„Vielleicht geht es überhaupt nicht um das gesegnete, glückliche Leben, von dem wir träumen und dem wir so verzweifelt hinterherlaufen. Vielleicht sollten unser Gehorsam und unsere Treue ihre Kraft aus einem ganz anderen Motiv beziehen als der verständlichen Sehnsucht nach den guten Dingen, die wir in diesem Leben genießen wollen.“
Der geistliche Weg basiert auf Freiheit und Gnade: Komm, wie du bist, zitternd und zagend. Hör auf, dich unter Druck zu setzen, werde ruhig. Und dann geh wieder hinaus ins Leben und tu, was richtig ist. Nicht, weil das der Weg zu irgendetwas ist, sondern weil du es darfst, weil du Gott lieben darfst. Vielleicht hält das Leben viel Gutes für dich bereit. Vielleicht aber auch nicht. Doch ob so oder so – Gottes Tür steht dir immer offen.“
In beeindruckenden Worten und mit überwältigenden Aussagen, die ich zum Teil als Zitate in diese Rezension einbringe, spricht der Autor von einem Weg, den die Bibel den „Weg des Geistes“ nennt. Ein Weg mit geheimnisvoller Gewissheit, Augenblicken tiefster Freude, unverwüstlicher Hoffnung.
„Wer meint, er sei für alles verantwortlich, was in seinem Leben geschieht, muss viel von sich fordern. Er steht ständig unter Druck, rasch, unbedingt und zuverlässig herauszufinden, was genau in jeder Situation zu tun ist. Das ist Sklaverei. Wer an der Illusion festhält, er könne alles im Leben kontrollieren, verliert seine Freiheit und damit auch die Freude.“
Lawrence J. Crabb schreibt vom Bestreben, alles aus eigener Kraft erreichen zu wollen und den festen Glauben an das lineare Gesetz von Ursache und Wirkung, bei dem es für alles eine Methode gibt herauszufinden, wie man sein Problem lösen kann, und es dann auch zu versuchen. Crabb nennt diese beiden Wege bzw. Lebensweisen „Der alte Weg des Mose“ und „Der neue Weg Jesu“ und veranschaulicht dies durch eine optische Gegenüberstellung und nachfolgender Erläuterung. Er geht hierbei detailliert auf den Unterschied zwischen dem Gesetz der Linearität und jenem des Geistes (der Freiheit) ein. Seine Ausführungen belegt er mit Zitaten aus der Bibel. Er beschreibt den neuen Weg zum Leben, nachdem Christus uns erlöst hat und der Druck „des alten Weges von Mose“ weg ist. Hierbei weist er auf die Wichtigkeit eines geistlichen Freundes als Begleiter hin. Der Autor skizziert in insgesamt sieben Kapiteln unter anderem auch Gottes große Geschichte, beginnend mit der Erschaffung der Welt, und erläutert in diesem Zusammenhang den so genannten „Immanuel-Plan“. In seinen Ausführungen im letzten Abschnitt dieses Buches geht er näher darauf ein, wie man nach der „neuen Weise“ lebt. Dabei hat mich folgende Aussage sehr beeindruckt: „Ich wünsche mir wenigstens einige Beziehungen, in denen ich nicht perfekt sein muss, in denen man sich für mich tatsächlich interessiert, in denen man mir mit Weisheit und Hoffnung begegnet, und in denen Gottes Kraft gegenwärtig ist.“
Crabb regt dazu an, einen Blick auf sein eigenes Innenleben zu werfen und zu ergründen, wo man selber gerade steht – verbunden mit der Erkenntnis, dass ein Zerbruch oft notwendig ist, um vom alten, auf den neuen Weg zu gelangen.
Er schließt seine Ausführungen mit einem Kapitel über das „PAPA-Gebet“, dem er bereits ein eigenes Buch mit dem Titel „Dem Vater im Himmel ganz nah“ gewidmet hat.
Eine intensive Lektüre mit ganz viel Tiefgang, die den Leser fordert und dabei durchaus den Anspruch erhebt, unbequem zu sein.
