Lauren A. Forry

Starke Hauptfigur und mysteriöse Ereignisse werden spannend erzählt. Die Kapitel von Peter haben mich leider etwas gelangweilt. Doch die Dynamik und die zwei Wendungen ab Mitte der Geschichte und am Ende sorgten für Lesespaß. Es wurde zwei Sitzungen durchgelesen, da die Sprache sehr angenehm ist. Meine zwei Kritikpunkte sind demnach die zwei Sichtweisen mit unterschiedlichem Erzählrythmus und die ableistischen Andeutungen und Ausführungen gegen eine der zweiten Hauptfigur (ich weiß dass es Mode war und hoffentlich aufhört zu sein!) dennoch ist nicht jede Person mit Zwangsstörungen gleich ein mörderischer Psychopath.

Aus einem Bücherberg mit Mängelexemplaren zog ich ein so gar nicht mangelhaftes Exemplar von „Abigale Hall“. Titel und Cover ließen eine Art Roman vermuten, die ich liebe: Alte, englische Herrenhäuser mit einer düsteren Vergangenheit. Untypischer Weise spielt der Roman aber nicht zu Zeiten Queen Victorias, sondern ein paar Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Die verwaisten Schwestern Eliza und Rebecca schlagen sich mehr schlecht als recht durch im zerbombten London und wohnen bei ihrer Tante Bess. Die verhökert beide aber schnell als Hausmädchen und so geht es ab nach Wales auf das Anwesen Abigale Hall. Nein, stop! Thornecoft heißt das Haus. Abigale Hall ist nur eine, nun ja, Halle in jenem Anwesen und wer glaubt, dass diese eine größere Bedeutung haben wird, weil es ja der Titel ist, der wird enttäuscht. Bewohnt wird das heruntergekommene Gebäude nur von der grimmigen Haushälterin, dem entstellten Verwalter und dem nicht ansprechbaren Hausherren. Eilza merkt schon bald dass hier etwas nicht stimmt. Aller vorherigen Hausmädchen sind unter mysteriösen Umständen verschwunden oder verstorben. Ein Geist geht um in Thorncroft und auch Elizas psychisch angeschlagene Schwester Rebecca verändert sich immer mehr zum negativen. Wird Elizas Freund Peter den beiden zu Hilfe eilen oder muss Eliza selbst einen Weg aus den Fängen von Thornecroft finden?

Ich kann gar nicht genau sagen, was es war, aber ich finde der Roman ließt sich ein bisschen wie die Vorlage für einen Film. Der ganze Aufbau und Perspektivwechsel war schon gut gemacht und es ist auch bis zu Schluss nicht sicher, ob wir es hier nun mit einer Geistergeschichte oder einem Psychotrhiller zu tun haben. Die Auflösung fand ich auch nicht schlecht, trotzdem stören mich ein paar Kleinigkeiten. Obwohl es mit etwas über 500 Seiten zwar kein Wälzer ist, fand ich die Geschichte echt lang. Man ist auf Seite 300 und hat das Gefühl kurz vor dem Ende zu sein, aber da kommen ja noch 200 Seiten. Was soll denn da noch passieren? Ich fand es ein wenig in die Länge gezogen, trotzdem ist dabei keine Langeweile aufgekommen. Mein zweiter Kritikpunkt ist der Epilog, den ich viel zu kurz für so eine lange Geschichte fand. Man hat als Leser noch eine ganze Reihe von Fragen, die aber unbeantwortet bleiben. So schlägt man das Buch mit einem leicht unbefriedigten Gefühl zu.
 Empfehlen würde ich den Roman aber trotzdem. Er bietet eine spannende Story, viele Twists und ein Ende welches einen bis zum Schluss in Atem hält. Man hätte es aber noch ein kleines bisschen besser machen können. 4 Sterne.

Die Geschichte spielt in der Nachkriegszeit die dem Leser auf detaillierte und schockierende Weise nahe gebracht wird. Man kann die schmutzige, kaputte, erschütternde und schwierige Zeit und die Verzweiflung der Menschen durch die Seiten spüren und ich als Leser fühlte vorallem eins: Mitleid. Auch Eliza und Rebecca hat es schwer getroffen. Sie mussten den schrecklichen Krieg miterleben und wurden zu Vollwaisen. Seitdem gestaltet sich ihr Leben immer schwieriger und all dies geht an den beiden nicht spurlos vorüber. Vorallem Rebecca ist psychisch stark angegriffen und ich muss sagen, dass mir ihre Art in diesem Buch die meiste Gänshaut verschaffte. Ich fand die Geschichte dauerhaft spannend und rätselhaft. Das Anwesen, indem die beiden Mädchen nun arbeiten müssen, ist sehr düster und mystisch gestaltet und man erwartet hinter jeder Ecke das Böse. Irgendwie konnte ich niemanden vertrauen. Und ja dieses Buch besitzt einige zwielichtige Gestalten. Wer ist gut, wer ist böse und wer einfach nur verrückt? Gibt es Geister wirklich? Und was für grausame Dinge geschehen im Anwesen? Fragen über Fragen die im Laufe der Geschichte in einem guten Tempo gelöst werden. Das ein oder andere Geschehen empfand ich nicht so gut gelöst aber trotzdem ist es ein lesenswertes Buch. Am besten gefiel mir, dass man tief in die geschundenen Seelen der Protagonisten schauen konnte und versucht mit ihnen zusammen diese dunkle Zeit zu überstehen.