Rezension zu "Die Nacht, in der wir uns wiedersahen" von Lauren Gibaldi
Das Buch habe ich in einer Mängelexemplarskiste bei mir im Supermarkt gesehen und war zuerst unentschlossen, da ich bis dato noch keine Meinungen zu diesem Buch kannte. Schlussendlich durfte es dann doch mit, da der Klappentext (immer diese verdammten Klappentexte, die Dinger gehören abgeschafft) recht gut klang.
Wer noch nicht weiß worum es geht: Ella trifft auf einer Party ihren Ex-Freund Matt wieder, der vor 8 Monaten ohne ein Sterbenswörtchen nach Texas abgehauen ist. Er bittet sie, ihm diese Nacht zur Aufklärung zu geben und Ella willigt ein.
An sich klingt es doch ganz gut, oder? Man will als Leser erfahren, warum Matt damals gegangen ist, was er jetzt wieder hier macht und natürlich Ellas Entscheidung, ob sie ihm verzeiht, oder ihm den Laufpass gibt, mitbekommen, auch wenn der New Adult-Kenner eh von Anfang an weiß, wie es ausgeht.
Vielleicht hätte ich das Buch aber gar nicht erst anfangen sollen. Ich verstehe vollkommen, wenn Menschen eine andere Einstellung zu solchen Themen haben und dann wie Ella reagieren, aber ich bin ein ganz oder gar nicht Mensch und hätte den Typen, nachdem er mir seine "Gründe" genannt hat, bis auf den Mond geschossen.
Ella ist als Protagonistin eigentlich ganz in Ordnung, sie tendiert zur Naivität und wird als das typische Mauerblümchen, das im Schatten seiner umwerfend gutaussehenden und mit dem Selbstbewusstsein einer griechischen Göttin gesegneten besten Freundin steht, verkauft.
Ihre beste Freundin, die auf den Namen Meg hört, hat für mich auch nicht mehr alle Latten am Zaun, da sie sich in einer Tour von ihrem On-Off Freund verkackeiern lässt. Schon kurz nach der Versöhnung fliegen wieder die Fetzen, es wird mit Beleidigungen unter der Gürtellinie um sich geworfen, dann folgt eine dramatische Trennung, Jake, besagter On-Off Freund, vergnügt sich mit anderen Frauen, merkt dann nach kurzer Zeit, dass er eigentlich doch lieber Matt will, verspricht ihr sich dieses Mal wirklich zu ändern, sie nimmt ihn wieder zurück und das Spiel beginnt von vorn. Meine Meinung zu sowas: Lasst es verdammt nochmal sein und wenn ihr doch wieder auf den Rat all eurer Freunde pfeifen wollt, dann wenigstens so, dass es niemanden stört, d. h. niemand eure Streitereien mitbekommt und niemand die Scherben aufheben muss, wenn die Beziehung gerade wieder zu Bruch gegangen ist.
Matt führt Ella an einen Ort, den sie als Paar oft aufgesucht haben und... falls ihr gedacht habt, er würde erklären, warum er weg war, oder dass er auf Knien vor ihr herrutscht und um Vergebung bettelt, muss ich leider sagen: falsch gedacht. Matt versucht den Abend von vor einem Jahr, zufällig genau der Tag, an dem sich die beiden kennenlernten, 1:1 zu rekonstruieren und Ella? Statt Antworten zu fordern, oder ihn, wie ich es machen würde, in die Wüste zu schicken, spielt sein Spiel einfach mit.
Dann wird es für den Leser richtig anstrengend, da das Buch in zwei Zeiten spielt. Zum einen die "Jetzt" Kapitel, die den Abend erzählen, an dem Ella und Matt sich "aussprechen" und zum anderen die "Damals" Kapitel, welche den Tag von vor einem Jahr behandeln. Anfangs fand ich die Idee noch okay, als ich dann aber gemerkt habe, dass in den Kapiteln wirklich 1:1 dasselbe passiert, war ich raus. Es war so unnötig, da es einen als Leser so verwirrt, im einen Kapitel flirten sie sich an, im anderen herrscht Stillschweigen, alles an denselben Schauplätzen, mit denselben agierenden Personen. Entweder man erzählt die Geschichte des Kennenlernens, ODER die der Aussprache, beides Zusammen funktioniert einfach nicht.
Als Matt dann nach einer Ewigkeit die Bombe platzen lässt und den wahren Grund seiner Abwesenheit verrät, saß ich mit offenem Mund da. Es war aber kein "Oh mein Gott, wie furchtbar" - offener Mund, sondern mehr ein "Und wegen so einem Schrott lässt du deine, wie du es nennst, 'große Liebe' im Stich?"-offener Mund. Der Grund den er genannt hat, hat mir einen Bluthochdruck verschafft, der keinesfalls gesund sein kann und allerspätestens jetzt hätte ich meine Sachen gepackt und hätte den Kerl stehen gelassen. Aber unsere liebe Ella ist ja so verständnisvoll und kann total nachvollziehen, dass er sich da NIE melden konnte. Zu allem Übel kauft sie ihm noch ab, dass er doch immer an sie gedacht hat und sich auch bei ihr melden wollte, es aber einfach nicht konnte. Lange Rede kurzer Sinn: anstatt dem Kerl ordentlich die Meinung zu geigen ist alles Friede Freude Eierkuchen und sie verzeiht ihm. Wie ich sowas hasse.
Zudem muss ich sagen, dass das Lektorat entweder übermüdet oder ebenfalls genervt von der Geschichte war, andernfalls wären ihnen die unzähligen Rechtschreib- und vor allem Logikfehler (man muss sich das mal geben. Das Buch hat 350 Seiten, spielt an 2 Abenden und die Autorin schafft es trotzdem die Geschichte teilweise komplett stehen zu lassen) aufgefallen. Da bin ich aus dem Hause cbt weitaus besseres gewohnt.
Wer eher softer veranlagt ist und immer an das Gute im Menschen glaubt, dem wird das Buch wahrscheinlich gefallen. Ich fand es furchtbar und werde es jetzt in mein Regal (in 2. Reihe!) verbannen, wo die Bücher stehen, die ich nicht mochte und die bald ausziehen werden.