Cover des Buches Berühre mich. Nicht. (ISBN: 9783736305274)
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Rezension zu Berühre mich. Nicht. von Laura Kneidl

Harte Schale, weicher Kern

von Taria vor 6 Jahren

Rezension

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Tariavor 6 Jahren

Berühre mich. Nicht.

Die 18 jährige Sage hat in ihrem Leben schon einiges mitmachen müssen. Kaum volljährig, flieht sie so schnell sie kann nach Nevada, um dort ein College zu besuchen und will einfach nur noch alles aus ihrer Vergangenheit vergessen. Allerdings hat sie weder Geld, noch eine Wohnung und dewegen ist sie umso glücklicher, als sie einen Job in der Bibliothek bekommt. Wäre da nicht ihr Kollege Luca, der attraktive Bibliothekar mit den geheimnisvollen grauen Augen, der ihre alte Angst befeuert. Sage wird klar, dass sie ihre Angst endlich in den Griff bekommen muss – denn ihr Herz beginnt immer verdächtig schnell zu schlagen, wenn Luca in ihrer Nähe ist...


Meine Meinung

Berühre mich. Nicht. ist das erste Buch von Laura Kneidl aus dem Young Adult Bereich, aber nicht ihr erstes Buch, mit dem sie beweist, dass sie wunderschöne Geschichten schreiben kann. Wie immer ist ihr Schreibstil leicht und locker, die Beschreibungen sind wunderbar ausführlich, sodass man Sage und Luca großartig folgen kann. Mühelos wird von ernst zu witzig und wieder zu traurig gewechselt, ohne dass man als Leser nicht mitkommt oder versteht, wie es so kommen konnte. Es gab mehr als eine Stelle, wo ich wirklich mit einem lachenden und einem weinenden Auge da saß.

Die Handlung verläuft das ganze Buch über konstant hoch. Man merkt, dass Sage die ganze Zeit von irgendetwas aus ihrer Vergangenheit bedroht wird, was auch der Leser beim Lesen immer wieder merkt. Sie stolpert von einem improvisierten Geschehen zum Nächsten, mal kommt etwas Gutes oder etwas Schlechtes heraus – genau wie im echten Leben. Und dabei versucht Sage immer ihre alte Angst zu bekämpfen, endlich nicht mehr von ihrer Vergangenheit beherrscht zu werden. Obwohl man selbst die Situation nur schwer nachvollziehen kann – und man auch nie hofft, so eine Siuation selbst zu erleben -, muss man einfach mit Sage mitfühlen. Man merkt, wie intensiv sich Laura mit der Thematik auseinandergesetzt hat und versucht, sie ihren Lesern näherzubringen und begreiflich zu machen, wie es Leuten in dieser Situation gehen könnte. Und obwohl mir Sage am Anfang eher wie ein kleines Klischees aus YA-Romanen vorgekommen ist – ein Mädchen mit einer schlimmen Vergangenheit, die sich ihren Ängsten unbedingt alleine stellen will und es dann aber nur mithilfe des attraktiven, strahlenden „Ritters“ aus ihrem Kurs schafft – bewies Laura mir das Gegenteil. Sage ist ein unglaublich starkes und kluges Mädchen, das durchaus versteht, dass sie sich ihren alten Ängsten nicht alleine stellen kann und sich Hilfe sucht. Sie versucht wirklich einen Weg heraus aus ihrer Angst zu finden und kann ihre Rückschläge einstecken ohne gleich aufzugeben. Deswegen und wegen dem Verständnis, das man für Sage im Laufe des Buches problemlos entwickeln kann, ist mir die Hauptprotagonistin unglaublich ans Herz gewachsen.

Mit Luca hatte ich dann allerdings doch meine Probleme. Er verkörperte tatsächlich von Anfang bis Ende den Ritter in der strahlenden Rüstung – zu Beginn ist er noch der Bad Boy, der ständig Bettgeschichten am Laufen hat, viele Tattoos hat und damit genau das Bild darstellt, vor dem Sage solche Angst hat. Doch im Laufe des Romans ändert sich das, er schließt Sage in sein Herz und versucht alles zu machen, damit es ihr besser geht – auch ohne zu wissen, was ihr genau fehlt. Damit war er leider genau das Klischee, das man in so einem Roman erwartet: harte Schale, unglaublich weicher Kern. Und obwohl das bestimmt vielen aus der Zielgruppe gefällt, fand ich das zwischenzeitlich leider etwas zu optimistisch für diese Siuation. Ich habe mich wirklich bemüht, in ihm etwas anderes zu sehen, aber bis zm Ende blieb mir das Bild erhalten. Und da half es nicht einmal, dass Luca ein angehender Bibliothekar ist und am liebsten liest – womit er der Traummann von jedem Bücherwurm sein dürfte.


Fazit

Mit Berühre mich. Nicht. hat Laura Kneidl einen schönen und vor allem tiefgründigen YA-Roman geschaffen, der sich in die Reihe der ganz großen seines Genres einreihen kann. Obwohl ich die kleinen Klischees nicht übersehen konnte, hat mich das Ende wirklich gepackt und ich bin unglaublich gespannt, wie es mit Sage und Luca weitergehen wird!


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