Layal Liverpool

 4,8 Sterne bei 4 Bewertungen
Autor*in von Racism kills.

Lebenslauf

Layal Liverpool ist Wissenschaftsjournalistin für die Themen Technologie, Physik, Umwelt und Gesundheit, wobei sie sich insbesondere mit Ungleichheiten in Wissenschaft, Gesundheit und Medizin befasst. Ihre Artikel sind unter anderem in Nature, New Scientist, WIRED und dem Guardian erschienen. Bevor sie in den Journalismus wechselte, arbeitete Layal als biomedizinische Forscherin am University College London und an der University of Oxford. Sie hat in Virologie und Immunologie an der Universität Oxford promoviert. Sie lebt in Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Layal Liverpool

Cover des Buches Racism kills (ISBN: 9783351039752)

Racism kills

(4)
Erschienen am 15.10.2024

Neue Rezensionen zu Layal Liverpool

Cover des Buches Racism kills (ISBN: 9783351039752)
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Rezension zu "Racism kills" von Layal Liverpool

Buecherkarawane
Recherche zum Thema Rassismus innerhalb des Gesundheitswesen

Manche Bücher klären auf. Andere lassen dich sprachlos da. Und dann gibt es solche, die beides gleichzeitig tun – so wie Racism Kills von Layal Liverpool. 


Ich habe in den letzten Jahren viele Bücher über systemischen Rassismus im Gesundheitswesen gelesen, aber dieses hier hat mich auf eine ganz neue Weise erstaunt. Es beginnt mit etwas Alltäglichem: einer Hautkrankheit. Eczema. Doch für Layal Liverpool wurde daraus ein jahrzehntelanger Leidensweg, weil weiße Ärzt*innen in mehreren Ländern ihre Symptome auf schwarzer Haut nicht erkennen konnten. Erst eine schwarze Ärztin sah, was los war. Und das war der Anfang einer tiefgreifenden Recherche zu ihrem Buch "Racism Kills".


Was ich besonders stark finde: Liverpool dreht die Perspektive. Viele Werke zu medizinischer Voreingenommenheit starten mit dem weißen Standard und fügen dann die marginalisierten Gruppen als „Abweichung“ hinzu. Liverpool geht den umgekehrten Weg – schmerzhaft ehrlich und längst überfällig.


Ein Thema, das mir noch lange nachging, war das sogenannte Race-Normalizing – eine Praxis, bei der medizinische Daten für Schwarze Menschen systematisch „korrigiert“ werden, meist zum Nachteil der Patient*innen. Ein Beispiel: Die eGFR-Werte zur Einschätzung der Nierenfunktion. Über Jahrzehnte hinweg wurden diese bei Schwarzen Menschen künstlich hochgerechnet, was dazu führte, dass Nierenschäden oft zu spät erkannt oder behandelt wurden.


Und ich muss sagen: Vieles, was in dem Buch beschrieben wird, hat mich nicht überrascht – weil ich es selbst erlebt habe. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich Ärzt*innen gewechselt habe, weil ich mich nicht ernst genommen fühlte. Weil Diagnosen sich nicht richtig anfühlten. Weil ich durch Berichte und Erfahrungen anderer wusste, wie leicht es ist, übersehen, falsch eingeschätzt oder in stereotype Schubladen gesteckt zu werden 


Und doch bleibt das Buch nicht bei der Analyse von Rassismus gegen Schwarze Menschen stehen. Liverpool nimmt die gesamte Komplexität von Diskriminierung in den Blick. Sie spricht über die Black Community, aber auch über asiatische Minderheiten, Maori-Frauen und indigene Völker. Es geht um Rassifizierung im medizinischen System – nicht auf eine Ethnie beschränkt, sondern breit und tief beleuchtet.


Was mich besonders begeistert hat, war die Art, wie komplexe medizinische und gesellschaftliche Zusammenhänge erklärt werden. Da ist zum Beispiel die Geschichte einer schwarzen Ärztin, die ihren eigenen Herzinfarkt diagnostizierte – und trotzdem von Notfallpersonal nicht ernst genommen wurde. Liverpool erklärt hier nicht nur den Vorfall, sondern liefert auch einen verständlichen Mini-Crashkurs: Was sind Symptome eines Herzinfarkts? Wie läuft eine Diagnose ab? Das ist keine trockene Theorie – das ist praktisches Wissen „to go“.


Ein weiteres starkes Kapitel behandelt Umweltrassismus. Hier zeigt Liverpool den Zusammenhang zwischen Umweltbelastung, ethnischer Herkunft und Klassenzugehörigkeit auf. Es sind nicht nur die Armen, die in belasteten Gegenden leben müssen – es sind gezielt marginalisierte Gruppen, die schlechtere Luft atmen, weniger sauberes Trinkwasser bekommen, und denen buchstäblich der Boden unter den Füßen vergiftet wird.


Und genau hier liegt die große Stärke dieses Buches: Es verbindet analytische Schärfe mit tiefem Mitgefühl. Es zeigt, dass Diskriminierung nicht eindimensional ist – sondern sich überlagert mit Klasse, Geschlecht, Behinderung und weiteren gesellschaftlichen Ungleichheiten. Und es macht dabei nie den Fehler, einen Faktor gegen den anderen auszuspielen. 


