Rezension zu Meine Mutter, die Schönheitskönigin von Lauren Kirshner
Rezension zu "Meine Mutter, die Schönheitskönigin" von Lauren Kirshner
von mecedora
Rezension
mecedoravor 13 Jahren
"Ich war kein braves Mädchen mehr. Ich war diejenige, die den Wolf aß." (S. 266) Lucy hat es nicht leicht. Sie lebt mir ihrer Mutter, ehemaliger Sofia West-Schönheitskönigin mit einem Faible für Kleidung von der Heilsarmee und ihrem Vater, der eigentlich berühmter Modefotograf sein wollte, nun aber in einem Reisebüro sein Dasein fristet und regelmäßig an Treffen der Anonymen Alkoholiker teilnimmt. Lucy ist alles andere als ein beliebtes Mädchen, sie ist nicht hübsch, sie hat keine Freunde und eigentlich hat sie keine Ahnung. Das Buch, das durch sein bonbonrosa Cover und den Titel zuerst einmal wie ein höchst seichter Frauenroman ohne großes Niveau wirkt, ist alles andere als seicht und niveaulos. Es beschreibt Kindheit und Jugend eines traurigen Mädchens auf dem Weg nach Orientierung und sich selbst. Und das aus der Sicht eben dieses Mädchens. Das Buch hat herzzerreißende Szenen, ist oft urkomisch und hat immer einen melancholischen Unterton, wenn es das Leben der kleinbürgerlichen kanadischen Familie Bloom erzählt. Für mich ein überraschen großer Roman, der nicht an Cover und Titel gemessen werden sollte. Hinter dem bunten Cover verbirgt sich sehr viel mehr als eine bonbonrosa Welt und weiße Rüschensöckchen. Absolut zu empfehlen.