Dieses Buch hat mich angenehm überrascht. Das Cover* und der Titel lassen eine kitschige Romanze erwarten, aber schon nach wenigen Seiten wird klar, dass dieser Roman mehr bietet als Herz-Schmerz und blumige Worte. Linda Gambrinus schreibt präzise ohne viele Ausschmückungen, trotzdem sensibel und Stimmungen gekonnt ausmalend. Sie vermeidet Geplänkel, kommt zum Punkt und hält dadurch die Spannung hoch, wobei ein leichter Abfall ab dem Moment eintritt, in dem Dukes Geheimnis gelüftet wird. Dafür erhält die Handlung an der Stelle noch mal eine Wende, was wieder für Schwung und Dramatik sorgt.
Ich mochte die Geschichte auch deshalb, weil es sich nicht von Beginn an um eine klassische Liebesgeschichte handelte. Eine junge Frau heiratet aus Trotz einen Mann, für den sie keinerlei Gefühle hegt. Nicht nur die Frage, wie sie da wieder rauskommt und doch ihre Liebe findet, wird auf raffinierte Weise erzählt (wobei die Frage nach der Liebe zunächst nicht einmal im Mittelpunkt steht), auch wird vielschichtig auf Themen wie Konvention, historische Zusammenhänge (durchaus korrekt dargestellt, wenn auch nicht allzu komplex) und Loyalität eingegangen.
Beide Hauptcharaktere sind glaubwürdig gestaltet, mit ihren Gefühls- und Stimmungsschwankungen sowie ihren inneren Konflikten. Auch insoweit: leichter Lesegenuss ohne Reue!
*) Meine Ausgabe hatte ein abweichendes Cover, mit einem schmachtenden Frauengesicht und einer Postkartenansicht von Venedig.