Cover des Buches Als die Träume in den Himmel stiegen (ISBN: 9783596299706)
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Rezension zu Als die Träume in den Himmel stiegen von Laura McVeigh

Traurig, bewegend, hoffnungsvoll - eine wunderbare Geschichte

von Connys_Buecherwelt vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Traurig, bewegend, überraschend und toll geschrieben - eine wunderbare Geschichte.

Rezension

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Connys_Buecherweltvor 6 Jahren
"Jede Reise, so weit sie auch sein mag, führt uns nach Hause." (S. 71)

Einst war Kabul eine blühende Stadt voller Farben, Freiheit und Musik - das Paris Asiens. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Erst die Sowjets, dann die Mudschahedin und nun die Taliban - es herrscht Krieg in Afghanistan. Die 5jährige Samar, ihre Eltern und 5 Geschwister müssen daher aus ihrem gelben Haus mit dem Mandelbaum fliehen und finden Unterschlupf in einem Bergdorf am Hinduskusch. Dort erleben sie einige friedliche Jahre, bis ihre Welt abermals zusammenbricht. Für die Familie geht die Reise weiter. Werden sie jemals wieder ein richtiges Zuhause finden?

"Als die Träume in den Himmel stiegen" stammt aus der Feder von Laura McVeigh. Ein ganz wunderbares und hochemotionales Debüt, das ich nur jedem ans Herz legen kann.

Schauplatz ist Afghanistan in den 1990er Jahren. Das fanatische Regime der Taliban kontrolliert das Land. Eine Schreckensherrschaft, unter der besonders die Frauen leiden. Tanz, Musik, Kino, Spiele, Lesen, Lernen und Singen - alles ist verboten. Mädchen dürfen nicht einmal zur Schule gehen. Anhand von Samar und ihrer Familie erleben wir alles hautnah und schonungslos mit. Hier spielen sich wirklich unfassbar entsetzliche Szenen ab. Einziger Ausweg bleibt daher nur die Flucht über die Grenzen, hin zu mehr Freiheit und Sicherheit. Eine beschwerliche, spannende und dramatische Reise sowie eine zutiefst bewegende Geschichte, bei der die Tränen nur so fließen. Keine leichte Kost, doch es lohnt sich. Samars Schicksal berührt und ihr starker Überlebenswille macht Mut. Alles ist möglich, wenn man den Glauben, die Hoffnung und die Liebe nicht verliert und dabei die Kraft seiner Fantasie nutzt.

"Die Vergangenheit bleibt bei uns ... sie zeichnet uns auf sichtbare und unsichtbare Weise." (S. 185)

Das Ganze wird dabei aus der Sicht von Ich-Erzählerin Samar im Präsens und Präteritum geschildert und spielt auf zwei Zeitebenen. Zuerst begegnen wir Samar in der Transsibirischen Eisenbahn, wo sie und ihre Familie eine niemals endende Zugreise unternehmen. Von Ost nach West und wieder zurück. Samar wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich anzukommen und findet Trost bei Schaffner Napoleon und Tolstois "Anna Karenina". Und während der Zug immer weiter rollt, schreibt sie ihre Erinnnerungen an die vergangenen Ereignisse auf. Eine Rückblende, die später für eine überraschende Wende sorgt und damit alles im neuen Licht erscheinen lässt. Für mich ein genialer Schachzug, der den Leser aber auch etwas fordert und viele Fragen aufwirft.

"Manchmal muss man rückwärtsgehen, um voranzukommen." (S. 318)

Zudem ist der Roman hervorragend geschrieben und hat mich von Anfang bis Ende in den Bann gezogen. Ich habe durchweg mit Samar und ihrer Familie mitgefiebert, gebangt und gehofft. Wird ihre Zugreise jemals enden und ein Neuanfang möglich sein? Der Schluss ist dann zwar recht offen gehalten, aber dennoch gelungen.

Insgesamt kann ich daher "Als die Träume in den Himmel stiegen" uneingeschränkt empfehlen. Eine sehr traurige aber auch hoffnungsvolle Geschichte, die noch lange nachklingt. Ich freue mich schon auf das nächste Buch von Laura McVeigh. 5 Sterne von mir.
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