Deutschland 2011. Als sich Isabell und Julia, beide 17 Jahre alt, in der Schule das erste Mal begegnen, wissen sie noch nicht, wie eng die Geschichte ihrer beiden Familien miteinander verknüpft sind. Die eine, die verwöhnte Tochter eines Kaffeeimporteurs, die andere, die eines Forscherehepaars, die um den letzten gesellschaftlichen Schliff zu vervollständigen, bei ihrer Großmutter in Deutschland leben soll.
Erst bei der Recherche für eine gemeinsame Projektarbeit entdecken sie, dass sich ihre Urgroßmütter Elise und Margarethe um 1900 in Guatemala kennengelernt und so manches Geheimnis miteinander geteilt haben.
Meine Meinung:
Der auf zwei Zeitebenen spielende Roman spricht verschiedene Themen, wie Landraub durch die Europäer, Ausbeutung der indigenen Völker, Plünderung der prähistorischen Tempel sowie gewaltsame Christianisierung der Mayas an. Einiges, wie die Ausbeutung von Land und Leuten passiert heute noch.
Die Geschichte ist spannend erzählt, wobei mir der Handlungsstrang, der um 1902 spielt, deutlich fesselnder als der in der Gegenwart ist. Nun, ja - man begegnet in Hamburg selten Giftschlangen auf der Straße und statt eines Maultieres reitet man das Fahrrad oder ein Moped.
Auch die Figuren der Vergangenheit sind ein wenig besser gelungen. Sie können sich so richtig schön gegen das „Brave-Töchter-Image“ auflehnen. Allerdings kann es auch daran liegen, dass Elise und Margarethe ein wenig (deutsche) Exotik in Guatemala bedeuten. Leicht haben es beide nicht.
Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Hin und wieder werden auf Worte aus der Sprache der Ureinwohner eingeflochten.
Neben den mehrfachen Wechseln der Zeitebene, geben die wörtlichen Zitate aus den Tagebüchern ein farbenprächtiges Bild der Landschaft und das mühsame Leben auf der Kaffeeplantage wieder.
Gut sind auch die gesellschaftlichen Zwänge zu Beginn des 20. Jahrhunderts dargestellt. So soll Margarethe einen reichen Mann heiraten, um die Plantage vor dem Ruin zu retten. Dabei hat sie ihr Herz an Juan, einen Maya verloren. Eine Beziehung, die so gar nicht geht. Der rettende Engel, der von ihrem Geheimnis weiß, hat selbst eines.
Fazit:
Eine flott und lebendig erzählte Geschichte, der ich gerne 4 Sterne gebe.