Genau dort, wo Tourist*innen nach Entschleunigung und Erholung suchen, lebt Luan seit seiner Kindheit: in Waldbad. Ob als Hausmeister im Hotel-Resort, als Bademeister oder Snowboard-Lehrer - Luan profitiert von den Gelegenheitsjobs, die der Tourismus mit sich bringt. Doch natürlich gibt es da auch Schattenseiten, die den Einwohner*innen von Waldbad das Bleiben äußerst schwierig machen.
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Wer jetzt glaubt, der Roman „Waldbad“ macht mit erhobenem Zeigefinger auf die negativen Auswirkungen von Overtourism aufmerksam, täuscht sich. Im Gegenteil, die Autorin erzählt charmant und sympathisch, echt und authentisch und vor allem fesselnd und spannend von den verschiedenen Sichtweisen dieser Thematik. Vom Entstehen, vom Wandel, vom Damals und vom Morgen.
Dabei lernen wir viele interessante Charaktere kennen, die entweder schon immer im Kurort leben oder die zeitweise ihre Ferien hier verbringen. Das schöne daran: Wir blicken hinter die Kulissen. Es geht nicht um Schuld oder Wut - denn wie so häufig, wäre das ganz bestimmt kein guter Weg. Wir sehen durch die Augen der Charaktere die Vor- und Nachteile von Tourismus, die persönlichen Schicksale und die bunte Vielfalt.
Der Roman wird von Luan erzählt, der mich durch seine lockere Sprache und seine überzeugende Art sofort mitreißt. Luan bringt uns die Hotelgäste näher, ebenso wie seine Freunde. Er ist besonders und einfühlsam, neugierig, lustig und manchmal schräg, bodenständig und loyal. Seine tiefgründigen Gedanken und sein so offener Blick auf andere Menschen führen uns kurzweilig und mit einem speziellen Kribbeln im Bauch durch dieses Buch.
Die kurz angerissenen Ausflüge ins Überirdische haben mir sehr gut gefallen, aber auch die stillen Momente, die eine Portion Schwere mit sich bringen und die aufzeigen, dass vieles ganz anders ist, als es scheint.
Ich bin rundum begeistert von diesem facettenreichen Roman, der Raum für mich selbst und meine Gedanken lässt. Wie schön, dass in der Welt der Literatur Platz ist für so besondere Geschichten.