Rezension zu "66 Liebesbriefe" von Lawrence J. Crabb
Gibt es nicht genug Bibelauslegungen und Kommentare? Lawrence J. Crabb war jedenfalls der Meinung, dass es noch kein Buch gibt, in dem es um die Geschichte der Bibel in ihrer Gesamtheit geht, quasi um den roten Faden der sich von Mose bis zur Offenbarung zieht. Er bedauert, dass so viele Christen die Bibel nur noch rudimentär kennen, vielleicht einige Bibelstellen auswendig, eben nur das was sie grad brauchen. Aber immer weniger Christen lesen die Bibel mindestens einmal im Leben von vorn bis hinten, am Stück durch. Das war die Intention des Autors, weshalb dieses Buch entstanden ist.
Erstmal muss man sich durch ein Vorwort und eine Anleitung zum lesen dieses Buches durchforsten, bist man richtig loslegen kann. Schon im Vorwort bemerkt man die Ernsthaftigkeit von Crabbs Anliegen, aber man muss auch immer wieder schmunzeln über seinen Humor. Jedes Kapitel ist ziemlich kurz gehalten, immerhin sind es ja 66 davon. Der Autor führt quasi ein Zwiegespräch mit Gott. Erst stellt er fragen an Gott und dieser antwortet dann darauf. Dieses Konzept hat mir sehr gut gefallen, weil die Fragen sehr lebensnah sind. Gott fasst meist den Inhalt des jeweiligen Bibelbuches zusammen und antwortet auf die Fragen. Die Idee ist sehr ungewöhnlich, hat mir aber sehr gut gefallen. Ich muss zugeben, ich habe nicht alles verstanden, oft waren die Ausführungen sehr ausschweifend. Trotzdem war ich sehr fasziniert von vielen Aussagen. Sicher soll das Buch nur eine Anregung sein, selbst darüber nachzudenken und auch weiter zu denken, immerhin sind es die Gedanken eines einzigen Menschen (der aber im Gespräch mit Gott steht). Besonders beeindruckt war ich vom Brief an die Galater. Das ist ja zugegeben kein leichter Brief von Paulus. Aber das erste Mal ist mir hier richtig ein Licht aufgegangen. Crabb schreibt auch über persönliche Ängste und Sorgen, das macht das Buch nicht zu einer theologischen Abhandlung sondern zeigt, dass wir nicht allein sind mit unseren Problemen.
Der Autor empfiehlt, das Buch wirklich von vorn bis hinten zu lesen, um erstmal den roten Faden zu entdecken. Idealerweise mit der Bibel und einem Notizbuch daneben. Um die Bibel in ihrer Gesamtheit zu erfassen, kann man es nicht in einem Rutsch lesen. Dafür sind hier einfach zu viele wichtige Gedanken niedergeschrieben. Wer sich richtig Zeit nehmen möchte, sollte jede Woche nur ein Kapitel lesen und ist somit in etwa anderthalb Jahren einmal durch die Bibel durch. Das Buch ersetzt natürlich nicht das Bibel lesen, das wird ausdrücklich betont. Auf der Webseite des Autors gibt es die Möglichkeit, Fragen für Gruppengespräche auszudrucken, leider bisher nur auf Englisch, dennoch ist das für Hauskreise sicher eine gute Option.
Ein sehr wichtiges und hilfreiches Buch für das persönliche Bibelstudium!