Ein weiterer Roman von Beate Maly, die unter ihrem Pseudonym Laura Baldini über Themen rund um mobile Frühförderung schreibt und bereits biografische Romane über Maria Montessori oder Hans Asperger geschrieben hat. "Die Pädagogin der glücklichen Kinder" gehört zur Reihe bedeutender Frauen, die die Welt verändern, die im Piper Verlag erscheint.
Als ungarische Jüdin darf Emmi Reich 1920 in ihrem Heimatland nicht studieren, weshalb sie zu ihrer Tante Poldi nach Wien zieht und sich an der ansässigen medizinischen Fakultät einschreibt. Dort lernt sie György Pikler kennen, einen ungarischen Lehrer, der sich für den Kommunismus engagiert. Die beiden gehen eine Fernbeziehung ein, während Emmi in Wien studiert und György in Triest und Budapest unterrichtet.
In Wien erlebt sie viele moderne Ansätze der Kindermedizin, die sie begeistern. Vor allem Clemens von Pirquet und Hans Salzer inspirieren sie zu Kind gerechteren Behandlungen und Verhaltensweisen. Nach erfolgreich absolviertem Studium kehrt das mittlerweile verheiratete Ehepaar in ihre Heimat Ungarn zurück. Die Regierung von Miklós Horthy legt Emmi und ihrem Mann jedoch weiterhin Steine in den Weg, György wird wegen seinen politischen Ansichten angefeindet und Emmi wegen ihrer jüdischen Herkunft und ihrer revolutionären Ideen und Behandlungen von Kindern. Sie betreut Familien auch zuhause und lässt die Mütter die einzelnen Entwicklungen ihrer Kinder protokollieren. Außerdem hält sie Vorträge über Pflege und Erziehung.
Laura Baldini widmet sich in ihrem neuen Roman der jungen Emmi Pikler, ihrer Jugendzeit und ihrem Wirken während des Zweiten Weltkrieges in Ungarn. Unterstützung erhält sie dabei von ihrer Wiener Freundin Eva und ihrer Nachbarin Henriette. Besonders gefallen haben mir die Auszüge aus ihrem Studium in Wien und den diversen Praktika in unterschiedlichen Krankenhäusern und Kinderkliniken. Die Mixtur aus Medizin, Pädagogik und Psychologie ist spannend erzählt und zeichnet ein Bild von einer sympathischen und engagierten Ärztin und Pädagogin, die ihrer Zeit voraus war. Sie widmet sich vor allem der Entwicklung der Kinder und möchte gleichzeitig auch deren Gesundheit fördern. Es ist spannend zu lesen, welche Ideen oder Einsichten Emmi Pikler hatte, die wir heute als selbstverständlich ansehen. Kaum jemand weiß, dass sie diejenige war, die sich darüber Gedanken machte und ihre Ideen schlussendlich übernommen wurden.
Laura Baldini versteht es ihre eigenen Kenntnisse als Pädagogin einfließen zu lassen. Auch die bildhaften Beschreibungen von Wien und der bereits sehr modernen medizinischen Fakultät, wie auch der politischen Lage in Österreich und Ungarn sind gelungen und wurden hervorragend recherchiert.
Fazit:
Beate Maly aka Laura Baldini erzählt in ihrem biografischen Roman eindrucksvoll von einer Frau, die die Kindererziehung nachhaltig geprägt hat. Fakten und Fiktion wurden von ihr wunderbar verwoben und zeigen das Bild einer beeindruckenden Frau.