Cover des Buches Dieses bescheuerte Herz (ISBN: 9783810513328)
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Rezension zu Dieses bescheuerte Herz von Daniel Meyer

"Dieses bescheuerte Herz" - über den Mut zu träumen....

von flower1984 vor 10 Jahren

Rezension

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flower1984vor 10 Jahren
Als das Buch erschienen ist habe ich immer mal in den Medien am Rande etwas davon mitbekommen. Mich aber nicht weiter dafür interessiert. Mein SUB verträgt nicht noch mehr Bücher, hab ich mir gedacht. Dann aber habe ich Inka Bause auf ZDF eingeschalten. Eine Nachmittagssendung, die seit kurzer Zeit regelmäßig von mir angeschaut wurde. Und da saß dann plötzlich Lars Amend und erzählte von Daniel und diesem bescheuerten Herz. Und ich war gefangen und konnte meinen Blick gar nicht mehr abwenden.

Ich schrieb also eine Anfrage an den Fischer-Verlag und danke Frau Zuchtriegel für das Buch, welches schon wenige Zeit später im Briefkasten auf mich wartete.
***
"Ich habe schon einen Organspendeausweis und alles, was in meinem Körper nach meinen Tod noch funktioniert (ich glaube, das ist nicht viel), soll einem anderen Kind helfen, vielleicht sogar sein Leben retten."

Daniel ist 15 und schwer krank. Er pendelt oft zwischen Schule, Krankenhaus und Hospiz hin und her. Das Krankenhaus nennt er Todeshaus. Angst vor dem Tod hat er aber nicht mehr, sagt er. Aber er will nicht gehen, bevor nicht seine Mama wieder glücklich ist. Glücklich, auch ohne ihn. Wenn er nicht mehr da ist.... Und die Zeit wird kommen. Vielleicht heute, vielleicht morgen, vielleicht auch erst später.
Und dann ist da plötzlich Lars. Liebe auf den ersten Blick könnte man sagen. Lars wird zu Daniels neuem großen Bruder auserkoren, denn sein großer Bruder ist weit weg und sie haben schon lange keinen Kontakt mehr zueinander. Doch Lars ist noch aus einem anderen Grund da... Daniel hat Wünsche. Viele Wünsche. Große und kleine Wünsche. Ganz plötzlich ist jemand da und zusammen gehen sie durch Dick und Dünn. Mit Lars kann er seine erste Zigarette rauchen, Auto fahren lernen, in einer Limousine durch die Stadt fahren, fremde Mädchen küssen und nach Berlin fahren.
Man erfährt aber auch wie es Daniel geht, wenn Lars nicht bei ihm ist. Wie er den Schulalltag jedes Mal aufs Neue zu meistern versucht. Man könnte doch meinen, dass Kinder, denen es ähnlich geht, Verständnis aufbringen... Doch Kinder können grausam sein. Das muss auch Daniel erfahren. Wirkliche Freunde in der Schule hat er nicht viele. Man lernt seine Angst vor Ärzten und Krankenschwestern kennen und fürchtet schon mit ihm, wenn er wieder eine Spritze oder einen Schlauch in den Arm bekommen soll. Es tut nicht weh, nur ein kleiner Pieks... Aber sind wir mal ehrlich. Kinder sind ja nicht blöd. Und Daniel hat ja leider reichlich Erfahrungen im Todeshaus. Er wehrt sich mit Händen und Füßen, er schreit, er bricht in Tränen aus. Er läuft weg. Dieses bescheuerte Herz. Der tägliche Kampf mit seiner Mutter, damit er seine so wichtigen Tabletten nimmt. Sie hat es nicht leicht, man merkt es. Und mit jeder Seite steigt die Bewunderung für diese Frau. Für Ihren Mann, der sie unterstützt und es nicht sehr oft von Daniel gedankt bekommt.
Der Lichtblick für Daniel sind die Besuche von Lars. Die Wochenenden, an denen sie wieder Dummheiten anstellen können. Männerabende, Klingelstreiche... Denn sie telefonieren und simsen zwar täglich, aber man merkt beiden an, dass Ihnen das längst nicht mehr genügt.
Und dann geht Daniels größter Wunsch in Erfüllung. Er hat Geburtstag. Er wird 16 Jahre alt.......
***
Gott, ich sage Euch.... Was liebe ich die Dialoge zwischen Daniel und Lars. Mehr als einmal konnte ich ein Auflachen nicht vermeiden. Wenn Daniel von Mädchen, Sex und der Liebe sprach und Lars als Lusche oder Honk betitelte, weil er es nicht schaffte, ein Mädchen zu finden und sich zu verlieben und Daniel ihm dann versprach zu helfen. So ernsthaft im Ton und dann doch wieder so kindlich. Ich mag die lockere und liebevolle Art der Beiden in Ihrem Umgang.
Die plötzlichen Stimmungsschwankungen von Daniel, seine Gedanken, alles wirbelte durcheinander und ging manchmal so schnell. Das Chaos in seinem Kopf, was erst bereinigt werden musste, bevor er sich neuen Sachen widmen konnte. Lars, wie er versuchte etwas zu erklären und so viel Geduld aufbrachte. Immer wieder von neuem.
Der tägliche Kampf seiner Mutter gegen diese Machtlosigkeit. Der tägliche Kampf Daniels, seine Lebenslust nicht zu verlieren, das Beste aus dem Tag zu machen und im Hier und Jetzt, im Augenblick zu leben. Der tägliche Kampf von Lars ihm, Daniel, ein guter großer Bruder zu sein, ein Freund der ihm zuhört und einfach für ihn da ist. Der ihm den Rücken krault und mit ihm die Welt ein bisschen leichter macht.
***

"Ich streckte meine Hand in die Luft und ließ den Ballon los. Er flog langsam über die Dächer bis nach oben in den Himmel, und ich flüsterte ihm leise meinen Geburtstagswunsch hinterher: "Ich möchte noch nicht sterben."

"Dieses bescheuerte Herz" - über den Mut zu träumen; es ist ein bewegendes und aufwühlendes Buch. Von Zeit zu Zeit ist es wirklich traurig. Doch es ist auch witzig und charmant geschrieben. Es hat Charakter.

Der Leser wird auf eine Reise mitgenommen, die noch nicht zu Ende ist.



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