Lawrence J Crabb
Alle Bücher von Lawrence J Crabb
Christsein ohne Krampf
Dem Vater im Himmel ganz nah
Von innen nach außen
Wenn Gott unsere Wünsche nicht erfüllt
Verstehe, wer du bist
Neue Rezensionen zu Lawrence J Crabb
„Jahrelang habe ich so gebetet, als wäre der Hauptzweck des Gebets, irgendwelche Dinge von Gott zu bekommen. Und ich dachte, diese Dinge seien die tatsächlichen Segnungen des Lebens. Die Dinge, die unser Leben glücklicher, bedeutungsvoller und befriedigender machen. Falls Sie sich im Geheimen gefragt haben, worum es beim Beten eigentlich geht, und wenn Sie sich danach sehnen, so nahe zu Gott zu kommen, dass Sie seine Stimme vernehmen können, dann könnte dieses Buch Ihr Leben verändern.“
Beeindruckende einleitende Worte, die mich sehr neugierig auf den Inhalt dieses Buches machten. Im Vordergrund steht das so genannte PAPA-Beziehungs-Gebet, bei dem der Autor den Geist Gottes spürt. PAPA – wie „Präsentieren“, „Achten“, „Prüfen“ und „Annähern bzw. Anvertrauen“. Crabb beschreibt dieses Gebet als Methode, den Dialog mit Gott zu eröffnen und direkter und ehrlicher mit ihm in Beziehung zu treten. Zudem soll es dabei helfen, sich mehr auf das Hören, als auf das Reden zu konzentrieren und ein aufmerksamer Zuhörer Gottes zu werden. Es soll aber auch eine Methode sein, in seiner Seele Raum zu schaffen und die Beziehung zu Gott an erster Stelle zu setzen. Der Autor meint sogar, dass das PAPA-Gebet die beste Methode sei, die Beziehung zu Gott, die Jesus ihm durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung ermöglicht hat, weiter zu entwickeln und zu vertiefen.
Lawrence J. Crabb analysiert unter anderem aber auch das „Bittgebet“, in dem Menschen Gott um Dinge bitten, die sie gerne haben möchten. Das PAPA-Gebet bzw. das Beziehungsgebet hingegen betrachtet er als Mittelpunkt allen echten Betens, als Kern des Betens. Er sieht es aber auch als Plan, die Beziehung seiner Leser zu Gott wieder in die Mitte ihres Lebens zu stellen. Es soll dazu beizutragen, zu einer lebensverändernden Einheit mit Gott zu finden.
Während sich der Autor im ersten Teil dieses Buches auf die theoretischen Ausführungen beschränkt, gibt er im zweiten Teil konkrete Anleitungen zur praktischen Umsetzung und erläutert anhand von Beispielen das PAPA-Gebet. Er betrachtet es als einfache, aber revolutionäre Idee, die das Gebet zum lebendigsten und bedeutsamsten Teil des geistlichen Lebens werden lassen.
Im mehr als dreißig Seiten umfassenden Anhang dieses Buches präsentiert der Autor einen „Vier-Tage-Plan“ zum Beten des PAPA-Gebetes - eine gründliche und ausführliche Anleitung mit wertvollen Tipps zur praktischen Umsetzung sowie Raum für eigene Notizen. Abschließend richtet er in jeweils einem Kapitel einige gezielte Worte an Frauen, an Männer.
Ich muss zugeben, dass die Begeisterung des Autors ansteckend wirkt. Durch seine Analyse des häufig praktizierten Bittgebets wurden mir einige Dinge bewusst gemacht. Den Ansatz zum PAPA-Gebet fand ich wirklich gut, ob dessen Umsetzung tatsächlich auch in der Praxis gelingt, obliegt mir noch zu erkunden. Auf jeden Fall eröffnet es völlig neue Perspektiven und stellt eine interessante Art zu Beten vor. Neugierig geworden? Falls ja, würde ich vorschlagen, Sie führen sich dieses Buch ebenfalls zu Gemüte und bilden sich eine eigenen Meinung, tauchen tief ein in die Welt des PAPA-Gebets.
