Rezension zu "Die Königin schweigt" von Laura Freudenthaler
Am Beginn des Romans #DieKöniginschweigt von #LauraFreudenthaler bekommt die Protagonistin Fanny, eine klassische Vertreterin der Nachkriegsgeneration, von ihrer Enkelin ein Notizbuch geschenkt und wird von ihr gebeten, ihr Leben darin aufzuschreiben. Dass dieses Notizbuch bis zum Ende des Romans keinen einzigen Satz enthalten wird, ist bezeichnend für Fanny, die lieber bruchstückhaft und Gefühle aussparend aus ihrem Leben erzählt. So erfahren Leser:innen, dass Fannys Vater, der Bauer vom Hof in der Senke, stets Wert auf einen aufrechten Gang in jeder Situation gelegt hat und es nicht mochte, wenn seine Kinder Fanny und Toni sich wie Hunde unter der Ofenbank aufhielten. Schicksalsschläge während bzw. nach dem Krieg mussten verarbeitet werden, sie werden von Fanny mit Distanz erzählt. Die Autorin hingegen versteht es mE meisterhaft, Fanny sehr nahe zu kommen, beschreibt ihr Leben, von dem sie nur Teile aus Erzählungen kennt, mit viel Empathie sehr detailreich und schafft es mE, dass Leser:innen für Fanny Verständnis aufbringen und sie als Person fassbar wird. Der Titel "Die Königin schweigt" steht für eine Generation, die das Sprichwort "Reden ist Silber und Schweigen ist Gold" verinnerlicht zu haben schien. So hat Fanny möglicherweise einerseits ihre Lebensgeschichte nicht als wichtig genug angesehen, um in einem Notizbuch niedergeschrieben zu werden, und andererseits hat ihr vielleicht einfach die Sprache dafür gefehlt. #LauraFreudenthaler hat mE eine sehr poetische Sprache für dieses stellvertretend für viele stehende Frauenschicksal der Nachkriegszeit gefunden. Empfehlung!