glaube, Spiritualität und Esoterik, was allerdings der psychotischen Symptomatik Jänschs geschuldet. Und das Ganze ist natürlich auch Geschmackssache, und viele Leser werden genau diese Passagen möglicherweise besonders spannend finden.
‚Ein guter Umgang mit der Erkrankung ist meiner Meinung nach, dieser mit Neugierde zu begegnen. Es ist eine merkwürdige Erkrankung und die Frage steht im Raum, warum der eigene Geist so auf Abwege geraten kann.‘ (Seite 81)