Cover des Buches Dieses bescheuerte Herz (ISBN: 9783810513328)
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Rezension zu Dieses bescheuerte Herz von Daniel Meyer

Aufwühlend

von Tialda vor 11 Jahren

Rezension

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Tialdavor 11 Jahren

Rezension:

Selten ist mir eine Rezension so schwer gefallen wie die zu “Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen” von Daniel Meyer mit Lars Amend. Der moralische Teil in meinem Gehirn sagt “Du musst diesem Buch 5 Sterne geben – es geht um ein totkrankes Kind” – aber eine ehrliche Wertung meinerseits wäre das nicht… denn so gut hat mir das Buch leider einfach nicht gefallen – deshalb sehe ich davon ab, 5 Sterne als Zeichen meines Mitgefühls abzugeben.

Fakt ist: Es ist fesselnd geschrieben. Nicht zu anspruchsvoll, aber auch nicht anspruchslos – so dass es jeder lesen kann. Erzählt wird aus der Sicht des Protagonisten Daniel, dem besagten totkranken 15-Jährigen, der neben vielen weiteren Krankheiten ein zu schwaches Herz hat, und bei dem man jeden Tag damit rechnen kann, dass er einfach umfällt und sein Körper den Dienst quittiert. Eine nervenaufreibende Situation für alle – vor allem die Mutter, die sehr oft weint, hat mir richtig leid getan.

Es geht darum, dass sich Schriftsteller Lars Amend Daniel annimmt und sich zum Ziel setzt, ihm eine gute Zeit zu machen. Daniel hat eine Liste mit Erlebnissen erstellt, die er vor seinem Tod erleben möchte und diese Liste ‘arbeitet’ Lars mit ihm ab. Er ist für Daniel wie ein großer Bruder, mit dem er über alles reden kann, denn schließlich kann ein 15-Jähriger nicht mehr über alles mit seiner Mutter reden, die in diesem Fall die Bezugsperson darstellt.

Und hier kommen wir auch schon zum ersten Minuspunkt. Das Buch beginnt kurz bevor Lars Daniel das erste Mal besucht. Man erfährt nicht, wie dieser Kontakt überhaupt zu Stande kam – er ist eben einfach da. Dieser Hintergrund hätte mich eigentlich brennend interessiert – man erfährt nicht, ob Lars einer Organisation für kranke Kinder angehört oder ob er das einfach aus Lust und Laune macht und wie er überhaupt von Daniel erfahren hat. Und was mich noch irritierte war, dass er für Daniel wahnsinnig viel Geld ausgibt, um die ganzen Aktivitäten durchführen zu können – woher nimmt er so viel Geld? Ist es sein eigenes oder handelt es sich um Spenden?

Außerdem irritierte mich Daniels extrem ambivalentes Verhalten. Er ist 15 und einerseits verwendet er Ausdrücke, die aus dem Wortschatz eines 8-Jährigen stammen könnten, redet mit seinen Kuscheltieren (die ihm angeblich antworten) und spielt mit einer Puppe namens Anna – andererseits redet er aber ständig von Blondinen mit riesigen Brüsten und davon, was er gerne mit ihnen machen würde, fragt fremde Mädchen nach ihren Nummern und zieht mit Lars’ blonden Freundinnen um die Häuser während er Lars dann auch noch verbietet mit ihnen währenddessen zu reden. Das ist… unheimlich und vor meinem inneren Auge entstand mehr als einmal das Bild eines jungen Michael Myers… Leider hat ihm das keine Sympathiepunkte eingebracht.

Dennoch hat mich das Buch extrem zum Nachdenken angeregt. Es hat mich verwirrt, teils wütend gemacht (weil Daniel sich gegenüber den Leuten, die alles für ihn tun würden, oft so asozial verhält) und andererseits hat es mir doch wieder Leid getan, dass er mit 15 ein so grausames Schicksal hat. “Dieses bescheuerte Herz” hat mich aufgewühlt und bewegt, was dem Buch dann trotz allem Pluspunkte beschert.

Fazit:

Ein Buch das aufwühlt… Auch wenn es mich wahrscheinlich auf andere Art und Weise berührt hat, als die meisten anderen Leser.

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