„Wenn wir das PAPA-Gebet praktizieren, sortieren wir unsere Prioritäten neu. Es hilft uns, das Wichtigste an erste Stelle zu setzen, und zweitwichtigste Dinge an zweite Stelle. Dorthin, wo sie hingehören.“
„Ich glaube, dass ein Blick nach innen nötig ist, wenn wir auf lange Sicht ein Leben in der Verantwortung vor Gott führen wollen, dass es dabei primär aber nicht darum geht, unsere Selbstannahme zu fördern. Ziel einer Veränderung von innen nach außen ist weder die Anpassung an vorgegebene christliche Normen noch die Mehrung unseres Glücks. Beides sind vielmehr Nebenprodukte. Echte Veränderung dagegen führt zu Reife – jenem seltenen Wesensmerkmal, das allein zu wahrer Liebe befähigt.“
Lawrence J. Crabb weist im einleitenden Teil dieses Buches in sehr klaren, direkten Worten auf die „Heuchelei des modernen Christentums“ hin, bei dem bereits für die Zeit, die wir auf dieser Erde leben, vollkommene Freude und völlige Befriedigung verheißen wird. Der Ruf, Schweres zu ertragen, wird überhört, der Glaube soll dazu dienen, unser Wohlergehen zu sichern. Die Führung des eigenen Lebens wird oft nicht mehr in Gottes Hand gelegt, es wird vielmehr versucht, dies selbst in die Hand zu nehmen. In seinem Buch „Von innen nach außen“ schreibt Crabb sehr deutlich, dass es darin nicht um Linderung, sondern vielmehr um die Veränderung des eigenen Wesens geht. Er rät zu einem Blick „hinter die Kulissen, ins Innere, und zwar in Form einer schonungslosen Betrachtung auch unangenehmer Dinge in unserem Leben.“ Und genau dieser Blick kann zu einer echten Veränderung führen. Der Autor bietet in seinem Buch Ansätze bzw. stellt Konzepte zu einer Veränderung in biblischem Sinne vor. Er zeigt Wege auf, sich mit seinen Ängsten, seinem Schmerz und seinem Groll auseinander zu setzen. Und er legt hierbei besonders ab der zweiten Hälfte des Buches großes Augenmerk auf die Schutzmechanismen des Menschen – wie sie funktionieren, wie schwer es ist, sie zu erkennen, aber auch wie außerordentlich wichtig es ist, sich ihrer bewusst zu werden.
Crabb stellt sehr gezielte Fragen und bringt seine Leser dazu, sich diesen anschließend auch zu stellen, sich intensiv mit dem eigenen Innersten zu beschäftigen. Anhand von Beispielen zeigt er unter anderem auch auf, wie die Mitglieder einer christlichen Gemeinschaft sich gegenseitig auf konkrete Dinge hinweisen können, an denen sie noch arbeiten sollten. Zudem meint der Autor: „Wollen wir ein bequemes Leben (innerlich und äußerlich – vor allem aber innerlich), oder wollen wir in unserem Leben Gott erfahren? Beides zusammen geht nicht!“
Crabb konzentriert sich niemals ausschließlich auf den theoretischen Part, vielmehr bereichern zahlreiche Praxisbeispiele seine Ausführungen. Viele Fragen, die er stellt, sind zugegebenermaßen unbequem, fordern heraus und regen sehr viel zum Nachdanken an. Man beginnt als Leser unweigerlich, sich und seine eigenen Schutzmechanismen zu erforschen. Ein exzellentes Buch mit hervorragendem Inhalt, das für meinen Geschmack lediglich einen einzigen Kritikpunkt aufweist: die sehr kleinen Lettern und der ebenfalls sehr geringe Zeilenabstand tragen leider nicht gerade dazu bei, ein flüssiges Lesen zu gewährleisten. Die Lektüre war aus diesem Grund etwas mühsam für mich und ich hätte mir hier eine etwas lesefreundlichere Gestaltung gewünscht. Nichtsdestotrotz möchte ich dieses Buch jedem Christen ans Herz legen und kann es uneingeschränkt weiter empfehlen.
„Wir müssen aber erkennen, dass tiefgreifende Veränderung nicht so sehr dadurch zustande kommt, was wir tun und wieviel Mühe wir uns dabei geben, als vielmehr durch die Bereitschaft, sich den Realitäten des eigenen Innenlebens zu stellen. Persönliche Integrität, der feste Entschluss, sich nichts vorzumachen, sind Grundvoraussetzungen für die Veränderung von innen nach außen.“
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