MEINUNG:
Korsika ist für mich noch so ein Ort, den ich gerne entdecken möchte. Bis es soweit ist, habe ich nach Literatur gesucht, die dort spielt und bin auf Sieben Tage Windstillevon Laure Limongi gestoßen, welches in dem von mir sehr geschätzten Mare Verlag erschienen ist.
Das Buch ist die Geschichte von Huma (ein wirklich schöner Name), die 1976 auf Korsika geboren wird. Es sind politisch unruhige Zeiten, da es das Gründungsjahr der Korsischen Nationalen Befreiungsfront ist. Humas Eltern glänzen einfach durch Abwesenheit, obwohl sie mit ihnen im Haus lebt. Humas Vater war für mich praktisch ein Geist. Es grenzt wirklich an Kindeswohlgefährdung nach heutigen Maßstäben, wie Huma aufgewachsen ist. Denn eines Tages muss Huma bei ihrer Großmutter wohnen im ersten Stock, wohl bemerkt im gleichen Haus wie ihre Eltern, die im Erdgeschoss wohnen. Sie muss bei der alten Frau im Bett schlafen und hat kein eigenes Zimmer.
Es ist die Großmutter väterlicherseits und der Verhältnis zu ihrer Schwiegertochter ist schwierig, denn Huma muss so einiges von ihrer Großmutter ertragen. Huma erfährt durch die Großmutter häusliche Gewalt und psychischen Missbrauch. Die Stelle zu lesen war manchmal schwer ertragbar. Mir hat sich auch die ganze Zeit die Frage gestellt, was der Grund dafür ist. Das erfährt man nach und nach, denn Huma kehrt am Anfang des Buches zurück in die Heimat und erzählt retroperspektiv ihre Familiengeschichte. Die Familie von Humas Mutter ist wenig bekannt, aber die ihr Vater entstammt einer großen korsischen Dynastie. In der Familie gibt ein großes Geheimnis, welches auch der Grund ist für das Verhalten der Großmutter, denn diese übt Rache an Huma, für etwas was sie nicht getan hat.
Der Schreibstil von Laure Limongi ist großartig, wenn auch zu Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt nicht so richtig Kapitel, sondern es wird mehr durch Absätze abgegrenzt. Dies Absätze sind manchmal auch nur ein paar Zeilen lang. Ich mochte die raue, ehrlich, aber gleichzeitig auch humorvolle Sprache. Man bekommt einen guten Einblick in die korsische Mentalität und Geschichte. Es hat mich häufig an italienische (Mafia-) Familienstrukturen erinnert. Ich habe Huma dafür bewundert, wie sie aus dieser Familie und den Umständen befreien kann und trotzdem der Familie verbunden bleibt, vor allem ihrer Mutter. Ich habe auch wenig Groll und Vorwürfe bei ihr gespürt, was ich wirklich stark fand.
FAZIT:
Sieben Tage Windstilleist gleichzeitig eine Familiengeschichte und die Geschichte einer Befreiung auf der schönen Insel Korsika. Mir hat der Schreib- und Erzählstil von Laure Limongi sehr gut gefallen. Am Ende bin ich mir nur nicht wirklich sicher, ob ich verstanden habe, was eigentlich das Familiengeheimnis war. ;) Ich hoffe, die Autorin veröffentlich noch weiter Bücher!