Rezension zu "Freitag, der Dreißigste" von Ritchy Fondermann
In ‚Freitag, der Dreißigste‘ lernen wir Sascha und Robert kennen. Zwei Menschen auf der Suche. Sascha sucht ganz konkret Svenja, die Freundin ihres Bruders Martin, weil sie ihr was Wichtiges mitteilen möchte, was mit Martin zu tun hat. Robert dagegen ist auf der Suche nach einem neuen Job. Aber auch mehr als das.
Beide kommen am Anfang ziemlich verloren rüber. Sascha ist sehr emotional, verbal aggressiv anderen Menschen gegenüber und auch sehr impulsiv. Sie wirkt verletzt, aber als Leser weiß man noch nicht ganz genau, was da los ist. Nur, dass es sehr wahrscheinlich etwas mit ihrem Bruder zu tun hat. Robert ist da etwas anders. Er kann irgendwie nicht aufhören mit reden, einfach weil er so unsicher ist. Alkohol ist sein Alltagsbegleiter, was natürlich einige negative Folgen mit sich bringt, vor allem wenn es ums berufliche geht. Gerade hat er seinen zweiten Job deswegen verloren und jetzt versucht er sich umzuorientieren. Was sehr schnell klar wird, ist, dass Robert ein ziemlich netter Typ ist, aber extrem einsam. Ein Träumer, der so viel anfange möchte, aber es bisher irgendwie noch nie geschafft hat.
Robert wohnt in Hamburg, wo Sascha nach einer impulsiven Entscheidung landet. Eines Tages treffen sie einander und eine emotionale, berührende Geschichte entsteht.
Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen und konnte ich einfach nicht weglegen. Die Sichtweisen von Sascha und Robert werden stetig abgewechselt und so bekommt man alles aus beiden Blickwinkel mit. Das fand ich sehr interessant, weil man noch mehr spürt, wie unsicher die Protagonisten sind und wie unterschiedlich bestimmte Situationen interpretiert werden. Als Leser fiebert man mit und hat manchmal Angst, wie etwas ausgehen wird.
Ich war total gefangen in der Geschichte von Sascha, weil sie so geheimnisvoll aufgebaut ist. Jedes Mal kriegt man einige Anhaltspunkte zugeworfen, aber nie genug, um sicher sein zu können, was da eigentlich mit ihrem Bruder passiert ist. Mein Verdacht aber hat sich bestätigt. Trotzdem blieb das Ganze spannend bis zum Ende und konnte ich nicht mit Lesen aufhören.
Die Stärke dieses Buches sind die Protagonisten und wie sie beschrieben sind. Dadurch, dass man alles aus der Sicht von Sascha und Robert erzählt bekommt, auch ihre Zweifel, Unsicherheiten und Gedanken, werden diese Personen echt. Sie und ihre Geschichte berührten mich sehr. Es geht sehr in die Tiefe und wird mich noch eine Weile beschäftigen.
Es ist ein Buch voll Traurigkeit und Glück, von Suchen und gefunden werden, von Enttäuschung und Hoffnung, von Träumen und Realität. Liebe und Familie stehen zentral. Ein großartiger Roman, in der so vielen Menschen versuchen, ihren Weg im Leben zu finden. Alle haben unterschiedliche Vorstellungen, einige scheitern, andere gelingen es weiter zu kommen. Auf jeden Fall extrem empfehlenswert. Mich hat es sehr berührt und ich freue mich sehr, dieses Buch gelesen zu haben.