Rezension zu "Mein Berlin und andere Blasen" von Laura Weil
Eine junge Frau lebt in Berlin, inmitten von Menschen der „Selbstoptimierungsgeneration“.
Sie entscheidet sich für eine Flucht aus diesem modernen Hamsterrad und macht
eine monatelange Reise nach Asien – um sich selbst zu finden und das eigene
Leben zu hinterfragen. Auf die, oft humorvoll geschilderten Ereignisse folgen
nummerierte Erkenntnisse, die auch den Leser zum Mitdenken anregen.
Beim Lesen dieses Buches habe ich mich oft gefragt, was
wohl meine vor kurzem verstorbene Großmutter mit ihren über 90 Jahren zum
Inhalt gesagt hätte. Sie war trotz einer wirklich schweren Lebensgeschichte
einer der positivsten Menschen, die ich je getroffen habe und vermutlich hätte
sie auf die im Buch beschriebenen „Probleme“ mit Unverständnis reagiert. Dabei
will ich nicht sagen, dass mir das Buch – kein Selbsthilfebuch, sondern eine
sehr persönliche Reflexion zum eigenen Leben - nicht gefallen hat, im
Gegenteil, ich finde, dass das Buch genau den aktuellen Zeitgeist mit dem
zwanghaften Versuch sich selbst zu finden trifft. Aber nur wer diese Art von „Blasen“
kennt, wird diesen Text und überhaupt die Probleme dieser Generation verstehen –
alle anderen werden mit Unverständnis den Kopf schütteln und sagen: Habt ihr
keine echten Probleme? Insofern wäre es interessant, dieses Buch in, sagen wir,
20 Jahren nochmal zu lesen und zu sehen, wie sich die eigene Sicht verändert
hat.
Insgesamt bietet das Buch neben einer unterhaltsamen
Reisebeschreibung, viele Denkanstöße, die dazu animieren, die eigenen
(festgefahrenen) Ansichten (mal wieder) zu hinterfragen. Daher empfehle ich das
Buch gerne weiter und vergebe 4 Reiskörner. Einen Punkt Abzug gibt es von mir
nur für die doch sehr einfache Sprache, die mir nicht so wirklich gefallen hat.