Rezension zu "Du machst mir Angst: Thriller" von Lara June
Knapp ist die Grenze zwischen Verwirrung und Genialität in diesem Buch.
Es beginnt im Prolog mit drei durch Kambodscha reisenden Fremden. In Kapitel eins wird man konfrontiert mit einem namenlosen Ich-Erzähler, dessen Frau vermeintlich entführt wurde. Es folgen Rückblenden zu den ehemlaigen Geliebten des Erzählers und seiner entführten Frau. Irgendwie scheinen alle Protagonisten ein wenig wirr, verkommen, schizophren, und von sonstigen Sucht- und Geisteskrankheiten geplagt. Der dunkle Grundton des gesamten Buches ergießt sich in erdrückender Hitze, Dauerregen, Nebel, Kompfschmerz und Übelkeit.
Ein stetiges hin- und herspringen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Wahrheit und Wahn führen den Leser in stetig falsche Richtungen. Kaum meint man, dem Täter auf der Spur zu sein, stellt man fest, das man von der Autorin komplett hinters Licht geführt wurde. Dies ist es auch, wovon dieses Buch eigentlich lebt. Die Spannung bestand für mich weniger in der Geschichte selbst, als viel mehr darin, dass sich ständig der Blickwinkel, die Realität wechselt. Und überraschenderweise, und es hat mich bei dieser Erzählweise wirklich überrascht, habe ich trotzdem nicht den roten Faden verloren, sondern konnte der zwischenzeitlichen kompletten Unlogik problemlos folgen. Das Ende war schließlich eines, auf das ich bis zum Schluss niemals getippt hätte.
Hätte ich dem Buch bis zur Hälfte höchstens zwei Sterne zugewiesen, hat es mich am Ende doch soweit überzeugt, dass ich vier Sterne für durchaus gerechtfertigt halte.