Es ist kein Buch, das man einfach nach dem Lesen zur Seite legt. Es verändert die Art, wie man Gesundheitsversorgung betrachtet – und vielleicht auch, wie man selbst Arztbesuche erlebt. Ein zutiefst notwendiges, zutiefst menschliches Buch.

Cover des Buches Racism kills (ISBN: 9783351039752)
C

Rezension zu "Racism kills" von Layal Liverpool

Cha
Was für ein wichtiges Buch!

Das Buch widmet sich einem Teilaspekt von Rassismus, von dem ich noch nicht so oft gehört habe. Nämlich den gesundheitlichen Aspekten. Dabei deckt das Buch unheimlich viel ab. Es gibt zahlreiche, gut recherchierte und dargestellte Fallbeispiele, es geht um das generelle Problem der fehlenden Daten für die Diagnosen an nicht-weißen Menschen und die medizinische Ungleichbehandlung. Besonders augenöffnend war das Fazit, denn das größte Problem sind nicht die ungleichen/fehlenden Daten, sondern die durch Rassismus verschiedenen Lebensrealitäten, die zu mehr Krankheiten führen. 

Ein wirklich ganz und gar großartig gemachtes Buch, das extrem wichtig ist und jeder lesen sollte, denn das geht und alle an!

Cover des Buches Racism kills (ISBN: 9783351039752)
M

Rezension zu "Racism kills" von Layal Liverpool

Madame_F
Eine schmerzhafte, aber wichtige Lektüre über die tödlichen Folgen von Rassismus

Layal Liverpools "Racism Kills" ist ein bahnbrechendes Werk, das mit schmerzhafter Klarheit aufzeigt, wie tief Rassismus in unsere Gesellschaft eingreift – und wie er Leben kostet. Besonders eindringlich beleuchtet die Autorin die gesundheitlichen Folgen von Rassismus für Schwarze Menschen. Ihre akribische Recherche und die menschliche Dimension der Erzählung machen das Buch zu einer unverzichtbaren Lektüre für alle, die bereit sind, sich kritisch mit strukturellem Rassismus auseinanderzusetzen.

Liverpool zeigt eindrucksvoll, wie Rassismus Schwarze Gesundheit auf vielschichtige Weise schädigt. Einerseits verdeutlicht sie, dass Schwarze Menschen einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgesetzt sind sowie eine deutliche höhere Sterblichkeit als Folge diverser Erkrankungen aufweisen. Liverpool erklärt, wie soziale Determinanten – wie der ungleiche Zugang zu hochwertiger medizinischer Versorgung, Stress durch Diskriminierung und rassistische Vorurteile im Gesundheitssystem – wesentlich zu diesen gesundheitlichen Disparitäten beitragen.

Besonders erschütternd ist die Darstellung des sogenannten "Weathering"-Effekts: die kumulative Belastung durch chronischen Stress, der durch Rassismuserfahrungen entsteht. Liverpool beschreibt eindringlich, wie dieser Stress nicht nur die psychische Gesundheit Schwarzer Menschen belastet, sondern auch physische Folgen hat, die sich in vorzeitiger Alterung und einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten äußern. Diese wissenschaftlich fundierte Erklärung macht deutlich, dass Rassismus nicht nur ein gesellschaftliches Problem ist, sondern ein direkter Angriff auf die Lebenserwartung und Lebensqualität Schwarzer Menschen.

Liverpool beleuchtet außerdem, wie rassistische Vorurteile im medizinischen Sektor die Gesundheitsversorgung Schwarzer Menschen verschlechtern. Sie führt Beispiele an, in denen Schwarze Patient*innen nicht ernst genommen, ihre Schmerzen unterschätzt oder ihre Symptome falsch interpretiert wurden – eine erschreckende Realität, die nicht nur zu Fehldiagnosen, sondern auch zu vermeidbaren Todesfällen führt. Diese systemische Ignoranz wird durch historische und aktuelle Fälle untermauert, die Liverpools Argumentation erschütternd plausibel machen.

Doch Liverpools Buch geht über die Analyse hinaus: Sie schildert auch, wie Schwarze Communities trotz der systemischen Benachteiligung widerstandsfähig bleiben, sich gegenseitig unterstützen und innovative Ansätze zur Gesundheitsförderung entwickeln. Dennoch macht sie deutlich, dass die Last des Wandels nicht allein auf den Schultern der Betroffenen liegen kann. Sie ruft die weiße Mehrheitsgesellschaft dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und aktiv gegen die tief verwurzelten rassistischen Strukturen vorzugehen, die solche gesundheitlichen Ungerechtigkeiten ermöglichen.

"Racism Kills" ist eine quälende, aber notwendige Lektüre, die unmissverständlich aufzeigt, dass Rassismus nicht nur eine moralische Frage ist, sondern eine Gesundheitskrise. Layal Liverpools Werk zwingt uns, die tödlichen Konsequenzen von Ignoranz und Passivität zu erkennen – und macht klar, dass es dringend Handlungsbedarf gibt.

Fazit: "Racism Kills" ist eine schonungslose Anklage gegen die gesundheitsschädlichen Folgen von Rassismus und ein brillantes Plädoyer für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Layal Liverpools detaillierte Analyse und die emotional ergreifenden Geschichten betroffener Schwarzer Menschen hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Dieses Buch ist ein Weckruf, der nicht ignoriert werden darf.

Danke an den Aufbau-Verlag und Netgalley für das Lese-Exemplar!

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