Rezension zu "It's time to move on" von Larissa Braun
Inhalt
Faye hat nicht den leisesten Schimmer, was sie in der Klinik erwartet. Sie weiß nur eins: Sie muss ihre depressiven Gefühle und Gedanken für ihre Mutter bekämpfen.
Doch auch dort wird ihr das Leben nicht leichter gemacht.
Denn der attraktive Cailan verhält sich genauso wie die Menschen, vor denen sie zu entkommen versucht: herablassend - rücksichtslos - eiskalt.
Bald muss sie sich jedoch die Frage stellen, ob er das ist, was sie von ihm hält und ob ihr kleines Geheimnis noch sicher ist.
Was ich erwartet habe
„It’s time to move on” ist die Vorgeschichte zu Evies bester Freundin Faye aus „Die Stille um uns“, das ich zuvor verschlungen habe. Da Faye dort als starker, in sich ruhender Charakter dargestellt wurde, hatte ich die Erwartung an „It’s time to move on“, dass sie sich im Laufe des Buches zu der Person entwickelt, als die ich sie kennengelernt habe. Auf diesem Weg lernte sie Cailan kennen und ich erhoffte mir eine süffige Lovestory wie schon in Stille.
Was ich bekommen habe
Leider haben sich meine Erwartungen nicht erfüllt.
Wie schon im vorherigen Buch „Die Stille um uns“ stellt die Autorin die Hauptperson Faye als ‚Damsel in Distress‘ dar, die immer wieder von ihrem männlichen Gegenpart gerettet werden muss (oder getröstet). Nie wagt sie den ersten Schritt, nie springt sie wirklich über ihren Schatten und anders als bei „Stille“ zieht sich dieses Phänomen unverändert bis zum Ende. Ähnlich, nur sehr viel stärker als Evie in „Stille“ ist Faye passiv und kümmert sich aufopferungsvoll vom Freundinnen und Freund, den sie durch bloße Anwesenheit heilt.
Weiterhin ist Faye von Selbstzweifeln geprägt und obwohl dies die Grundlage für das Buch ist, ist es einfach zu viel. Die ersten knapp 100 Seiten befinden wir uns in ihrem Kopf und ihre Gedankenwelt macht sie runter und es wird deutlich, warum Faye in die Klinik kommt. Was ein guter Auftakt und Grund für die Story ist, ändert sich im Laufe der Geschichte leider nicht, sodass Faye durch ihre seitenlangen Selbstzweifel Cailan immer wieder von sich stößt, um ihn dann wieder an sich heran zu lassen. Dieses Spielchen wiederholt sich so oft, begleitet von seitenlangem Lamentieren, dass man das Gefühl hat, es sollte die Geschichte nur etwas in die Länge ziehen.
Die übertriebene Dramatik, die sich vor allem ab der zweiten Hälfte und ganz Besonders beim Showdown am Ende zeigt, hat mir dann den Rest gegeben. Das letzte Drittel habe ich nur noch quer gelesen, ich konnte es nicht mehr ertragen: Das Klischee der aufopfernden Frau voller Selbstzweifel, die vom Mann gerettet wird und sich bis zum Ende hin nicht entwickelt, dann ein völlig überzogener Showdown, das war einfach zu viel.
Ein weiterer Punkt ist die Eifersucht, die die Autorin als etwas Positives und „Süßes“ hinstellt, sobald sich die Charaktere annähern, die sich jedoch nicht auflöst. Auch das scheint so ein Ding zu sein, da ich diesen Punkt auch schon in „Stille“ kritisiert habe: Der Mann möchte nicht, dass die Frau zu „eng“ (=harmlos) mit anderen männlichen Wesen befreundet ist. Ich sehe das als sehr kritisch an.
Die Vorgeschichte von Faye hat mich leider enttäuscht und ich kann sie leider niemandem wirklich ans Herz legen.