Rezension zu "Insel der Waisen" von Laurel Snyder
Jinny wohnt als Älteste auf einer einsamen Insel, zusammen mit acht anderen Kindern. Nach jedem Läuten der Glocke kommt ein neues Kind hinzu und das Älteste geht, wohin wissen sie nicht. Doch als Jinny die Regeln missachtet, bringt sie die gesamte Insel in Gefahr.
Der Roman beginnt mit einem Neuanfang, das heißt, dass die Glocke geläutet hat, Jinnys jahrelanger Freund wegfährt und Jinny Ess als Mündel bekommt, die sie unterrichten muss, bis Jinny selbst wegmuss. Zusammen mit Ess lernen auch wir die Insel kennen und somit einen ganz neuen Fantasieraum. Dieser ist, wie schon versprochen, fantastisch. Ich würde da sofort hinreisen, schließlich gibt es dort alles, was man braucht und die Sonnenauf- und -untergänge sind bunt und besonders. Bis es zur Gefahr kam, die im Klappentext beschrieben wird, dauert es zwar eine Weile, doch hat mich das gar nicht gestört. Mit dieser Zeit komme ich in die Geschichte rein und lerne die Charaktere kennen, sowie ihre Beziehung zueinander.
Ess hat mir sofort gefallen und wurde mir im laufe der Geschichte immer sympathischer. Sie kommt neu auf eine Insel, wo es keine Erwachsenen gibt und Abenteuer warten hinter jeder Ecke. Sie ist klein und süß und ich denke, jeder würde sie in sein Herz schließen. Auch Ben ist mir positiv aufgefallen, der ein guter Ausgleich zu Jinny ist, denn die Protagonistin hat mir gar nicht gefallen. Dabei weiß ich nicht, ob die Autorin Jinny mit Absicht unsympathisch erscheinen lässt, oder ob das nur meine Meinung ist, aber ich finde sie ist grässlich!
Da sie die Älteste ist, muss sie ein bisschen Verantwortung zeigen, doch heult sie ihrem Deen hinterher. Damit ist sie kein gutes Vorbild und obwohl ich weiß, dass es ziemlich schmerzhaft ist, einen guten Freund zu verlieren, sollte sie sich nicht so anstellen. Jinny ist einfach egoistisch und hat keine Empathie für andere übrig. Die anderen versuchen ihr zu helfen, doch blockt sie diese entschieden ab. Erst als sie selbst entscheidet nicht zu gehen, wird es spannend. Langsam verändert sich alles: Jinny und die Insel. Trotzdem wird sie mir durch ihr Verhalten noch unsympathischer. Zum Schluss sieht sie ein, wie schlimm es wird und die Situation entspannt sich wieder. Tatsächlich war ich am Ende sogar traurig, was mich selbst überrascht hat. Also habe ich doch eine Verbindung zu den Kindern aufgebaut, egal wie interessant ich sie fand. Das mieseste ist das offene Ende. Man weiß gar nichts mehr und es hört einfach auf. Ich glaube zwar, dass kein zweiter Band erscheinen wird, ganz sich bin ich mir da aber nicht.
Um nochmal etwas Positives zu erwähnen, muss ich sagen, dass mir die Story an sich und ihre Umsetzung ziemlich gut gefallen hat. Es hat Potenzial und dieses wurde ausreichend genutzt. Es ist eins von wenigen ersten Büchern, bei dem sich ein zweiter Teil irgendwie lohnt. Zusammenfassend ist das Buch vor allem für die Jüngeren empfehlenswert, auch wenn ich vorwarnen muss, dass einem nicht alles gefallen kann.